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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Einfluss auf die Presse und das Radio haben. Wenn Sie mich fragen, wie wir diesen Mann dorthin bekommen sollen, kann ich nur antworten: Wenn der Köder wichtig genug und dieser Mann der einzige ist, der ihn einholen kann, wird er ausgesandt werden, um ihn sich zu schnappen, egal wo er sich befinden mag. Um es nicht wie eine Falle aussehen zu lassen, würde ich empfehlen, dem Köder eine gewisse Exzentrik zu verleihen, irgendetwas Ungewöhnliches. Die Engländer bilden sich viel auf ihre Exzentrik ein. Sie behandeln ein exzentrisches Unternehmen als Herausforderung. Ich würde mich teilweise auf diese Interpretation ihrer Psychologie verlassen, um sie dazu zu bringen, eben diesen einen wichtigen Agenten auf die Suche nach dem Köder zu schicken.«
    Kronsteen hielt inne. Er senkte den Kopf, sodass er genau über die Schulter des Generals sah.
    »Ich werde mich damit beschäftigen, eine solche Falle zu entwickeln«, verkündete er gleichgültig. »Für den Moment kann ich nur eines sagen: Wenn der Köder die Beute erfolgreich angelockt hat, werden wir einen Auftragsmörder brauchen, der die englische Sprache perfekt beherrscht.«
    Kronsteens Augen wanderten zu der roten Samttischplatte vor ihm. Nachdenklich, als ob das der Kern seines Problems wäre, fügte er hinzu: »Wir werden außerdem ein verlässliches und extrem schönes Mädchen benötigen.«

DER WUNDERSCHÖNE KÖDER
    Als sie am Fenster ihrer Einzimmerwohnung saß und den friedlichen Juniabend betrachtete – das erste rosafarbene Leuchten des Sonnenuntergangs, das sich in den Fenstern auf der anderen Straßenseite spiegelte, den fernen Zwiebelturm einer Kirche, der wie eine brennende Fackel aus dem gezackten Horizont der Moskauer Dächer herausragte –, dachte Korporal der Staatssicherheit Tatjana Romanowa, dass sie in diesem Augenblick glücklicher war als jemals zuvor.
    Ihr Glück war nicht romantischer Natur. Es hatte nichts mit dem stürmischen Beginn einer Liebesaffäre zu tun – jenen Tagen und Wochen bevor die ersten kleinen Tränenwolken am Horizont erscheinen. Es war das ruhige, beständige Glück der Sicherheit, das Glück, in der Lage zu sein, der Zukunft voller Zuversicht entgegenzusehen. Ein Gefühl, das noch von unmittelbaren Dingen verstärkt wurde, wie dem Lob, das sie an diesem Nachmittag von Professor Denikin erhalten hatte, dem Duft eines guten Abendessens, das auf dem Elektroherd vor sich hin köchelte, den Klängen der Ouvertüre der Oper
Boris Godunow
, die im Radio vom Moskauer Staatsorchester gespielt wurde, und vor allem von der Schönheit der Tatsache, dass der lange Winter und der kurze Frühling vorbei waren und nun Juni war.
    Das Zimmer war ein winziger Kasten in einem riesigen modernen Wohngebäude auf der Sadowaja-Chernogriazskay Ulitsa, dem Grundstück für die Frauenbaracken der staatlichen Sicherheitsabteilung. Das robuste achtstöckige Gebäude, das von Strafarbeitern erbaut und 1939 fertiggestellt worden war, enthielt zweitausend Zimmer, von denen einige, wie ihres im dritten Stock, kaum mehr als quadratische Kästen mit einem Telefon, kaltem und warmem Wasser, einer einzigen elektrischen Glühbirne und zentralen Sanitäranlagen waren, die sich die Bewohnerinnen teilen mussten. Die Unterkünfte in den beiden oberen Stockwerken bestanden hingegen aus Zwei- und Dreizimmerwohnungen mit eigenen Badezimmern. Diese waren für hochrangige Frauen vorgesehen. Die Wohnungszuteilung im Gebäude wurde streng nach dem Rang geregelt, und Korporal Romanowa musste zum Feldwebel, Leutnant, Hauptmann, Major und Oberstleutnant aufsteigen, bevor sie das Paradies des obersten Stockwerks erreichen konnte, das für die Frauen mit dem höchsten Rang reserviert war.
    Doch sie war mit ihrer derzeitigen Situation durchaus zufrieden. Ihr Einkommen betrug eintausendzweihundert Rubel pro Monat (dreißig Prozent mehr, als sie bei jedem anderen Ministerium hätte verdienen können), sie hatte ein Zimmer für sich allein, in dem Closed Shop im Erdgeschoss des Gebäudes konnte sie günstig Lebensmittel und Kleidung einkaufen, sie erhielt ein monatliches Kontingent von mindestens zwei Ministeriumskarten für das Ballett oder die Oper und zwei ganze Wochen bezahlten Urlaub pro Jahr. Und vor allem hatte sie eine sichere Anstellung mit guten Aufstiegsmöglichkeiten in Moskau – und nicht in einer dieser tristen Provinzstädte, in denen monatelang nichts passierte und wo der Start eines neuen Kinofilms oder der Besuch eines Wanderzirkus die einzige

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