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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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die Stimme. »Also, wegen heute Abend. Überlass das Reden einfach mir. Verhalte dich ganz natürlich und lass dich von Doktor No nicht verunsichern. Er könnte ein wenig verrückt sein.«
    Sie nickte ernst. »Ich werde mein Bestes tun.«
    Der Aufzug kam zum Stehen. Bond hatte keine Ahnung, wie weit sie nach unten gefahren waren – dreißig Meter, sechzig Meter? Die Automatiktüren glitten zischend auf, und Bond und das Mädchen traten in einen großen Raum hinaus.
    Er war leer. Es handelte sich um einen etwa zwanzig Meter langen Raum mit hoher Decke, der auf drei Seiten von oben bis unten mit Büchern bedeckt war. Die vierte Wand schien auf den ersten Blick aus dickem blauschwarzem Glas zu bestehen. Der Raum wirkte wie eine Kombination aus Arbeitszimmer und Bibliothek. In einer Ecke stand ein großer Schreibtisch voller Papiere, und auf einem Tisch in der Mitte lagen zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen. Hier und da fanden sich bequeme rote Ledersessel. Der Teppich war dunkelgrün, die Stehlampen erzeugten gedämpftes Licht. Seltsam war nur, dass das Getränketablett und die Anrichte in der Mitte der langen Glaswand standen und Stühle und ein paar Tische mit Aschenbechern in einem Halbkreis darum angeordnet waren, sodass der Mittelpunkt des Raums vor der leeren Wand lag.
    Bond bemerkte eine undeutliche Bewegung in dem dunklen Glas. Er ging durch den Raum. Ein silberner Schwarm kleiner Fische, der von einem größeren Fisch verfolgt wurde, huschte quer durch das dunkle Blau. Sie verschwanden gewissermaßen vom »Bildschirm«. Was war das? Ein Aquarium? Bond schaute nach oben. Knapp einen Meter unterhalb der Decke schlugen kleine Wellen ans Glas. Über den Wellen befand sich ein Streifen aus dunklerem Blauschwarz, der von kleinen Lichtpunkten durchzogen war. Die Umrisse des Sternbilds Orion gaben den entscheidenden Hinweis. Das war kein Aquarium. Das waren das Meer und der Nachthimmel. Diese gesamte Seite des Raums bestand aus Panzerglas. Sie befanden sich unter Wasser und schauten sechs Meter unter der Oberfläche direkt ins Herz des Meeres.
    Bond und das Mädchen standen wie hypnotisiert da. Während sie das Wasser beobachteten, blitzten zwei große, runde Augen auf. Das goldene Schimmern eines Kopfes und einer langen Flanke war für einen kurzen Moment zu sehen und dann wieder verschwunden. Ein großer Zackenbarsch? Ein silberner Schwarm Anchovis schwebte bewegungslos vor ihnen und huschte dann davon. Die sechs Meter langen Tentakel einer Portugiesischen Galeere zogen langsam an der Scheibe vorbei und glänzten violett, als sich das Licht in ihnen brach. Ein Stück darüber befanden sich die dunkle Masse ihres unteren Körpers und die Umrisse ihrer großen Blase, die mit der Strömung vorantrieb.
    Bond ging langsam an der Wand entlang. Die Vorstellung, neben diesem sich ständig langsam verändernden bewegten Bild zu leben, faszinierte ihn. Eine große Tulpenschnecke kroch langsam vom Boden an der Scheibe hoch, eine Gruppe Demoisellen und Kaiserfische sowie ein rubinroter Schnapper drängelten und rieben sich an einer Ecke des Glases, und ein Borstenwurm knabberte an den winzigen Algen, die sich jeden Tag an der Außenseite des Glases bilden mussten. Ein langer dunkler Schatten hielt in der Mitte der Scheibe inne und entfernte sich dann langsam wieder. Wenn man doch nur mehr erkennen könnte!
    Wie aufs Stichwort erhellten zwei riesige Lichtstrahlen, die von außerhalb des sichtbaren Bereichs kamen, das Wasser. Einen Augenblick lang suchten sie unabhängig voneinander. Dann konzentrierten sie sich auf den verschwindenden Schatten, und die mattgraue, torpedoähnliche Form eines dreieinhalb Meter langen Hais erschien in all ihrer Pracht. Bond konnte sogar die schweineähnlichen rosa Augen erkennen, die im Schein des Lichts suchend umherzuckten, und sehen, wie sich die Kiemenreuse langsam und rhythmisch bewegte. Für einen Augenblick drehte sich der Hai direkt in den großen Lichtstrahl, und das weiße, halbmondförmige Maul klaffte unter dem flachen reptilienartigen Kopf. Eine Sekunde lang verharrte er in dieser Position. Der große, nach hinten gebogene Schwanz schnellte in einer eleganten, herablassenden Bewegung herum, und mit blitzartiger Geschwindigkeit war der Hai wieder verschwunden.
    Die Scheinwerfer gingen aus. Bond drehte sich langsam um. Er erwartete, Doktor No zu sehen, doch der Raum war nach wie vor leer. Verglichen mit dem geheimnisvollen Treiben auf der anderen Seite der Glasscheibe wirkte er

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