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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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quadratisch und mit poliertem Mahagoniholz verkleidet. Eine Ausnahme bildete die Wand hinter Kerims Stuhl, vor der ein orientalischer Wandteppich von der Decke hing und sich sanft in der Brise bewegte, als ob sich dahinter ein offenes Fenster befinden würde. Doch das war eher unwahrscheinlich, da hoch oben in den Wänden drei runde Fenster waren, durch die Licht hineinfiel. Vielleicht lag hinter dem Wandteppich ein Balkon, der einen Ausblick auf das Goldene Horn bot, dessen Wellen Bond weiter unten gegen die Mauern plätschern hören konnte. In der Mitte der rechten Wand hing in einem goldenen Rahmen eine Kopie von Annigonis Porträt der englischen Königin. Ihr gegenüber hing in einem ebenso beeindruckenden Rahmen Cecil Beatons berühmte Fotografie, die Winston Churchill in Kriegszeiten zeigte, der wie eine schlecht gelaunte Bulldogge an seinem Schreibtisch im Kabinettsbüro saß. An der dritten Wand stand ein breites Bücherregal und ihm gegenüber ein bequem gepolstertes Ledersofa. Der große Schreibtisch in der Mitte des Raums war mit polierten Messinggriffen verziert. Inmitten der Unordnung, die darauf herrschte, standen drei silberne Bilderrahmen, und aus dem Augenwinkel sah Bond mehrere Auszeichnungen, unter anderem den
Order of the British Empire
.
    Kerim zündete seine Zigarette an. Dann drehte er den Kopf ruckartig zum Wandteppich herum. »Unsere Freunde haben mir gestern einen Besuch abgestattet«, sagte er beiläufig. »Sie haben draußen an der Wand eine Haftbombe befestigt. Die Länge der Zündschnur war so berechnet, dass mich die Explosion an meinem Schreibtisch erwischen sollte. Glücklicherweise hatte ich mir ein paar Minuten gegönnt, um mich dort drüben auf dem Sofa mit einer jungen Rumänin zu vergnügen, die immer noch glaubt, dass ihr ein Mann im Austausch für Liebesdienste Geheimnisse anvertrauen wird. Die Bombe ging im entscheidenden Moment hoch. Ich selbst ließ mich davon nicht stören, aber ich schätze, das Erlebnis war zu viel für das Mädchen. Als ich sie losließ, wurde sie hysterisch. Ich fürchte, sie hat entschieden, dass ihr meine Art des Liebesspiels insgesamt zu heftig ist.« Er vollführte eine entschuldigende Geste mit seinem Zigarettenhalter. »Aber wir haben uns beeilt, den Raum rechtzeitig für Ihren Besuch wieder in Ordnung zu bringen. Neues Glas für die Fenster und meine Bilder, und das ganze Zimmer stinkt nach Farbe. Nun ja.« Kerim lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Seine Stirn war leicht gerunzelt. »Was ich nicht verstehen kann, ist dieser plötzliche Bruch des Friedens. Wir haben hier in Istanbul bisher sehr einvernehmlich zusammengelebt. Wir alle müssen unsere Arbeit erledigen. Aber bisher ist es noch nie vorgekommen, dass meine lieben Kollegen mir auf diese Weise so plötzlich den Krieg erklären. Es war recht besorgniserregend. Das kann für unsere russischen Freunde nur Ärger bedeuten. Ich werde gezwungen sein, den Mann, der dafür verantwortlich ist, zurechtzuweisen, sobald ich seinen Namen herausgefunden habe.« Kerim schüttelte den Kopf. »Das Ganze ist äußerst verwirrend. Ich hoffe, dass es nichts mit unserem Fall zu tun hat.«
    »Aber war es denn notwendig, meine Ankunft so öffentlich zu machen?«, fragte Bond vorsichtig. »Ich will wirklich nicht, dass Sie in diese ganze Sache mit reingezogen werden. Warum haben Sie den Rolls-Royce zum Flughafen geschickt? Das bringt Sie doch nur mit mir in Verbindung.«
    Kerims Lachen war nachsichtig. »Mein Freund, ich muss Ihnen etwas erklären, das Sie wissen sollten. Wir und die Russen und die Amerikaner haben in allen Hotels einen Spitzel. Und wir haben alle einen Beamten der Geheimpolizei im Hauptquartier bestochen, und wir erhalten jeden Tag einen Durchschlag der Liste mit den Namen aller Ausländer, die über den Luft-, Land- oder Seeweg in dieses Land einreisen. Hätte ich ein paar Tage mehr Zeit gehabt, hätte ich Sie über die griechische Grenze einschmuggeln können. Aber zu welchem Zweck? Die andere Seite muss schließlich wissen, dass Sie hier sind, damit unsere Freundin Sie kontaktieren kann. Sie hat die Bedingung gestellt, dass sie das Treffen selbst arrangieren wird. Vielleicht vertraut sie unseren Sicherheitsmaßnahmen nicht. Wer weiß? Aber sie ließ sich nicht davon abbringen und meinte, dass ihre Zentrale sofort von Ihrer Ankunft in Kenntnis gesetzt werden würde – als ob ich das nicht wüsste.« Kerim zuckte mit seinen breiten Schultern. »Also warum sollten wir es ihr schwer machen?

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