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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Wolkenkratzern im Stockwerk der Geschäftsführung hatten. Er hatte beeindruckende Ausmaße, etwa vierzig Quadratmeter. Der Fußboden war mit einem weichen weinroten Teppich der Firma Wilton ausgelegt, und die Wände und die Decke waren in einem hellen Taubengrau gestrichen. Reproduzierte Farblithografien von Degas’ Ballettstudien hingen in Gruppen angeordnet an den Wänden, und für die Beleuchtung sorgten große moderne Stehlampen mit Lampenschirmen aus dunkelgrüner Seide im modischen Fassdesign.
    Rechts von Bond stand ein großer Mahagonischreibtisch mit einer grünen Lederoberfläche, hübschem dazu passendem Schreibtischzubehör sowie einer extrem teuer wirkenden Gegensprechanlage. Zwei große antike Stühle standen für Besucher bereit. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich ein länglicher Tisch mit glänzenden Zeitschriften und zwei weiteren Stühlen. Auf beiden Tischen standen hohe Vasen mit frisch geschnittenem Hibiskus. Ein zarter teurer Duft lag in der Luft. Sie war frisch und kühl.
    In dem Raum befanden sich zwei Frauen. Am Schreibtisch saß eine effizient wirkende Chinesin, deren Stift einsatzbereit über einem gedruckten Formular schwebte. Ihr schwarzes Haar war zu einer kurzen Ponyfrisur geschnitten, und sie trug eine Hornbrille. Sie hatte das übliche Willkommenslächeln einer Empfangsdame aufgesetzt – freundlich, hilfsbereit und forschend.
    Neben der Tür, durch die sie gekommen waren, stand eine ältere, recht mütterlich wirkende, vollbusige Frau um die fünfundvierzig, die darauf wartete, dass sie weiter in den Raum traten, damit sie die Tür schließen konnte. Sie hatte ebenfalls chinesisches Blut in sich. Ihr eifriges Auftreten ließ sie fast schon übermäßig freundlich erscheinen. Ihr eckig geschliffener Zwicker glänzte, und in ihren Augen lag der Wunsch der Gastgeberin, ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
    Beide Frauen waren in makelloses Weiß gekleidet, einschließlich weißer Strümpfe und weißer Lederschuhe, sodass sie wie Mitarbeiterinnen in einem teuren amerikanischen Schönheitssalon aussahen. Ihre Haut hatte etwas Weiches und Farbloses an sich, als würden sie selten nach draußen gehen.
    Während Bond den Anblick auf sich wirken ließ, trällerte die Frau an der Tür höfliche Willkommensphrasen, als ob sie in einen Sturm geraten und deswegen zu spät zu einer Party gekommen wären.
    »Sie armen Herzchen. Wir wussten einfach nicht, wann mit Ihnen zu rechnen ist. Man hat uns immer wieder mitgeteilt, dass Sie bereits auf dem Weg seien. Zuerst hieß es gestern zum Tee, dann zum Abendessen, und vor einer halben Stunde hörten wir, dass Sie es erst rechtzeitig zum Frühstück herschaffen würden. Sie müssen völlig ausgehungert sein. Kommen Sie und helfen Sie Schwester Rose dabei, die Formulare auszufüllen. Danach bringe ich Sie dann sofort ins Bett. Sie müssen ja völlig erschöpft sein.« Sie schloss die Tür, führte sie zum Schreibtisch, sorgte dafür, dass sie auf den Stühlen Platz nahmen und plapperte dann unbeirrt weiter. »Ich bin Schwester Lily und das ist Schwester Rose. Sie möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Gut, dann wollen wir mal sehen. Zigarette?« Sie griff nach einem verzierten Lederkästchen, öffnete es und stellte es vor sie auf den Schreibtisch. Im Inneren des Kästchens befanden sich drei Fächer. »Das hier sind amerikanische, das sind Players und das dort türkische.« Sie nahm ein teures Feuerzeug vom Schreibtisch und wartete.
    Bond streckte seine gefesselten Hände aus, um nach einer türkischen Zigarette zu greifen.
    Schwester Lily stieß ein bestürztes Quieken aus. »Oh, also wirklich.« Sie klang aufrichtig verlegen. »Schwester Rose, den Schlüssel, schnell. Ich habe doch schon unzählige Male darauf hingewiesen, dass Patienten nicht auf diese Weise hereingebracht werden sollen.« In ihrer Stimme lagen Ungeduld und Abneigung. »Also wirklich, dieses Außenpersonal! Es wird Zeit, dass jemand mal ein ernstes Wort mit ihnen redet.«
    Schwester Rose war ebenso entsetzt. Hastig kramte sie in einer Schublade herum und reichte Schwester Lily einen Schlüssel. Dann schloss die ältere Frau, die die ganze Zeit über beruhigend vor sich hin gurrte, Bonds und Honeys Handschellen auf, trat hinter den Schreibtisch und ließ sie dort wie schmutzige Verbände in den Papierkorb fallen.
    »Danke.« Bond hatte keine Ahnung, wie er mit der Situation umgehen sollte, und beschloss daher, einfach mitzuspielen. Er nahm sich eine

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