James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
ist?«
»Das weiß ich nicht, Cap’n. Ist weit von den Touristenorten entfernt, und man verlangt eine ziemlich hohe Miete dafür.«
»Dann gehen Sie mal zu Graham Associates und fragen Sie nach, ob man es für einen Monat mieten kann. Oder einen Bungalow in der Nähe. Mir ist egal, wie viel es kostet. Sagen Sie, dass es für einen reichen Amerikaner ist. Einen Mr James. Besorgen Sie den Schlüssel, bezahlen Sie die Miete und sagen Sie, dass ich ihnen schreiben und es bestätigen werde. Ich kann sie auch anrufen, wenn sie weitere Details wollen.« Bond griff in seine Hosentasche und zog ein dickes Geldbündel heraus. Die Hälfte davon reichte er Quarrel. »Hier sind zweihundert Pfund. Das sollte für alles reichen. Kontaktieren Sie mich, wenn Sie mehr brauchen. Sie wissen ja, wo Sie mich finden können.«
»Danke, Cap’n«, sagte Quarrel, der das viele Geld ganz ehrfürchtig betrachtete. Er verstaute es in seinem blauen Hemd und knöpfte es bis zum Hals zu. »Sonst noch etwas?«
»Nein, aber achten Sie gut darauf, dass Ihnen niemand folgt. Lassen Sie den Wagen irgendwo in der Stadt stehen und erledigen Sie den Rest zu Fuß. Und behalten Sie jeden Chinesen in Ihrer Nähe genau im Auge.« Bond erhob sich und ging zur Tür. »Wir treffen uns dann morgen um achtzehn Uhr fünfzehn und fahren zur Nordküste rauf. Das wird fürs Erste unsere Basis sein.«
Quarrel nickte. Sein Blick war rätselhaft. Er sagte: »Okay, Cap’n«, und verließ das Zimmer.
Eine halbe Stunde später ging Bond nach unten und nahm ein Taxi zum King’s House. Er trug sich nicht in das Gästebuch ein, das am Empfang auslag. Dafür ließ man ihn eine Viertelstunde in einem Wartezimmer schmoren, um ihm klarzumachen, wie unwichtig er war. Dann kam der Adjutant und brachte ihn ins Arbeitszimmer des Gouverneurs im ersten Stock. Es war ein großer Raum, der nach Zigarrenrauch stank. Der amtierende Gouverneur, der einen cremefarbenen Anzug aus Tussahseide und eine gepunktete Fliege trug, saß an einem breiten Mahagonischreibtisch, auf dem sich lediglich jeweils eine Ausgabe des
Daily Gleaners
und der
Times Weekly
sowie eine Schale mit Hibiskusblüten befand. Seine Hände hatte er flach vor sich auf den Schreibtisch gelegt. Er war um die sechzig, hatte ein rotes, recht verdrießlich wirkendes Gesicht und wache blaue Augen. Weder lächelte er, als Bond hereingeführt wurde, noch stand er auf. »Guten Morgen, Mr … äh … Bond«, sagte er. »Bitte nehmen Sie Platz.«
Bond setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. »Guten Morgen, Sir«, erwiderte er und wartete. Ein Freund im Kolonialministerium hatte ihn bereits gewarnt, dass sein Empfang eher frostig ausfallen würde. »Er steht kurz vor seiner Pensionierung und ist lediglich eine Übergangslösung. Wir mussten einen neuen amtierenden Gouverneur einsetzen, als Sir Hugh Foot befördert wurde. Foot war sehr erfolgreich. Dieser Mann hier versucht nicht mal, mit ihm zu konkurrieren. Er weiß genau, dass er das Amt nur für ein paar Monate innehat, bis wir jemanden gefunden haben, um Foot zu ersetzen. Dieser Mann wollte eigentlich Generalgouverneur von Rhodesien werden, wurde aber übergangen. Nun will er nur noch in Pension gehen und sich irgendeinen Aufsichtsratsposten in London schnappen. Ihre Strangways-Sache würde er am liebsten unter den Teppich kehren. Es wird ihm nicht gefallen, dass Sie Ihre Nase da hineinstecken.«
Der Gouverneur räusperte sich. Er erkannte, dass Bond nicht zu den Kriechern gehörte. »Sie wollten mich sprechen?«
»Nur um mich vorzustellen, Sir«, entgegnete Bond gelassen. »Ich bin wegen des Strangways-Falls hier. Sie müssten deswegen ein Telegramm vom Außenminister erhalten haben.« Diese Bemerkung sollte als Erinnerung daran dienen, dass hinter ihm mächtige Leute standen. Bond mochte es nicht, wenn jemand versuchte, ihn oder den Secret Service zu behindern.
»Ich erinnere mich an das Telegramm. Und was kann ich für Sie tun? Soweit es uns angeht, gilt dieser Fall als abgeschlossen.«
»Inwiefern ist er denn bitte ‚abgeschlossen‘, Sir?«
»Offensichtlich ist Strangways mit dem Mädchen durchgebrannt«, antwortete der Gouverneur ungehalten. »Man konnte ihn wohl getrost als unausgeglichenen Burschen bezeichnen. Einige Ihrer … äh … Kollegen scheinen nicht in der Lage zu sein, die Finger von den Weibern zu lassen.« Bond wurde in diese Aussage offenbar miteinbezogen. »Ich musste dem Knaben schon aus diversen Skandalen heraushelfen. So etwas schadet
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