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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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ergriff sie Quarrels Hand, der sie wie ein Balletttänzer herumwirbelte. Nun hielt er ihre Hand hinter ihrem Rücken, und sie steckte in seiner Armbeuge fest.
    Wütend sah sie zu ihm hoch. »Nicht. Sie tun mir weh.«
    Quarrel lächelte die funkelnden dunklen Augen in dem blassen mandelförmigen Gesicht an. »Der Cap’n würde gerne was mit Ihnen trinken«, beschwichtigte er. Er kehrte an den Tisch zurück und zerrte die Frau mit sich. Mit einem Fuß zog er einen Stuhl vom Tisch und setzte sich neben sie, ohne den Griff um ihr Handgelenk zu lockern. So saßen schließlich beide steif nebeneinander wie ein streitendes Liebespaar.
    Bond musterte das hübsche, wutverzerrte kleine Gesicht. »Guten Abend. Was tun Sie hier? Warum wollen Sie noch ein Foto von mir?«
    Die herzförmigen Lippen teilten sich. »Ich klappere die Nachtlokale ab. Das erste Foto von Ihnen ist nichts geworden. Sagen Sie diesem Mann, dass er mich loslassen soll.«
    »Sie arbeiten also für den
Gleaner
? Wie heißen Sie?«
    »Das sage ich Ihnen nicht.«
    Bond sah Quarrel mit hochgezogener Augenbraue an.
    Quarrel kniff die Augen zusammen. Seine Hand hinter dem Rücken der Frau drehte sich langsam. Die Chinesin biss sich auf die Unterlippe und wand sich wie ein Aal. Quarrel verdrehte ihren Arm weiter. Plötzlich schrie sie leise auf: »Au! Ich sag es ja!« Quarrel lockerte seinen Griff. Die Frau warf Bond einen wütenden Blick zu. »Annabel Chung.«
    »Rufen Sie Pus-Feller«, sagte Bond zu Quarrel.
    Quarrel hob mit seiner freien Hand eine Gabel vom Tisch und klopfte damit gegen ein Glas. Der dicke Neger eilte heran.
    Bond sah zu ihm auf. »Haben Sie dieses Mädchen schon mal gesehen?«
    »Ja, Boss. Sie kommt ab und zu her. Werden Sie von ihr belästigt? Soll ich sie hinauswerfen?«
    »Nein, wir mögen Sie«, erwiderte Bond freundlich, »aber sie will ein Studioporträt von mir anfertigen, und ich weiß nicht, ob sie ihr Geld wert ist. Würden Sie mal beim
Gleaner
anrufen und fragen, ob sie eine Fotografin namens Annabel Chung haben? Wenn sie wirklich eine von ihren Leuten ist, sollte sie gut genug sein.«
    »Natürlich, Boss.« Der Mann eilte davon.
    Bond lächelte die Frau an. »Warum haben Sie den Mann nicht gebeten, Sie zu retten?«
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Druck ausüben muss«, erklärte Bond, »aber mein Exportdirektor in London hat mich gewarnt, dass Kingston voller zwielichtiger Gestalten ist. Ich bin nicht sicher, ob Sie dazugehören, aber ich verstehe einfach nicht, warum Sie so scharf darauf sind, mich zu fotografieren. Verraten Sie mir den Grund.«
    »Den habe ich Ihnen doch schon gesagt«, erwiderte das Mädchen trotzig. »Weil es mein Job ist.«
    Bond versuchte es mit anderen Fragen. Auch diese beantwortete sie nicht.
    Pus-Feller kehrte zurück. »Es stimmt, Boss. Annabel Chung. Eine ihrer freien Mitarbeiterinnen. Sie haben gesagt, dass sie tolle Aufnahmen macht. Sie sind bei ihr in guten Händen.« Er sah ihn ausdruckslos an. Studioporträt! Wohl eher Studiobett.
    »Danke sehr«, sagte Bond. Der Neger ging davon. Bond wandte sich wieder der Frau zu. »Freie Mitarbeiterin also«, sagte er leise. »Das erklärt immer noch nicht, wer mein Foto haben will.« Sein Gesichtsausdruck wurde eiskalt. »Raus damit!«
    »Nein«, erwiderte die Frau stur.
    »Also gut. Quarrel, machen Sie weiter.« Bond lehnte sich zurück. Sein Instinkt sagte ihm, dass dies die Eine-Million-Dollar-Frage war. Wenn sie die Antwort aus dem Mädchen herausholen konnten, würde er sich vielleicht wochenlange Lauferei ersparen.
    Quarrels rechte Schulter senkte sich. Das Mädchen krümmte sich gegen ihn, um den Druck zu verringern, doch er hielt ihren Körper mit seiner freien Hand auf Abstand. Das Gesicht der Frau näherte sich Quarrels. Plötzlich spuckte sie ihm direkt in die Augen. Quarrel grinste und verdrehte ihren Arm weiter. Unter dem Tisch trat die Chinesin wild um sich. Sie fluchte auf Chinesisch und ihre Stirn war schweißgebadet.
    »Reden Sie«, riet Bond ihr sanft. »Reden Sie und er wird aufhören. Reden Sie, und wir werden Freunde sein und etwas trinken.« Langsam machte er sich Sorgen. Der Arm der Frau musste kurz davor sein, zu brechen.
    »Sie verdammter Mistkerl.« Plötzlich schoss die linke Hand der Frau hoch und in Quarrels Gesicht. Bond war zu langsam, um sie aufzuhalten. Es gab einen klirrenden Knall. Bond packte ihren Arm und riss ihn nach unten. Blut lief Quarrels Wange hinunter. Auf dem Tisch funkelten

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