James Bond 05 - Liebesgrüße aus Moskau (German Edition)
Handvoll Gras ab. Er setzte sich und nahm ein Glas Raki von Bond an. Dabei schien er recht heiter zu sein. Bond hatte den Eindruck, dass ihm der Kampf zu kurz gewesen war. Der Zigeuner sagte etwas.
Kerim schmunzelte. »Er sagt, dass seine Einschätzung richtig war. Sie haben gut getötet. Nun will er, dass die zwei Frauen Ihnen gehören.«
»Sagen Sie ihm, dass selbst eine der beiden zu viel für mich wäre. Aber ich halte sie für wunderbare Frauen. Ich würde mich freuen, wenn er mir den Gefallen täte, den Kampf als Unentschieden gelten zu lassen. Heute Abend wurden genug seiner Leute getötet. Er wird diese beiden brauchen, um neue Kinder für den Stamm zu gebären.«
Kerim übersetzte. Der Zigeuner sah Bond missmutig an und sagte ein paar bittere Worte.
»Er sagt, dass Sie ihn nicht um einen so schwierigen Gefallen hätten bitten sollen. Er sagt, dass Ihr Herz für einen guten Kämpfer zu weich ist. Aber er sagt, dass er tun wird, worum Sie ihn gebeten haben.«
Der Anführer ignorierte Bonds dankbares Lächeln. Er begann, schnell auf Kerim einzureden, der aufmerksam zuhörte und den Redeschwall nur gelegentlich mit einer Frage unterbrach. Krilencus Name wurde oft erwähnt. Dann sprach Kerim. In seiner Stimme lag tiefes Bedauern und er ließ sich auch durch Proteste seines Gegenübers nicht aufhalten. Es folgte eine letzte Erwähnung Krilencus. Kerim wandte sich wieder an Bond.
»Mein Freund«, sagte er nüchtern. »Es ist eine merkwürdige Angelegenheit. Wie es scheint, hatten die Bulgaren den Auftrag, Vavra und so viele seiner Männer zu töten wie möglich. Das ist eine simple Sache. Sie wussten, dass die Zigeuner für mich gearbeitet haben. Wenn auch vielleicht etwas drastisch. Beim Töten zeigen die Russen nicht viel Feingefühl. Sie lieben Massenmorde. Vavra war das Hauptziel. Ich war ein weiteres. Die Kriegserklärung gegen mich persönlich kann ich ebenso verstehen. Aber Ihnen sollte scheinbar kein Haar gekrümmt werden. Sie wurden genau beschrieben, damit kein Fehler gemacht wird. Das ist seltsam. Vielleicht wollte man diplomatische Auswirkungen vermeiden. Wer weiß das schon? Der Angriff war jedenfalls gut geplant. Sie kamen über einen Umweg auf den Hügel und sind dann im Leerlauf heruntergerollt, damit wir sie nicht hören. Dies ist ein einsamer Ort und es gibt im ganzen Umkreis keine Polizeistreife. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich diese Leute unterschätzt habe.« Kerim wirkte ratlos und unglücklich. Dann schien er eine Entscheidung getroffen zu haben. Er sagte: »Aber jetzt ist es Mitternacht. Der Rolls-Royce wird gleich hier sein. Bevor wir schlafen gehen können, haben wir noch eine kleine Aufgabe zu erledigen. Und es ist nun auch an der Zeit, diese Menschen zu verlassen. Sie haben noch viel zu tun, bevor es hell wird. Hier sind einige Leichen, die im Bosporus verschwinden müssen, und dann muss noch die Mauer repariert werden. Wenn die Sonne aufgeht, darf keine Spur dieses Vorfalls mehr zu sehen sein. Unser Freund wünscht Ihnen alles Gute. Er sagt, dass Sie wiederkommen sollen, und dass Zora und Vida Ihnen gehören, bis ihre Brüste hängen. Er weigert sich, mir die Schuld an dem zu geben, was passiert ist. Er sagt nur, dass ich ihm weiter Bulgaren schicken soll. Zehn wurden heute Abend getötet. Er will, dass es noch mehr werden. Und jetzt werden wir ihm die Hand schütteln und gehen. Mehr verlangt er nicht von uns. Wir sind gute Freunde, aber wir sind
gajos
. Und ich nehme an, er will nicht, dass wir seine Frauen um ihre Toten weinen sehen.«
Kerim streckte seine große Hand aus. Vavra ergriff sie und blickte Kerim in die Augen. Einen Moment lang schien sich sein eigener feuriger Blick zu verschleiern. Dann ließ der Zigeuner die Hand fallen und wandte sich zu Bond um. Die Hand war trocken, rau und wulstig wie die Pfote eines Tiers. Wieder wurden die Augen trüb. Er ließ Bonds Hand los. Dann redete er schnell und drängend auf Kerim ein, drehte ihnen den Rücken zu und verschwand zwischen den Bäumen.
Niemand sah von seiner Arbeit auf, als Kerim und Bond durch das Loch in der Mauer hinauskletterten. Der Rolls-Royce stand glänzend im Mondlicht, ein paar Meter die Straße hinab, gegenüber dem Café. Neben dem Chauffeur saß ein junger Mann. Kerim deutete auf ihn. »Das ist mein zehnter Sohn. Er heißt Boris. Ich dachte, ich könnte ihn vielleicht brauchen. Und das werde ich nun auch.«
Der junge Mann drehte sich um und sagte: »Guten Abend, Sir.« Bond erkannte in ihm einen der
Weitere Kostenlose Bücher