James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Ich kümmere mich nur darum, Ihnen die Dinge zu erleichtern und so annehmlich wie möglich zu machen, damit Sie Ihren Aufenthalt hier genießen können – selbst wenn er ergebnislos sein sollte.«
Bond lachte. »Ich nehme alles zurück. Ich hatte vergessen, wie die Dinge hier in der Balkanregion laufen. Wie dem auch sei, hier unterstehe ich Ihrem Befehl. Sie sagen mir, was ich tun soll, und ich werde es tun.«
Kerim winkte ab und wechselte das Thema. »Und da wir gerade von Ihren Annehmlichkeiten sprechen, wie gefällt Ihnen Ihr Hotel? Ich war überrascht, dass Sie sich für das Palas entschieden haben. Es ist kaum besser als ein liederliches Haus – das, was die Franzosen ein
baisodrome
nennen. Und die Russen steigen dort auch gerne ab. Nicht dass das eine Rolle spielen würde.«
»So schlimm ist es gar nicht. Ich wollte nur nicht im Istanbul-Hilton oder einem der anderen Luxushotels wohnen.«
»Aus finanziellen Gründen?« Kerim griff in eine Schublade und nahm ein flaches Bündel neuer grüner Geldscheine heraus. »Hier sind tausend türkische Pfund. Ihr tatsächlicher Wert und ihr Wert auf dem Schwarzmarkt entsprechen einem Kurs von eins zu zwanzig. Der offizielle Kurs ist sieben. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie alles ausgegeben haben, und ich beschaffe Ihnen so viel Nachschub, wie Sie wollen. Wir können nach Ihrem Auftrag abrechnen. Das ist ohnehin nur Dreck. Seit Krösus, der erste Millionär, damals die Goldmünzen erfand, hat das Geld an Wert verloren. Und mit den Köpfen auf den Münzen ging es ebenso schnell bergab. Zuerst hat man die Köpfe von Göttern auf die Münzen geprägt. Dann die von Königen. Dann die von Präsidenten. Und jetzt sind gar keine Köpfe mehr drauf. Sehen Sie sich dieses Zeug an!« Kerim warf Bond das Geld zu. »Heute ist es nur noch Papier mit dem Bild eines öffentlichen Gebäudes und der Unterschrift eines Bankangestellten darauf. Dreck! Das Wunder besteht darin, dass man damit immer noch etwas kaufen kann. Egal. Was noch? Zigaretten? Rauchen Sie nur diese hier. Ich lasse ein paar Hundert davon in Ihr Hotel schicken. Das sind die besten.
Diplomats
. Sie sind nicht leicht zu bekommen. Die meisten davon landen in den Ministerien und Botschaften. Sonst noch etwas, bevor wir zum Geschäftlichen kommen? Machen Sie sich keine Gedanken um Ihre Mahlzeiten und Ihre Freizeitbeschäftigung. Ich werde mich um beides kümmern. Es wird mir Freude bereiten und außerdem – und ich hoffe Sie verstehen das – kann ich so in Ihrer Nähe bleiben, während Sie hier sind.«
»Ich glaube, das wäre dann alles«, sagte Bond. »Bis auf eins: Sie müssen mich eines Tages mal in London besuchen kommen.«
»Niemals«, erwiderte Kerim nachdrücklich. »Das Wetter und die Frauen sind dort viel zu kalt. Und ich bin stolz darauf, Sie hier zu haben. Es erinnert mich an den Krieg. Also«, er betätigte eine Glocke auf seinem Schreibtisch. »Trinken Sie Ihren Kaffee pur oder süß? In der Türkei können wir uns ohne Kaffee oder Raki nicht ernsthaft unterhalten, und es ist noch zu früh für Raki.«
»Pur.«
Die Tür hinter Bond öffnete sich. Kerim bellte einen Befehl. Als die Tür wieder geschlossen wurde, schloss Kerim eine Schublade auf, nahm eine Akte heraus und legte sie vor sich. Dann schlug er mit der Hand darauf.
»Mein Freund«, sagte er ernst, »ich weiß nicht, was ich zu diesem Fall sagen soll.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, dass unsere Art von Arbeit so ähnlich ist wie ein Filmdreh? Es kommt so oft vor, dass sich alle in der richtigen Position befinden und ich denke, dass ich nun die Kamera laufen lassen kann. Und dann kommt irgendetwas dazwischen. Entweder das Wetter oder die Schauspieler oder irgendein Unfall. Und dann ist da noch etwas, das ebenfalls bei einem Filmdreh passiert. Die Liebe taucht in irgendeiner Form oder Gestalt auf, und zwar im schlimmsten Fall zwischen den beiden Hauptdarstellern, genau wie jetzt. Das ist für mich der verwirrendste und rätselhafteste Teil des Falls. Liebt dieses Mädchen tatsächlich die Vorstellung, die sie von Ihnen hat? Wird sie Sie lieben, wenn sie Ihnen leibhaftig begegnet? Werden Sie in der Lage sein, sie genug zu lieben, um sie davon zu überzeugen, mit Ihnen nach England zu gehen?«
Bond kommentierte diese Fragen nicht. Es klopfte an der Tür. Der Chefbuchhalter stellte zwei winzige trichterförmige Porzellantassen mit filigranen
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