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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Unterhaltung war.
    Natürlich musste man für die Mitgliedschaft beim MGB auch Opfer bringen. Die Uniform grenzte einen vom Rest der Welt ab. Die Menschen hatten Angst vor einem, was der Natur der meisten Frauen widersprach, und man hielt sich ausschließlich in der Gesellschaft anderer Frauen und Männer des MGBs auf. Und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, musste man einen dieser Männer heiraten, um beim Ministerium bleiben zu können. Und sie arbeiteten wie der Teufel – von acht bis sechs, fünfeinhalb Tage die Woche mit nur einer vierzigminütigen Mittagspause in der Kantine. Aber das Mittagessen war gut, eine richtige Mahlzeit, sodass man kein großes Abendessen mehr brauchte, und auf den Zobelpelzmantel sparen konnte, der eines Tages den abgetragenen Fuchspelz ersetzen würde.
    Bei dem Gedanken an ihr Abendessen stand Korporal Romanowa von ihrem Stuhl am Fenster auf, um nach dem Topf mit der dicken Suppe zu sehen, in der ein paar Brocken Fleisch und ein wenig gemahlene Pilze schwammen. Sie war fast fertig und duftete köstlich. Korporal Romanowa stellte den Herd aus und ließ den Inhalt des Topfes köcheln, während sie sich wusch und zurechtmachte, wie man es ihr Jahre zuvor als Vorbereitung auf die Mahlzeiten beigebracht hatte.
    Während sie sich die Hände abtrocknete, betrachtete sie sich in dem großen ovalen Spiegel über dem Waschbecken.
    Einer ihrer ersten Freunde hatte einmal gesagt, sie sehe aus wie die junge Greta Garbo. Was für ein Unsinn! Und doch sah sie heute Abend recht gut aus. Ihr schönes dunkelbraunes seidiges Haar war aus der hohen Stirn gekämmt und reichte bis knapp über ihre Schultern, wo es sich an den Enden leicht nach außen wellte. (Die Garbo hatte ihr Haar einst so getragen, und Korporal Romanowa gestand sich ein, dass sie sich die Frisur bei ihr abgeschaut hatte.) Ihre ebenmäßige blasse Haut schimmerte an den Wangenknochen wie Elfenbein, und unter den geraden natürlichen Augenbrauen saßen weit auseinanderstehende, ruhige tiefblaue Augen (sie schloss erst das eine und dann das andere Auge. Ja, ihre Wimpern waren eindeutig lang genug!), eine gerade, recht gebieterische Nase – und dann der Mund. Was war mit dem Mund? War er zu breit? Er musste schrecklich breit aussehen, wenn sie lächelte. Sie lächelte ihr Spiegelbild an. Ja, er war breit, aber das war der der Garbo auch gewesen. Wenigstens waren die Lippen voll und schön geformt. In den Mundwinkeln lag die Andeutung eines Lächelns. Niemand konnte behaupten, dass es sich um einen kalten Mund handelte! Und ihr ovales Gesicht. War es zu lang? War ihr Kinn ein wenig zu spitz? Sie drehte den Kopf zur Seite, um es im Profil zu betrachten. Der schwere Vorhang aus Haaren fiel nach vorn und bedeckte ihr rechtes Auge, sodass sie ihn zurückstreichen musste. Tja, das Kinn war spitz, aber zumindest wirkte es nicht kantig. Sie wandte sich wieder dem Spiegel zu, nahm eine Bürste und fing an, ihr langes, dickes Haar zu bearbeiten. Greta Garbo! Sie war ganz ansehnlich, sonst würden ihr wohl kaum so viele Männer sagen, dass sie es war – ganz zu schweigen von den Mädchen, die ständig Schminktipps von ihr haben wollten. Aber ein Filmstar – noch dazu ein berühmter! Sie zog im Spiegel eine Grimasse und stand auf, um sich ihrem Abendessen zu widmen.
    Tatsächlich war Korporal Tatjana Romanowa eine sehr schöne Frau. Nicht nur ihr Gesicht war hübsch, auch ihr großer, fester Körper, den sie ausnehmend gut zu bewegen wusste, konnte sich sehen lassen. Sie war ein Jahr lang in der Ballettschule in Leningrad gewesen und hatte die Aussicht auf eine Tanzkarriere erst dann aufgegeben, als sie die vorgeschriebene Maximalgröße von ein Meter achtundsechzig um einen Zentimeter überschritten hatte. In der Schule hatte sie alles über die richtige Körperhaltung und Bewegung gelernt. Und dank ihrer Leidenschaft fürs Eiskunstlaufen, die sie das ganze Jahr über im Dynamo-Eislaufstadion auslebte und mit der sie sich bereits einen Platz in der ersten Damenmannschaft erarbeitet hatte, wirkte ihr ganzer Körper fit und gesund. Ihre Arme und Brüste waren makellos. Einem Puristen hätte allerdings ihr Hintern nicht gefallen. Seine Muskeln waren von dem vielen Training so hart geworden, dass er die sanften weiblichen Rundungen verloren hatte. Nun war er hinten rund und an den Seiten hart und flach, und stand wie der eines Mannes hervor.
    Korporal Romanowa wurde weit über die Grenzen der Englisch-Übersetzungsabteilung des

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