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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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stark glänzendem schwarzem Leder. Auf der Brust der Uniformjacke befanden sich drei Reihen mit Auszeichnungen – zwei Leninorden, ein Suworoworden, ein Alexander-Newski-Orden, ein Rotbannerorden, zwei Orden des Roten Sterns, eine Medaille für zwanzigjährige Dienste sowie welche für die Verteidigung von Moskau und die Einnahme Berlins. Danach folgten ein rosafarbener und grauer britischer Verdienstorden sowie zwei amerikanische Verdienstorden in Rot und Weiß. Über den Orden hing der goldene Stern eines Helden der Sowjetunion.
    Das Gesicht über dem Stehkragen der Uniformjacke war schmal und streng. Unter den Augen, die rund und braun waren und wie polierte Murmeln unter dichten schwarzen Brauen prangten, hingen schlaffe Tränensäcke. Der Schädel war glatt rasiert, und die helle Haut schimmerte im Licht des Deckenleuchters. Der Mund war breit und wirkte über dem gespaltenen Kinn grimmig. Es war das harte, unnachgiebige Gesicht großer Autorität.
    Eines der Telefone auf dem Schreibtisch summte leise. Mit strammen und präzisen Schritten ging der Mann an seinen Schreibtisch. Er setzte sich und nahm den Hörer des Telefons ab, auf dem mit weißer Schrift die Buchstaben WTsch geschrieben standen. Dieses Kürzel steht für
wisokotschastoti
oder Kurzwelle. Nur etwa fünfzig höchste Funktionäre haben Zugang zur WTsch-Schaltzentrale, und es handelt sich ausnahmslos um Staatsminister oder Leiter ausgewählter Abteilungen. Sie wird in einer kleinen Vermittlungsstelle im Kreml von ausgebildeten Sicherheitsoffizieren bedient. Sie selbst können nicht mithören, doch jedes über diese Leitungen gesprochene Wort wird automatisch aufgenommen.
    »Ja?«
    »Hier spricht Serow. Was hat sich seit dem Präsidiumstreffen heute Morgen getan?«
    »Ich habe in ein paar Minuten eine weitere Besprechung, Genosse General – mit RUMID, GRU und natürlich dem MGB. Wenn wir uns dort einigen, werde ich mich danach mit meinem Einsatzleiter und dem Planungsleiter treffen. Für den Fall, dass eine Liquidierung beschlossen wird, habe ich bereits Vorkehrungen getroffen und den benötigten Agenten nach Moskau bringen lassen. Dieses Mal werde ich mich persönlich um die Vorbereitungen kümmern. Wir wollen keine weitere Chochlow-Affäre.«
    »Auf keinen Fall. Rufen Sie mich nach dem ersten Treffen an. Ich will dem Präsidium morgen früh Bericht erstatten.«
    »Natürlich, Genosse General.«
    General G. legte den Hörer auf und drückte einen Signalknopf unter seinem Schreibtisch. Gleichzeitig schaltete er das Aufnahmegerät ein. Sein Adjutant, ein MGB-Hauptmann, kam herein.
    »Sind sie eingetroffen?«
    »Ja, Genosse General.«
    »Führen Sie sie herein.«
    Innerhalb weniger Minuten kamen sechs Männer, fünf davon in Uniform, durch die Tür herein, und ohne den Mann am Schreibtisch weiter zu beachten, setzten sie sich auf ihre Plätze am Besprechungstisch. Es handelte sich um drei hochrangige Offiziere und Abteilungsleiter, und jeder von ihnen wurde von seinem Adjutanten begleitet. In der Sowjetunion geht niemand allein in eine Besprechung. Zu seinem eigenen Schutz und als Rückversicherung bringt er stets einen Zeugen mit, sodass seine Abteilung eine unabhängige Version dessen zu hören bekommt, was während der Besprechung vor sich ging und vor allem, was in ihrem Namen gesagt wurde. Dies ist wichtig, falls eine solche Angelegenheit eine Untersuchung nach sich zieht. Während der Besprechung werden keine Notizen gemacht, und Entscheidungen werden den Abteilungen mündlich mitgeteilt.
    Auf der anderen Seite des Tischs saß Generalleutnant Slawin, Leiter der GRU, des Nachrichtendienstes des Armeegeneralstabs, mit einem Oberst neben sich. Am anderen Ende des Tisches saß Generalleutnant Wosdwischenski von RUMID, dem Nachrichtendienst des Außenministeriums. Neben ihm saß ein in Zivil gekleideter Mann mittleren Alters. Mit dem Rücken zur Tür saß Oberst der Staatssicherheit Nikitin, Leiter des Nachrichtendiensts des MGBs, mit einem Major an seiner Seite.
    »Guten Abend, Genossen.«
    Von den drei hochrangigen Offizieren kam höfliches Gemurmel. Jeder von ihnen wusste – und glaubte, der Einzige mit diesem Wissen zu sein –, dass der Raum abgehört wurde, und jeder von ihnen hatte sich, ohne seinen Adjutanten einzuweihen, entschieden, das absolute Minimum an Worten von sich zu geben, im Einklang mit der Disziplin und den Erfordernissen des Staates.
    »Lassen Sie uns rauchen.« General G. zog eine Packung Moskwa-Zigaretten heraus und

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