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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Gesicht und überraschend blauen Augen kam vom hintersten Schreibtisch auf sie zu und löste den Wachmann an Bonds Seite ab. Er lächelte Bond freundlich an, wobei seine extrem weißen Zähne aufblitzten, und führte ihn zum hinteren Bereich der Plattform. Er klopfte an eine schön gearbeitete Mahagonitür mit einem Sicherheitsschloss. Ohne eine Reaktion abzuwarten, öffnete er sie, führte Bond hinein und schloss leise die Tür hinter sich.
    »Ah, mein Freund. Kommen Sie herein. Kommen Sie herein.« Ein sehr großer Mann in einem wunderschön geschnittenen Anzug aus cremefarbener Tussahseide erhob sich von einem Mahagonischreibtisch und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    Der Hauch von Autorität, der in der lauten, freundlichen Stimme mitklang, erinnerte Bond daran, dass es sich bei diesem Mann um den Leiter von T handelte und dass Bond sich im Territorium eines anderen Mannes befand, dessen Befehlsgewalt er rechtlich gesehen unterstand. Es war lediglich eine Formsache, aber er musste sie dennoch im Hinterkopf behalten.
    Darko Kerim hatte einen wunderbar warmen, trockenen Händedruck. Es war der starke, volle Händedruck eines Bewohners der westlichen Welt – und nicht die zögerliche, weiche Geste, die man oft im östlichen Teil der Welt erlebte und die einem das Gefühl gab, sich die Finger am Jackett abwischen zu müssen. Und in dieser großen Hand lag außerdem eine ruhende Macht, die deutlich machte, dass sie die Hand ihres Gegenübers immer fester drücken konnte, bis schließlich die Knochen darin brachen.
    Bond war ein Meter dreiundachtzig groß, aber dieser Mann war mindestens fünf Zentimeter größer und erweckte den Eindruck, doppelt so breit und doppelt so massig wie Bond zu sein. Bond sah in zwei weit auseinanderstehende, freundliche blaue Augen in einem großen, glatten braunen Gesicht mit einer gebrochenen Nase auf. Die Augen waren wässrig und von roten Adern durchzogen wie die Augen eines Jagdhundes, der zu oft zu nah am Feuer liegt. Bond erkannte sie als die Augen eines Mannes, der sich übermäßiger Genusssucht hingab.
    Das Gesicht wirkte mit seinem Ausdruck von wildem Stolz, dem schweren lockigen schwarzen Haar und der schiefen Nase ein wenig wie das eines Zigeuners, und der Eindruck wurde zusätzlich durch den kleinen dünnen Goldring verstärkt, den Kerim in seinem rechten Ohrläppchen trug. Das Gesicht erschien in seiner Gesamtheit erschreckend dramatisch, lebendig, grausam und verkommen, doch die Lebenskraft, die es ausstrahlte, überwog die Dramatik. Bond kam zu dem Schluss, dass er noch nie so viel Vitalität und Wärme in einem menschlichen Gesicht gesehen hatte. Es war so, als würde man sehr nah an der Sonne stehen, und Bond ließ die starke, trockene Hand los und erwiderte Kerims Lächeln mit einer Freundlichkeit, die er nur selten für einen Fremden empfand.
    »Danke, dass Sie gestern Abend den Wagen geschickt haben, um mich abzuholen.«
    »Ha!« Kerim war hocherfreut. »Sie müssen auch unseren Freunden danken. Sie wurden von beiden Parteien abgeholt. Sie folgen meinem Wagen immer, wenn er zum Flughafen fährt.«
    »War es eine Vespa oder eine Lambretta?«
    »Das ist Ihnen aufgefallen? Eine Lambretta. Sie haben eine ganze Flotte davon für ihre kleinen Männer, die ich die ‚Gesichtslosen‘ nenne. Sie sehen sich so ähnlich, dass es uns nie gelungen ist, sie auseinanderzuhalten. Kleine Ganoven, hauptsächlich stinkende Bulgaren, die die Drecksarbeit für sie erledigen. Aber ich vermute, dieser hier hat gebührenden Abstand gehalten. Dem Rolls-Royce rücken sie nicht mehr zu sehr auf die Pelle, seit mein Chauffeur eines Tages abrupt angehalten und den Rückwärtsgang eingelegt hat. Der Lack wurde zwar ein wenig beschädigt, und die Unterseite der Karosserie war voller Blut, aber es hat den anderen Manieren beigebracht.«
    Kerim setzte sich und deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Er schob eine flache weiße Schachtel mit Zigaretten über den Tisch, und Bond setzte sich, nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Es war die beste Zigarette, die er je geraucht hatte – der mildeste und süßeste türkische Tabak in einem langen dünnen oval gerollten Papierröhrchen mit einer eleganten goldenen Mondsichel darauf.
    Während Kerim seine eigene Zigarette in einem langen Elfenbeinhalter voller Nikotinflecken befestigte, ergriff Bond die Gelegenheit und sah sich im Raum um, der stark nach Farbe und Lack roch, als ob er gerade renoviert worden wäre.
    Er war groß und

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