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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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zwar schon ein wenig abgenutzt, aber es besaß immer noch eine gewisse Eleganz. Auf dem Parkettboden lagen kostbare Teppiche. Von der verzierten Decke hing ein funkelnder Kronleuchter. Das Bett, das rechts an der Wand stand, war riesig. Ein großer Spiegel mit Goldrahmen bedeckte den größten Teil der Wand dahinter. (Bond war amüsiert. Die Flitterwochensuite! Eigentlich sollte auch an der Decke ein Spiegel sein.) Das angeschlossene Badezimmer war gefliest und passte mit Bidet und Dusche zum Gesamteindruck. Sorgfältig hatte man Bonds Rasierset ausgebreitet.
    Der Concierge folgte Bond zurück ins Schlafzimmer, und als Bond sagte, dass er das Zimmer nehmen würde, entfernte er sich unter Verbeugungen.
    Warum nicht? Noch einmal inspizierte Bond das Zimmer. Dieses Mal untersuchte er die Wände und die Umgebung des Betts und des Telefons. Warum sollten irgendwo Mikrofone oder Geheimtüren versteckt sein? Welchen Sinn sollten sie haben?
    Sein Koffer stand auf einer Bank neben der Kommode. Er kniete sich hin. Keine Kratzer am Schloss. Der Fussel, den er im Verschluss eingeklemmt hatte, war immer noch da. Er öffnete den Koffer und nahm die kleine Aktentasche heraus. Auch dort keine Spur, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hätte. Bond verschloss den Koffer wieder und stand auf.
    Nachdem er sich gewaschen hatte, verließ er das Zimmer und ging die Treppe hinunter. Nein, es wurden keine Nachrichten für den Effendi hinterlegt. Der Concierge verbeugte sich, während er die Tür des Rolls-Royce öffnete. Lag in dem permanent schuldigen Ausdruck dieser Augen ein Hinweis auf eine Verschwörung? Bond entschied, sich nicht darum zu kümmern, wenn dem so sein sollte. Das Spiel, worin auch immer es bestand, musste gespielt werden. Wenn der Zimmerwechsel der Eröffnungsschachzug gewesen war, umso besser. Das Spiel musste schließlich irgendwie beginnen.
    Während der Wagen den Hügel hinunterraste, wandten sich Bonds Gedanken Darko Kerim zu. Was für ein Mann dieser Leiter der Station T war! Allein seine Größe verschaffte ihm in diesem Land der verschlagenen kleinen Männer eine gewisse Autorität, und seine große Vitalität und Lebensfreude machten ihn allseits beliebt. Wo war dieser überschwängliche gerissene Pirat nur hergekommen? Und wie war er zum Secret Service gestoßen? Er war genau die Art Mann, die Bond sympathisch war, und Bond war bereits geneigt, Kerim zu dem halben Dutzend echter Freunde hinzuzuzählen, die ihm, der keine »Bekannten« hatte, ans Herz gewachsen waren.
    Das Auto fuhr über die Galatabrücke und blieb vor den Gewölbebögen des Gewürzbasars stehen. Der Chauffeur führte ihn die schmalen, abgenutzten Stufen hinauf und in das Wirrwarr aus exotischen Gerüchen, Bettlern zugeschrienen Flüchen und mit Säcken beladenen Trägern. Hinter dem Eingang wandte sich der Chauffeur nach links, hinaus aus dem Strom der schiebenden, rufenden Masse und zeigte Bond einen kleinen Rundbogen in der dicken Mauer. Schmale Stufen wanden sich hinauf.
    »Effendi, Sie werden Kerim Bey im letzten Raum auf der linken Seite finden. Sie müssen nur fragen. Jeder kennt ihn.«
    Bond erklomm die kühlen Stufen zu einem kleinen Vorzimmer, wo ein Kellner, ohne nach seinem Namen zu fragen, übernahm und ihn durch ein Labyrinth schmaler, farbenprächtig gefliester Gewölbe zu Kerim führte, der an einem Ecktisch über dem Eingang des Basars saß. Er winkte mit einem Glas, in dem sich eine trübe Flüssigkeit und Eiswürfel befanden.
    »Da sind Sie ja, mein Freund! Jetzt trinken Sie erst mal einen Raki. Sie müssen nach Ihrer Besichtigungstour ja ganz erschöpft sein.« Er schoss eine Salve Bestellungen auf den Kellner ab.
    Bond setzte sich auf einen bequemen Sessel und nahm das kleine Glas entgegen, das ihm der Kellner reichte. Er prostete Kerim damit zu und nippte daran. Es schmeckte wie Ouzo. Er leerte das Glas. Sofort schenkte ihm die Bedienung nach.
    »Und nun bestellen wir Ihr Mittagessen. Hier in der Türkei wird nichts anderes gegessen, als in ranzigem Fett gebratene Innereien. Aber zumindest sind die Innereien hier auf dem Misir Çarşısı die besten.«
    Der grinsende Kellner machte Vorschläge.
    »Er sagt, dass der Döner Kebab heute sehr gut ist. Ich glaube ihm kein Wort, aber es könnte sein. Das ist sehr junges, über Kohle gegrilltes Lamm mit pikantem Reis. Es sind jede Menge Zwiebeln drin. Oder bevorzugen Sie etwas anderes? Ein Pilaw oder eine von diesen verdammten gefüllten Paprika, die sie hier immer essen?

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