James Bond 14 - Octopussy (German Edition)
Auktionator. Der Mann sprach in sein Telefon und nickte. »Und zwanzig.«
Wieder zückte Snowman den Katalog.
»Und dreißig.«
Der Mann am Telefon schien nun mehr Worte als zuvor in die Sprechmuschel zu flüstern – vielleicht gab er eine Schätzung ab, wie viel höher der Preis noch steigen würde. Dann schüttelte er leicht den Kopf in Richtung des Auktionators, und Peter Wilson begann sich im Raum umzusehen.
»Das Gebot steht bei einhundertdreißigtausend Pfund«, wiederholte er ruhig.
»Jetzt passen Sie besser genau auf«, flüsterte Mr Snowman Bond zu. »Amerika scheint sich zurückgezogen zu haben. Der Moment ist gekommen, in dem Ihr Mann anfangen muss, mich hochzubieten.«
James Bond schlich sich von seinem Platz und stellte sich neben eine Gruppe aus Reportern, die in einer Ecke links vom Auktionatorpult stand. Peter Wilsons Blick war direkt auf die hintere rechte Ecke des Saals gerichtet. Bond konnte keine Bewegung wahrnehmen, aber der Auktionator verkündete: »Und vierzigtausend Pfund.« Er sah zu Mr Snowman hinüber. Nach einer langen Pause hob Mr Snowman fünf Finger. Bond nahm an, dass dies ein Teil des Einheizens war. Er gab vor, zu zögern, um den Eindruck zu erwecken, er sei am Ende seiner finanziellen Mittel.
»Hundertfünfundvierzigtausend Pfund.« Wieder der durchdringende Blick in den hinteren Teil des Saals. Wieder keine Bewegung. Doch erneut war irgendeine Art von Signal ausgetauscht worden. »Hundertfünfzigtausend Pfund.«
Es folgte aufgeregtes Gemurmel im Saal und vereinzelt Applaus. Dieses Mal kam Snowmans Reaktion noch langsamer, und der Auktionator wiederholte das letzte Gebot zwei Mal. Schließlich sah er Mr Snowman direkt an. »Gegen Sie, Sir.« Endlich hob Mr Snowman fünf Finger.
»Das Gebot liegt bei einhundertfünfundfünfzigtausend Pfund.«
James Bond begann zu schwitzen. Er hatte noch rein gar nichts erreicht, und die Auktion stand bestimmt kurz vor ihrem Abschluss. Der Auktionator wiederholte das Gebot.
Doch jetzt gab es eine winzige Bewegung. Im hinteren Teil des Saals nahm ein bulliger Mann in einem dunklen Anzug wie beiläufig seine Sonnenbrille ab. Er hatte eine glatte unscheinbare Visage – die Art von Gesicht, die einem Bankdirektor, einem Mitarbeiter von Lloyd’s oder einem Arzt gehören konnte. Dies musste das vereinbarte Zeichen mit dem Auktionator sein. Solange der Mann seine dunkle Sonnenbrille trug, würde er in Zehnerschritten weiterbieten. Wenn er sie abnahm, war er raus.
Bond warf einen kurzen Blick auf die Empore mit den Kameramännern. Ja, der MI5-Mann war auf Draht. Er hatte die Bewegung ebenfalls wahrgenommen. Bedächtig hob er seine Kamera. Ein Blitz folgte. Bond kehrte an seinen Platz zurück. »Ich hab ihn«, flüsterte er Snowman zu. »Ich melde mich morgen bei Ihnen. Vielen Dank noch mal.« Mr Snowman nickte nur. Sein Blick blieb auf den Auktionator gerichtet.
Bond verließ seinen Platz und ging gerade den Gang entlang, als der Auktionator zum dritten Mal sagte: »Das Gebot steht bei einhundertfünfundfünfzigtausend Pfund.« Dann ließ er den Hammer sanft auf das Pult sinken. »Und verkauft.«
Bond hatte die Rückseite des Saals bereits erreicht, als das Publikum aufstand und zu applaudieren begann. Seine Zielperson war von den goldenen Stühlen regelrecht umzingelt. Der Mann hatte sich seine Sonnenbrille nun wieder aufgesetzt, und Bond tat es ihm gleich. Er versuchte sich unter die Menge zu mischen und hinter den Mann zu kommen, während die plappernden Zuschauer die Treppe hinabströmten. Er betrachtete den breiten Nacken, den tiefen Haaransatz und die angewachsenen Ohrläppchen des Manns. Er humpelte leicht. Vielleicht handelte es sich nur um eine leichte Knochendeformation im oberen Rücken. Plötzlich fiel es Bond ein. Es handelte sich um Pjotr Malinowski, der in der Botschaft den offiziellen Titel des »Landwirtschaftsattachés« trug. So war das also!
Draußen eilte der Mann in Richtung Conduit Street. James Bond stieg gemächlich in ein Taxi, dessen Motor bereits lief und dessen Fähnchen unten war. »Das ist er«, sagte Bond zum Fahrer. »Keine Hektik.«
»Ja, Sir«, erwiderte der MI5-Mitarbeiter und fuhr los.
Der Mann nahm sich in der Bond Street ebenfalls ein Taxi. Die Verfolgung im gemischten Abendverkehr war einfach. Bonds Genugtuung wuchs weiter, als das Taxi des Russen nördlich des Parks abbog und durch Bayswater fuhr. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es den Privateingang in der Kensington Palace Gardens
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