Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
eins. Feuer!«
    Der Boden erbebte leicht, und die Luft begann zu singen, als die fünf wirbelnden Kugeln aus Kupfernickel in die Dämmerung rasten. Die Zielscheibe senkte sich kurz und tauchte wieder auf, geschmückt mit vier kleinen weißen Scheiben, die sich dicht über der Mitte drängten. Es gab keine fünfte Scheibe – nicht mal eine schwarze, um anzuzeigen, ob der Schuss zu weit innen oder außen gewesen war.
    »Die letzte Runde war zu tief«, sagte der Schießleiter und nahm seine Nachtsichtbrille ab. »Danke für Ihre Spende. Wir sieben am Ende des Jahres immer den Sand da hinten durch und finden mindestens fünfzehn Tonnen Blei und Kupferstückchen. Gutes Geld.«
    Bond war aufgestanden. Corporal Menzies von der Waffenabteilung kam aus dem Vereinshaus und kniete sich hin, um die Winchester und das Zubehör auseinanderzuschrauben. Er sah zu Bond auf. »Sie waren ein wenig zu hektisch, Sir«, sagte er mit einer Spur Kritik in der Stimme. »Es war klar, dass die letzte Kugel sonst wohin fliegt.«
    »Ich weiß, Corporal. Ich wollte sehen, wie schnell ich sein kann. Das Gewehr kann nichts dafür. Das ist eine verdammt schöne Waffe. Bitte richten Sie das dem Waffenmeister von mir aus. Jetzt muss ich aber wirklich los. Sie finden allein zurück nach London, oder?«
    »Ja. Gute Nacht, Sir.«
    Der Schießleiter gab Bond einen Bericht seiner Übung – zwei Probeschüsse und dann zehn Runden auf Entfernungen zwischen hundertfünfzig und fünfhundert Metern. »Verdammt gute Trefferquote bei dieser Sicht. Sie sollten nächstes Jahr wiederkommen und am Queen’s Price teilnehmen. Der Wettbewerb ist heutzutage für alle Talente offen – vorausgesetzt, sie stammen aus dem Commonwealth.«
    »Danke. Leider bin ich gar nicht so viel in England. Und danke, dass Sie mich unterstützt haben.« Bond warf einen Blick auf die Turmuhr. Auf jeder Seite wurde die rote Flagge eingeholt, um anzuzeigen, dass die Schießübung vorüber war. Die Zeiger standen auf einundzwanzig Uhr fünfzehn. »Ich würde Ihnen gerne noch ein Bier ausgeben, aber ich habe noch eine Verabredung in London. Könnten wir das vielleicht bis zu diesem Queen’s Price verschieben, den Sie erwähnt haben?«
    Der Schießleiter nickte unverbindlich. Er war sehr neugierig gewesen, mehr über diesen Mann zu erfahren, der nach einem Haufen Telegramme aus dem Verteidigungsministerium wie aus dem Nichts aufgetaucht war und seither auf alle Entfernungen eine Trefferquote von mehr als neunzig Prozent gehabt hatte. Und das, nachdem die Übungsanlage offiziell geschlossen und die Sicht sehr schlecht geworden war. Und warum war gerade er, der erst auf der jährlichen Vorstandssitzung im Juli den Posten übernommen hatte, gebeten worden, anwesend zu sein? Und warum hatte man ihm gesagt, dass Bond auf fünfhundert Meter eine nur fünfzehn Zentimeter große Zielscheibe haben sollte anstatt der üblichen vierzig Zentimeter breiten? Und warum dieser Unsinn mit den Warnflaggen, die man ansonsten nur noch bei zeremoniellen Anlässen einsetzte? Um den Mann unter Druck zu setzen? Um seinen Übungen eine besondere Dringlichkeit zu verleihen? Bond. Commander James Bond. Die nationale Schusswaffenvereinigung hatte bestimmt eine Akte über jemanden, der so gut schießen konnte. Er musste dort mal anrufen. Eine seltsame Zeit, um eine Verabredung in London zu haben. Wahrscheinlich eine Frau. Das gewöhnliche Gesicht des Schießleiters nahm einen verstimmten Ausdruck an. Bestimmt so ein Kerl, auf den alle Frauen fliegen.
    Die beiden Männer gingen an der hübschen Fassade des Clubhauses vorbei zu Bonds Wagen, der neben einer lebensgroßen Metallnachbildung eines Hirschs stand. »Netter Wagen«, sagte der Schießleiter. »So einen habe ich noch nie gesehen. Sonderanfertigung?«
    »Ja. Der Sports Saloon ist eigentlich nur ein Zweisitzer. Und hat verdammt wenig Platz im Kofferraum. Also habe ich Mulliner’s gebeten, einen richtigen Zweisitzer mit richtig viel Stauraum daraus zu machen. Leider ein äußerst selbstsüchtiger Wagen. Dann also gute Nacht. Und vielen Dank noch mal.« Der Auspuff brüllte auf, und die Hinterräder wirbelten Kies auf.
    Der Schießleiter sah den roten Lichtern nach, während sie über die King’s Avenue auf dem Weg nach London verschwanden. Er machte auf dem Absatz kehrt und suchte nach Corporal Menzies. Dieser sollte ihm Informationen geben. Doch der Corporal blieb eisern, während er eine große Mahagonikiste auf einen khakifarbenen Geländewagen ohne

Weitere Kostenlose Bücher