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James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)

Titel: James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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worden.
    »Der Lauf einer neuen Winchester 88«, flüsterte Kerim stolz. »Hat ein Mann in Ankara für mich zusammengebaut. Funktioniert mit den .308 Patronen. Den Kleinen. Drei davon passen rein. Geben Sie mir das Fernrohr. Ich will die Geheimtür im Visier haben, bevor meine Männer reingehen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihre Schulter als Ablage benutze?«
    »Natürlich nicht.« Bond reichte Kerim das Zielfernrohr. Dieser befestigte es am Lauf und legte das Gewehr auf Bonds Schulter ab.
    »Ich habe sie«, flüsterte Kerim. »Genau dort, wo Vavra gesagt hat. Er ist ein guter Mann.« Als zwei Polizisten von rechts die Kreuzung betraten, senkte er die Waffe. Bonds Körper spannte sich an.
    »Schon gut«, flüsterte Kerim. »Das sind nur mein Sohn und der Chauffeur.« Er steckte sich zwei Finger in den Mund. Ein sehr leises kurzes Pfeifen ertönte. Einer der Polizisten hob seine Hand an den Hals. Die beiden Polizisten drehten sich um und gingen davon. Dabei hallten ihre Schritte laut auf dem Pflaster wider.
    »Nur noch ein paar Minuten«, flüsterte Kerim. »Sie müssen noch um die Reklametafel herumgehen.« Bond spürte, wie sich der schwere Lauf des Gewehrs wieder auf seine Schulter senkte.
    Die mondbeschienene Stille wurde von einem lauten metallischen Dröhnen unterbrochen, das vom Stellwerk hinter der Reklametafel kam. Eine der beiden Schranken senkte sich. Inmitten der Ansammlung roter Lichter tauchte ein grünes auf. Aus der Ferne näherte sich von links ein leises Grollen. Es wurde schnell zum schweren Keuchen einer Lokomotive und dem schrillen Klirren nachlässig verkoppelter Waggons. Ein schwaches gelbliches Leuchten drang von der Böschung zur Linken heran. Die Lok schleppte sich an der Reklamewand vorbei.
    Langsam und scheppernd setzte der Zug seine hundertsechzig Kilometer lange Reise zur griechischen Grenze fort. Er war eine schwarze Silhouette vor dem silbern funkelnden Meer, und die durch billigen Treibstoff verursachten dichten Rauchwolken stiegen in die bewegungslose Luft auf. Als das rote Licht des Bremswagens kurz aufglimmte und verschwand, folgte ein tieferes Dröhnen, während die Lok in eine Kurve ging, und dann zwei schrille, traurig klingende Signale, um dem kleinen anderthalb Kilometer entfernten Bahnhof in Büyük ihre Ankunft anzukündigen.
    Das Rumpeln des Zugs verklang. Bond spürte, wie sich die Waffe stärker in seine Schulter grub. Er strengte sich an, um in der Dunkelheit das Ziel zu erkennen. Inmitten dieser Dunkelheit gab es ein noch schwärzeres Rechteck.
    Vorsichtig hob Bond seine linke Hand, um seine Augen vor dem Mond abzuschirmen. Hinter seinem rechten Ohr hörte er Kerim nach Luft schnappen. »Er kommt.«
    Aus dem Mund des riesigen schattigen Posters, genau zwischen den riesigen roten, vor Ekstase halb geöffneten Lippen, tauchte die dunkle Gestalt eines Mannes auf. Es sah aus, als würde ein Wurm aus dem Mund einer Toten kriechen.
    Der Mann sprang hinunter. Ein Schiff auf dem Bosporus knurrte in der Nacht wie ein schlafloses Tier im Zoo. Bond spürte Schweißtropfen auf seiner Stirn. Der Gewehrlauf drückte stärker, als der Mann den Bürgersteig verließ und auf sie zukam.
    Wenn er am Rand des Schattens angekommen ist, beginnt er zu rennen, dachte Bond. Du verdammter Idiot, schieß doch endlich.
    Jetzt. Der Mann beugte sich für einen schnellen Sprint über die vom Mondlicht hell erleuchtete Straße. Er trat aus den Schatten. Sein rechtes Bein hatte er gebeugt, und seine Schulter war eingedreht, um ihm Schwung zu verleihen.
    An Bonds Ohr ertönte der dumpfe Schlag einer Axt, die sich in einen Baumstamm grub. Der Mann fiel mit ausgestreckten Armen vorwärts. Es gab das scharfe Geräusch eines Aufpralls, als sein Kinn oder seine Stirn auf den Boden prallte.
    Eine leere Patrone fiel neben Bonds Füße. Er hörte das Klicken der nächsten, die sich in die Kammer schob.
    Die Finger des Mannes krallten sich kurz in die Pflastersteine. Seine Schuhe zuckten gegen die Straße. Dann lag er vollkommen still.
    Kerim schnaubte. Er nahm das Gewehr von Bonds Schulter. Dieser lauschte den Geräuschen, die das Auseinanderbauen und Verstauen der Waffe im Lederkoffer verursachte.
    Bond blickte auf die am Boden liegende Gestalt, auf den Umriss des Mannes, der gelebt hatte, nun aber nicht mehr existierte. Einen Moment lang verspürte er eine Abneigung gegen das Leben, das ihn zum Zeugen solcher Dinge werden ließ. Diese Abneigung galt aber nicht Kerim. Dieser Kerl hatte es zwei Mal auf ihn

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