James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
würde die Welt nicht mal aufsehen lassen. Bitte fahren Sie fort.«
»Italien kann abgehakt werden«, sprach Generalleutnant Wosdwischenski weiter, als ob er die Unterbrechung überhaupt nicht wahrgenommen hätte. »Sie sind zwar gerissen und aktiv, aber sie können uns nichts anhaben. Sie sind nur an ihrem eigenen Hinterhof interessiert, dem Mittelmeerraum. Das Gleiche kann man auch über Spanien sagen, dessen Gegenspionage allerdings ein großes Hindernis für die Partei darstellt. Wir haben viele gute Männer an diese Faschisten verloren. Aber eine Operation gegen sie würde uns wahrscheinlich noch mehr Männer kosten. Und man hätte wenig erreicht. Sie sind noch nicht reif für eine Revolution. In Frankreich haben wir zwar die meisten ihrer Dienste unterwandert, aber das Deuxième Bureau ist immer noch sehr gerissen und gefährlich. Ein Mann namens Mathis ist dort der Leiter. Eine Ernennung durch Mendès-France. Er wäre ein verlockendes Ziel, und es wäre ein Leichtes, in Frankreich zu operieren.«
»Frankreich kümmert sich um sich selbst«, kommentierte General G.
»England wiederum ist eine ganz andere Sache. Ich denke, wir alle haben Respekt vor ihrem Nachrichtendienst«, sagte Generalleutnant Wosdwischenski und blickte in die Runde. Alle Anwesenden begannen widerwillig zu nicken, einschließlich General G. »Ihr Sicherheitsdienst ist außerordentlich. England hatte als Insel schon immer große Sicherheitsvorteile, und ihr sogenannter MI5 beschäftigt Männer mit guter Ausbildung und wachem Geist. Ihr Geheimdienst ist noch besser. Sie erzielen beachtliche Erfolge. Bei bestimmten Arten von Operationen müssen wir immer wieder feststellen, dass sie schon vor uns da gewesen sind. Ihre Agenten sind gut. Sie zahlen ihnen nur wenig Geld – nur tausend bis zweitausend Rubel im Monat –, aber sie dienen voller Hingabe. Und doch genießen diese Agenten keine besonderen Privilegien in England, keine Steuererleichterung und keine speziellen Läden wie bei uns, in denen sie günstige Waren kaufen können. Ihr sozialer Status im Ausland ist nicht besonders hoch, und ihre Ehefrauen müssen als Sekretärsgattinnen durchgehen. Bevor sie sich zur Ruhe setzen, bekommen sie selten eine Auszeichnung. Und doch erledigen diese Männer und Frauen diese gefährliche Arbeit. Es ist seltsam. Vielleicht liegt es an der Internats- und Universitätstradition. Der Liebe zum Abenteuer. Aber dennoch ist es merkwürdig, dass sie in diesem Spiel so gut sind, da es sich bei ihnen nicht um geborene Verschwörer handelt.« Generalleutnant Wosdwischenski hatte das Gefühl, dass diese Bemerkungen als zu lobend verstanden werden konnten. Schnell erläuterte er sie: »Natürlich liegt ein Großteil ihrer Stärke im Mythos – im Mythos von Scotland Yard, Sherlock Holmes, dem Secret Service. Wir haben von diesen Gentlemen sicherlich nichts zu befürchten. Aber dieser Mythos ist ein Hindernis, und wir täten gut daran, ihn aus dem Weg zu räumen.«
»Und die Amerikaner?« General G. wollte Wosdwischenskis Lobpreisungen des britischen Nachrichtendiensts einen Riegel vorschieben. Eines Tages würde dieser Satz über die Internats- und Universitätstradition gut vor einem Gericht klingen. Als Nächstes, hoffte General G., wird er sagen, dass das Pentagon stärker ist als der Kreml.
»Die Amerikaner haben unter unseren Feinden den größten und am besten finanzierten Geheimdienst. Technisch gesehen sind sie in solchen Dingen wie Funk, Waffen und Ausrüstung die Besten. Aber sie haben kein Verständnis von der Arbeit. Sie werden ganz aufgeregt, wenn ihnen irgendein Spion aus dem Balkan sagt, dass er eine geheime Armee in der Ukraine hat. Sie überhäufen ihn mit Geld, damit er Stiefel für seine Armee kaufen kann. Natürlich fliegt er stattdessen nach Paris und gibt das Geld für Frauen aus. Gute Spione arbeiten nicht nur für das Geld allein – nur die schlechten, von denen die Amerikaner gleich mehrere Abteilungen haben.«
»Aber sie haben Erfolg«, sagte General G. mit samtweicher Stimme. »Vielleicht unterschätzen Sie sie.«
Generalleutnant Wosdwischenski zuckte mit den Schultern. »Sie müssen Erfolg haben, Genosse General. Man kann nicht eine Million Keime einpflanzen, ohne eine Kartoffel zu ernten. Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass sich diese Versammlung mit den Amerikanern befassen muss.« Der Leiter von RUMID lehnte sich zurück und zog gelassen sein Zigarettenetui heraus.
»Eine sehr interessante Erläuterung«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher