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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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ihm, und noch am gleichen Abend brachte er sie an Bord seines Fischerbootes und segelte mit ihr den Bosporus hinauf zurück nach Trabzon. Ich glaube nicht, dass sie es jemals bedauert hat. Ich denke, sie hat damals die ganze Welt vergessen und nur noch ihn im Kopf gehabt. Kurz nach dem Krieg ist sie gestorben. Sie war sechzig. Das Kind vor mir war von einer Italienerin gewesen, und seine Mutter hatte es Bianco getauft. Es war blond. Ich war dunkelhaarig. Also wurde ich Darko genannt. Wir waren zusammen fünfzehn und hatten eine wunderbare Kindheit. Unsere Tanten kämpften oft untereinander und wir ebenfalls. Es war wie ein Zigeunerlager. Es wurde von meinem Vater zusammengehalten, der uns Kinder und die Frauen schlug, wenn wir ihm lästig wurden. Aber wenn wir friedlich und gehorsam waren, behandelte er uns gut. Sie können eine solche Familie sicherlich nicht verstehen?«
    »So wie Sie es beschreiben, kann ich es.«
    »Jedenfalls, so war das. Ich wuchs heran und wurde ein fast ebenso großer Mann wie mein Vater, aber mit besserer Bildung. Dafür sorgte meine Mutter. Mein Vater brachte uns nur bei, uns sauber zu halten, einmal am Tag auf die Toilette zu gehen und uns für nichts auf der Welt zu schämen. Meine Mutter lehrte mich zudem, England zu achten, aber das nur nebenbei. Mit zwanzig hatte ich mein eigenes Boot und verdiente Geld. Aber ich war wild. Ich verließ das große Haus und lebte in zwei kleinen Zimmern am Wasser. Ich wollte meine Frauen nicht dort haben, wo meine Mutter war. Eine Pechsträhne folgte. Ich hatte eine kleine bessarabische Wildkatze. Ich hatte sie bei einem Kampf mit ein paar Zigeunern gewonnen. Sie verfolgten mich, aber ich schaffte es mit ihr auf mein Boot. Zuerst musste ich sie bewusstlos schlagen. Sie versuchte immer noch, mich zu töten, als wir zurück in Trabzon waren, also brachte ich sie zu mir, nahm ihr alle Kleidung weg und kettete sie nackt unter dem Tisch an. Wenn ich aß, warf ich ihr wie einem Hund Reste zu. Sie musste lernen, wer der Herr war. Doch bevor das passierte, tat meine Mutter etwas Ungewöhnliches. Sie besuchte mich ohne Vorwarnung. Sie kam, um mir zu sagen, dass mich mein Vater umgehend sehen wollte. Sie fand das Mädchen. Zum ersten Mal in meinem Leben war meine Mutter wirklich wütend auf mich. Wütend? Sie war außer sich vor Zorn. Ich wäre ein grausamer Nichtsnutz, und sie würde sich schämen, mich ihren Sohn zu nennen. Das Mädchen müsse sofort zu ihren Leuten zurückgebracht werden. Meine Mutter brachte ihr ein paar ihrer eigenen Kleidungsstücke aus dem Haus. Das Mädchen zog sie an, doch als es so weit war, weigerte sie sich, mich zu verlassen.« Darko Kerim brach in schallendes Gelächter aus. »Eine interessante Lektion in weiblicher Psychologie, mein lieber Freund. Doch dieses Mädchen ist eine andere Geschichte. Während meine Mutter sie umsorgte und als Dank nichts als Zigeunerflüche zu hören bekam, sprach ich mit meinem Vater, der von der ganzen Sache nichts mitbekommen hatte und auch nie davon hören sollte. So war meine Mutter. Bei meinem Vater war ein anderer Mann, ein großer stiller Engländer mit einer Augenklappe. Sie sprachen über die Russen. Der Engländer wollte wissen, was sie an ihrer Grenze taten, was in Batumi und ihrem großen Marinestützpunkt nur achtzig Kilometer von Trabzon entfernt vor sich ging. Er würde für Informationen gutes Geld zahlen. Ich sprach Englisch und Russisch. Ich hatte gute Augen und Ohren. Ich hatte ein Boot. Also hatte mein Vater beschlossen, dass ich für den Engländer arbeiten sollte. Und dieser Engländer, mein lieber Freund, war Major Dansey, mein Vorgänger als Leiter dieser Station. Und den Rest«, Kerim vollführte eine ausladende Geste mit der Hand, in der er seine Zigarette hielt, »können Sie sich bestimmt denken.«
    »Aber was ist mit Ihrem früheren Wunsch, Berufskraftsportler zu werden?«
    »Ah«, sagte Kerim verschlagen, »das war nur eine Nebenbeschäftigung. Die Mitglieder unserer Wanderzirkusse waren fast die einzigen Türken, die man über die Grenze ließ. Die Russen können ohne den Zirkus nicht leben. So einfach war das. Ich war der Mann, der Ketten zerriss und an einem Seil zwischen meinen Zähnen Gewichte hob. Ich kämpfte gegen die örtlichen Kraftmänner der russischen Dörfer. Und einige von diesen Georgiern sind Riesen. Glücklicherweise sind es dumme Riesen, und ich gewann fast immer. Hinterher tranken wir und es gab immer viel Gerede und Gerüchte. Ich stellte mich dumm und

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