James Bond 14 - Octopussy (German Edition)
hatte Bond eine Eingebung. Es war, als würde in seinem Kopf plötzlich ein Film ablaufen. »Möglicherweise kann uns diese Sache bei Sotheby’s ja zu ihm führen … Uns zeigen, wer er ist.«
»Wovon zum Teufel sprechen Sie da, 007? Erklären Sie das bitte.«
»Also, Sir«, Bonds Stimme klang ruhig und überzeugt, »Sie erinnern sich doch daran, was dieser Doktor Fanshawe über einen unterliegenden Bieter gesagt hat … Jemanden, der die Gebote dieser Wartski-Händler in die Höhe treibt. Wenn sich die Russen, wie Doktor Fanshawe gesagt hat, nicht für Fabergé interessieren, haben sie vielleicht gar keine Ahnung, wie viel dieses Ding wirklich wert ist. Der KGB hat von so etwas doch ohnehin keine Ahnung. Möglicherweise gehen sie davon aus, dass es lediglich den Materialwert hat … sagen wir zehn- oder zwanzigtausend Pfund für den Smaragd. Eine solche Summe würde auch mehr Sinn ergeben als das kleine Vermögen, das die Frau bekommen wird, wenn Fanshawe recht hat. Wenn der Stationsleiter tatsächlich der Einzige ist, der über sie Bescheid weiß, wird er auch der Einzige sein, der weiß, dass sie bezahlt wurde. Also wird er der Unterbieter sein. Man wird ihn zu Sotheby’s schicken, um den Preis in die Höhe zu treiben. Davon bin ich überzeugt. Also werden wir ihn identifizieren können und genug gegen ihn in der Hand haben, um ihn nach Hause zu schicken. Er wird gar nicht wissen, was ihn getroffen hat. Genauso wenig wie der KGB. Wenn wir ebenfalls zu der Auktion gehen und ihn ausstechen, den Saal mit Kameras ausstatten und die Auktionsaufzeichnungen prüfen, können wir das Außenministerium dazu bringen, ihn innerhalb einer Woche zu einer Persona non grata erklären zu lassen. Und Stationsleiter wachsen nicht auf Bäumen. Es könnten Monate vergehen, bevor der KGB einen Ersatz besorgen kann.«
M sah ihn nachdenklich an. »Sie könnten recht haben.« Er drehte sich mit seinem Sessel herum und blickte aus dem großen Fenster auf Londons zerklüftete Silhouette. »Also gut, 007«, sagte er über seine Schulter. »Gehen Sie zum Stabschef und bringen Sie die Sache ins Rollen. Ich bespreche die Sache mit dem MI5. Es ist zwar ihr Jagdgebiet, aber unsere Beute. Sie machen bestimmt keinen Ärger. Aber lassen Sie sich nicht hinreißen, selbst auf diesen Blödsinn zu bieten. Dafür habe ich kein Geld übrig.«
»Nein, Sir«, antwortete Bond, erhob sich und verließ schnell den Raum. Er fand, dass er sehr gerissen gewesen war, und wollte nicht, dass M seine Meinung wieder änderte.
Die Fassade von Wartski, Hausnummer 138 in der Regent Street, war schlicht und sehr modern. Das Schaufenster, in dem eine zurückhaltende Auswahl moderner und antiker Schmuckwaren ausgestellt war, gab keinen Hinweis darauf, dass es sich um den größten Fabergé-Händler der Welt handelte. Die Innenausstattung – grauer Teppichboden, holzgetäfelte Wände, ein paar schlichte Vitrinen – hatte nichts von der Exaltiertheit von Cartier, Boucheron oder Van Cleef, doch die Reihe gerahmter königlicher Urkunden für Hoflieferanten, ausgestellt von Königin Mary, der Königinmutter, der Königin, König Paul von Griechenland und sogar von König Frederik IX. von Dänemark, deutete darauf hin, dass es sich um keinen gewöhnlichen Juwelier handelte. James Bond fragte nach Mr Kenneth Snowman. Ein attraktiver, gut gekleideter Mann um die vierzig erhob sich aus einer Gruppe Männer, die weiter hinten im Raum saßen und ihre Köpfe zusammensteckten, und kam auf ihn zu.
»Ich komme von der Kriminalpolizei«, sagte Bond leise. »Könnten wir uns unterhalten? Vielleicht möchten Sie zuerst meine Berechtigung überprüfen. Mein Name ist James Bond. Aber Sie müssen sich direkt an Sir Ronald Vallance oder seinen Stellvertreter wenden. Ich bin nicht direkt von Scotland Yard. Es ist eine Art Kooperation.«
Die intelligenten Augen schienen sich nicht einmal die Mühe zu machen, ihn richtig zu betrachten. Der Mann lächelte. »Begleiten Sie mich nach unten. Dort werden wir mit ein paar amerikanischen Freunden sprechen … Sie sind so etwas wie Korrespondenten. Aus dem ›Old Russia‹ auf der Fifth Avenue.«
»Ich kenne den Laden«, erklärte Bond. »Voller teuer aussehender Ikonen. Nicht weit vom Pierre entfernt.«
»Das ist richtig.« Mr Snowman schien nun noch beruhigter zu sein. Er führte Bond über eine enge, mit dickem Teppichboden ausgelegte Treppe in einen großen, strahlenden Ausstellungsraum, der offenbar die wahre Schatzkammer des Ladens
Weitere Kostenlose Bücher