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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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berührte, oder ob sein Knie oder sein Fuß zwischendurch zwischen den Spinnen gelandet war. Er wusste nur, dass er es geschafft hatte. Er kroch ein paar Meter weiter durch den Schacht und hielt dann inne, um zu Atem zu kommen und sich zu beruhigen.
    Über ihm ging ein schwaches Licht an. Bond blinzelte zur Seite und nach oben und wusste, was er sehen würde. Die schrägen gelben Augen hinter dem dicken Glas schauten aufmerksam auf ihn herab. Dann bewegte sich der Kopf langsam hin und her. Die Augenlieder senkten sich in einer Nachahmung von Mitleid. Eine geballte Faust, deren Daumen nach unten zeigte, um sein Todesurteil zu besiegeln, schob sich zwischen die Glühbirne und das Glas. Dann verschwand sie wieder, und das Licht ging aus. Bond drehte das Gesicht zum Boden des Schachts und legte seine Stirn auf das kühle Metall. Die Geste besagte, dass ihm nun die letzte Prüfung bevorstand und die Beobachter mit ihm fertig waren, bis sie kommen würden, um seine Überreste einzusammeln. Die Tatsache, dass er keinerlei Lob dafür erhalten hatte, dass es ihm gelungen war, bis jetzt zu überleben, entmutigte Bond. Die Chineger hassten ihn. Sie wollten nur, dass er verreckte, und zwar so elendig wie möglich.
    Bond knirschte leise mit den Zähnen. Er dachte an Honey, und der Gedanke verlieh ihm neue Kraft. Noch war er nicht tot. Verdammt, er würde nicht sterben! Nicht, bis man ihm das Herz aus dem Körper riss.
    Bond spannte seine Muskeln an. Es war Zeit, auszubrechen. Mit großer Sorgfalt verstaute er seine Waffen und machte sich dann unter Schmerzen daran, sich weiter durch die Dunkelheit zu schleifen.
    Der Schacht begann, sich leicht nach unten zu neigen, was dazu führte, dass er leichter vorankam. Schon bald wurde die Neigung steiler, sodass Bond den Schacht unter Einsatz seines Körpergewichts beinahe herunterrutschen konnte. Es war eine willkommene Erleichterung, ausnahmsweise mal keine Muskeln einsetzen zu müssen. Vor ihm erschien ein grauer Lichtschimmer, kaum mehr als ein Nachlassen der Dunkelheit, aber es war eine Veränderung. Die Beschaffenheit der Luft schien sich ebenfalls zu verändern. Da war plötzlich ein neuer, frischer Geruch. Was war das? Das Meer?
    Mit einem Mal wurde Bond klar, dass er den Schacht hinunterrutschte. Er streckte seine Schultern aus und setzte seine Füße ein, um die Geschwindigkeit zu verlangsamen. Es schmerzte, und die Bremswirkung war gering. Jetzt verbreiterte sich der Schacht. Er konnte keinen Halt mehr finden! Er wurde schneller und schneller. Direkt vor ihm lag eine Kurve. Und es war eine Kurve nach unten!
    Bonds Körper raste krachend in die Biegung und um sie herum. Großer Gott, er rauschte mit dem Kopf voran nach unten! Verzweifelt breitete Bond seine Hände und Füße aus. Das Metall zog ihm die Haut ab. Er war außer Kontrolle, und stürzte durch einen Pistolenlauf nach unten. Weit unter ihm war ein Kreis aus grauem Licht. Das Freie? Das Meer? Das Licht drang bis zu ihm hinauf. Er rang nach Atem. Bleib am Leben, du Narr! Bleib am Leben!
    Mit dem Kopf zuerst schoss Bonds Körper aus dem Schacht und fiel langsam durch die Luft auf das metallisch schimmernde graue Meer zu, das ihn dreißig Meter weiter unten erwartete.

DER RICHTPLATZ
    Wie eine Bombe durchschlug Bonds Körper die spiegelglatte Oberfläche des Meeres im Licht der Morgendämmerung.
    Als er durch den silbernen Schacht auf die breiter werdende Lichtscheibe zuraste, riet ihm sein Instinkt, das Messer aus dem Mund zu nehmen und die Hände nach vorn zu strecken, um seinen Fall abzubremsen. Außerdem behielt er seinen Kopf unten und spannte seinen Körper an. Und im letzten Bruchteil der letzten Sekunde, in der er das auf ihn zurasende Meer erblickte, gelang es ihm, tief Luft zu holen. Daher tauchte Bond ähnlich ins Wasser ein, als wäre er bewusst hineingesprungen. Seine ausgestreckten Fäuste schufen eine Öffnung für seinen Kopf und seine Schultern, und obwohl er bereits nach sechs Metern unter der Oberfläche das Bewusstsein verlor, kostete ihn der Aufprall auf das Wasser mit fast fünfundsechzig Stundenkilometern nicht das Leben.
    Langsam stieg der Körper zur Oberfläche auf, lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser und schaukelte sanft in den Wellen. Die mit Wasser gefüllten Lungen schafften es irgendwie, eine letzte Botschaft an das Gehirn zu schicken. Die Beine und Arme ruderten unbeholfen. Das Gesicht drehte sich nach oben, Wasser floss aus dem offenen Mund. Dann versank er wieder. Erneut zuckten die

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