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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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zwanzig Meter erweitert worden. Von unten sah der Berghang wie die terrassenähnlichen Weinberge in Oberitalien aus, abgesehen von der Tatsache, dass es hier keine Weinreben, sondern nur kahle Stufen gab, die in den Berg hineingegraben worden waren. Statt des Gestanks des Sumpfgases, der den Rest der Insel erfüllte, dominierte hier ein starker Ammoniakgeruch, und der scheußliche heiße Wind, der die Grabungsstelle trocken hielt, blies den frisch aufgewirbelten weißbraunen Staub in die Augen und Ohren der Arbeiter. Doch diese waren an den Geruch und den Staub gewöhnt, und es war einfache, gute Arbeit, daher beschwerten sie sich nicht.
    Die letzte Eisenlore des Tages war über die Schienen, die sich den Berg hinunterschlängelten, zu den Brechern und Zentrifugen aufgebrochen. Eine Pfeife ertönte, und die Arbeiter hievten sich ihre groben Spitzhacken über die Schultern und bewegten sich träge zu den Wellblechhütten hinunter, in denen sie untergebracht waren. Morgen würde die monatliche Lieferung kommen. Das Schiff legte auf der anderen Seite des Berges im tiefen Gewässer des Kais an, den sie zwar vor zehn Jahren mit erbaut, seitdem aber nie wieder gesehen hatten. Die Ankunft des Schiffes bedeutete neue Vorräte, neue Waren und billigen Schmuck in der Kantine. Es würde ein Feiertag werden. Es würde Rum und Tänze und ein paar Kämpfe geben. Das Leben war gut.
    Für das leitende Außenpersonal war das Leben ebenfalls gut – bei ihnen handelte es sich ausschließlich um chinesische Neger wie die Männer, die Bond, Quarrel und das Mädchen gejagt hatten. Sie machten ebenfalls eine Pause von ihrer Arbeit in der Werkstatt, den Reparaturstellen und an den Wachposten und versammelten sich in den »Offiziersquartieren«. Abgesehen von Wachdiensten und Beladungsarbeiten würden auch die meisten von ihnen morgen frei haben. Auch sie würden trinken und tanzen, und es würde eine neue monatliche Charge Mädchen von »drinnen« geben. Ein paar »Ehen« von der letzten Fuhre würden je nach dem Geschmack des »Ehemanns« noch einige Monate oder Wochen andauern, aber für andere würde es eine frische Auswahl geben. Einige der älteren Frauen, die mittlerweile ihre Kinder geboren hatten, würden herauskommen um ihren »Außendienst« wiederaufzunehmen, und es würden auch ein paar neue dabei sein, die nun alt genug waren, um zum ersten Mal »nach draußen« zu kommen. Um diese würden sich die Männer blutige Kämpfe liefern, doch am Ende würde in den Offiziersquartieren wieder Ruhe einkehren, und jeder Offizier würde einen Monat lang eine Frau haben, die sich um seine Bedürfnisse kümmerte.
    Tief unten im kühlen Herzen des Berges und weit entfernt vom geordneten Leben auf der Oberfläche, erwachte Bond in seinem bequemen Bett. Abgesehen von leichten Kopfschmerzen fühlte er sich fit und ausgeruht. Im Zimmer des Mädchens brannte Licht, und er konnte hören, wie sie herumlief. Er schwang die Beine aus dem Bett und ging leise zum Kleiderschrank hinüber, wobei er darauf achtete, nicht in die Scherben der zerbrochenen Lampe zu treten. Er zog den erstbesten Kimono an und ging zur Tür. Das Mädchen hatte einen Stapel Kimonos auf das Bett gelegt und probierte sie vor dem Wandspiegel an. In diesem Augenblick trug sie ein sehr hübsches Exemplar aus himmelblauer Seide, die wundervoll mit dem Goldton ihrer Haut harmonierte. »Das ist der richtige«, kommentierte Bond. Erschrocken wirbelte sie herum und presste sich eine Hand vor den Mund, die sie jedoch sofort wieder sinken ließ. »Oh, du bist es!« Sie lächelte ihn an. »Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen. Ich war mehrmals in deinem Zimmer, um nach dir zu sehen. Ich hatte vor, dich um fünf Uhr aufzuwecken. Es ist jetzt halb fünf, und ich habe Hunger. Kannst du uns etwas zu essen besorgen?«
    »Warum nicht.« Bond ging zu ihrem Bett hinüber. Als er an ihr vorbeikam, legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie mit sich. Er betrachtete die Klingeln. Dann drückte er auf die, unter der ZIMMERSERVICE stand. »Was ist mit den anderen?«, fragte er. »Sollen wir uns das volle Programm gönnen?«
    Sie kicherte. »Aber was ist eine Maniküre?«
    »Das ist jemand, der deine Fingernägel pflegt. Wir müssen doch gut aussehen für Doktor No.« In Wahrheit hegte Bond dabei den Hintergedanken, dass er sich dringend irgendeine Waffe besorgen musste – eine Schere wäre besser als gar nichts. Er würde nehmen, was er kriegen konnte.
    Er betätigte zwei weitere

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