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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Meter entfernt rollte das Meer über den flachen Sandstrand. Das Musiktrio begann, das Lied »Kitch« zu spielen. Über ihnen wehten die Palmenblätter sanft in der nächtlichen Brise. Irgendwo im Garten stieß ein Gecko Laute aus, die wie Gelächter klangen. Bond dachte an London, das er am Tag zuvor verlassen hatte, und sagte: »Mir gefällt es hier, Quarrel.«
    Quarrel war erfreut. »Dieser Pus-Feller ist ein guter Freund von mir. Er weiß über fast alles, was in Kingston passiert, Bescheid, falls Sie irgendwelche Fragen haben, Cap’n. Er kommt auch von den Kaiman-Inseln. Er und ich haben uns mal ein Boot geteilt. Eines Tages wollte er vor Crab Key Tölpeleier sammeln. Als er zu einem Felsen schwimmen wollte, wo noch mehr Nester waren, griff ihn dieser große Oktopus an. Hier in der Gegend gibt es hauptsächlich kleine Exemplare, aber Richtung Crab werden sie immer größer. Das kommt durch die Nähe zur kubanischen Tiefe, den tiefsten Gewässern in diesen Breiten. Pus-Feller wurde in die Tiefe gezogen und musste sich mit einem Messer von dem Tier befreien. Beim Auftauchen ist ihm dann ein Lungenflügel gerissen. Das hat ihm so große Angst eingejagt, dass er mir danach seine Hälfte des Bootes verkauft hat und nach Kingston gegangen ist. Das war noch vor dem Krieg. Jetzt ist er ein reicher Mann, während ich immer noch fischen gehe.« Quarrel lachte leise über die Launen des Schicksals.
    »Crab Key«, sagte Bond. »Was ist das für ein Ort?«
    Quarrel sah ihn scharf an. »Kein guter mehr. Ein Chinese hat die Insel während des Krieges gekauft und Männer hingebracht, um Vogelmist abzubauen. Niemand darf die Insel betreten oder verlassen. Alle halten großen Abstand.«
    »Warum?«
    »Er hat jede Menge Wachleute. Und Schusswaffen – Maschinenpistolen. Und ein Radar. Und ein Beobachtungsflugzeug. Ein Freund von mir ist mal dort gelandet und wurde nie mehr gesehen. Dieser Chinese hält alles, was auf der Insel vor sich geht, streng geheim. Um die Wahrheit zu sagen, Cap’n«, gestand Quarrel entschuldigend, »Crab Key jagt mir ziemlich große Angst ein.«
    »Interessant«, murmelte Bond nachdenklich.
    Das Essen wurde serviert. Sie bestellten eine weitere Runde Getränke und begannen zu essen. Währenddessen gab Bond Quarrel eine grobe Zusammenfassung des Strangways-Falls. Quarrel hörte aufmerksam zu und stellte gelegentlich eine Frage. Er war besonders an den Vögeln auf Crab Key interessiert, und auch an dem, was der Wächter gesagt hatte, und daran, wie das Flugzeug angeblich abgestürzt war. Schließlich schob er seinen Teller von sich und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann zog er eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an und lehnte sich vor. »Cap’n«, sagte er leise, »ganz egal, ob es um Vögel, Schmetterlinge oder Bienen geht. Wenn sie sich auf Crab Key befinden und der Commander seine Nase in diese Sache gesteckt hat, können Sie Ihren letzten Dollar darauf verwetten, dass er umgebracht wurde. Er und diese Frau. Ich bin mir sicher, dass der Chinese sie kaltgemacht hat.«
    Bond blickte aufmerksam in die ernsten grauen Augen. »Warum bist du dir da so sicher?«
    Quarrel breitete seine Hände aus. Für ihn war die Antwort ganz einfach. »Dieser Chinese liebt seine Privatsphäre. Vor allem will er in Ruhe gelassen werden. Ich weiß, dass er meinen Freund getötet hat, um die Leute von Crab Key fernzuhalten. Er ist ein sehr mächtiger Mann. Er bringt jeden um, der ihm in die Quere kommt.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht genau, Cap’n«, antwortete Quarrel beiläufig. »In dieser Welt verfolgt jeder seine eigenen Ziele. Und was man genügend will, bekommt man auch.«
    Bond bemerkte ein Blitzen im Augenwinkel. Er wirbelte herum. Im Schatten einer Palme stand die Chinesin vom Flughafen. Sie trug nun ein enges schwarzes Satinkleid, das seitlich fast bis zur Hüfte geschlitzt war. In einer Hand hielt sie eine Leica mit Blitzaufsatz. Die andere steckte in einer Ledertasche, die von ihrer Schulter hing. Als die Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine Blitzlichtbirne. Die Frau steckte die Fassung in den Mund, um sie zu befeuchten und den Kontakt zu verbessern. Dann machte sie Anstalten, die Birne einzudrehen.
    »Holen Sie das Mädchen her«, sagte Bond schnell.
    Mit zwei großen Schritten war Quarrel bei ihr. Er hielt ihr seine Hand entgegen. »Schönen guten Abend, Miss«, grüßte er leise.
    Die Frau lächelte. Sie ließ die Leica an dem dünnen Gurt um ihren Hals hängen. Dann

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