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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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entferntes Ziel abgefeuert worden war, wo ein Problem auf ihn wartete, das er lösen musste. Wenigstens war das Empfangskomitee heute auf seiner Seite. Dieses Mal gab es dort oben nichts zu befürchten.
    Die Nummer zwei der Station W. B. war ein schlanker, nervös wirkender Mann Anfang vierzig. Er trug die für seinen Beruf typische Kleidung – einen gut geschnittenen, leicht verschlissenen Tweedanzug mit Fischgrätmuster, ein weißes Seidenhemd und eine alte Schulkrawatte – in seinem Fall des Winchester College. Schon beim Anblick dieser Krawatte und der Begrüßung in dem schmalen, muffigen Flur der Wohnung verließ Bond ein wenig der Mut. Er wusste, um was für eine Art Mensch es sich handelte: der typische Beamte; ein ungeliebter Streber an seiner Schule in Winchester; Studienzweiter in PPE in Oxford; der Krieg, kleinere Aufgaben, die er pedantisch erledigt hatte; vielleicht eine Beförderung in den Alliierten Kontrollrat in Deutschland, wo ihn der Service dann angeworben hatte. Und er hatte geglaubt, dort ein Leben voller Drama und Romantik zu finden, Dinge, die er niemals gekannt hatte. Man hatte einen nüchternen, vorsichtigen Mann haben wollen, um Bond bei dieser hässlichen Aufgabe zu überwachen. Captain Paul Sender, Veteran der Welsh Guards, war die offensichtlichste Wahl gewesen. Er hatte den Köder geschluckt. Und nun verbarg er wie ein guter Winchester-Absolvent seine Abneigung gegen die Aufgabe hinter zurückhaltender banaler Konversation, während er Bond die Wohnung und die Vorkehrungen zeigte, die für die Bereitschaft – und bis zu einem gewissen Grad auch für die Bequemlichkeit – des Henkers getroffen worden waren.
    Die Wohnung bestand aus einem großen Schlafzimmer, einem Bad und einer Küche voller Dosennahrung, Milch, Butter, Eier, Tee, Brot und einer Flasche Dimple Haig. Das einzig Seltsame an dem Schlafzimmer war, dass eines der Doppelbetten direkt am Fenster stand und gleich drei Matratzen darauf lagen.
    »Wollen Sie sich das Schussfeld mal ansehen?«, fragte Captain Sender. »Dann kann ich Ihnen erklären, was die andere Seite plant.«
    Bond war erschöpft. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, mit dem Bild des Schlachtfelds vor seinem inneren Auge schlafen zu gehen. »In Ordnung«, sagte er dennoch.
    Captain Sender schaltete die Deckenlampe aus. Durch die Vorhänge schimmerte der Lichtschein der Straßenlaternen. »Die Vorhänge ziehe ich besser nicht beiseite«, erklärte Captain Sender. »Es ist zwar unwahrscheinlich, aber vielleicht suchen sie ja doch nach 272s Verbündeten. Wenn Sie sich vielleicht einfach auf das Bett legen und Ihren Kopf unter die Vorhänge stecken, könnte ich Ihnen erklären, wonach Sie Ausschau halten sollten. Sehen Sie nach links.«
    Es war ein Schiebefenster und die untere Hälfte stand halb offen. Die Matratze war recht hart und gab deswegen nur ein wenig nach. So fand sich James Bond in etwa der gleichen Position wie auf der Schießanlage wieder. Doch nun starrte er über den zerbombten, mit Unkraut überwucherten Boden hinweg auf die hell beleuchtete Zimmerstraße – die Grenze zu Ostberlin. Sie schien etwa hundertfünfzig Meter entfernt zu sein. Plötzlich ertönte Captain Senders Stimme hinter und über ihm. Sein Tonfall ließ Bond an eine spiritistische Sitzung denken.
    »Direkt vor Ihnen befindet sich ausgebombter Raum. Dort gibt es viele Möglichkeiten zur Deckung. Hundertzwanzig Meter davon bis zur Grenze. Dann die Straße – die Grenze selbst – und dann auf feindlichem Boden noch mehr ausgebombter Raum. Darum hat 272 diese Strecke gewählt. Es ist einer der wenigen Orte der Stadt, an dem auf beiden Seiten der Grenze eine solche Wildnis herrscht – dichtes Gebüsch, Schutthaufen, Kellereingänge. Dort wird er sich auf die andere Seite durchschlagen und dann über die Zimmerstraße rennen, um auf unsere Seite zu gelangen. Das Problem ist, dass er dafür dreißig Meter hell beleuchteter Grenze zurücklegen muss. Dort wird es also passieren. Klar?«
    »Ja«, sagte Bond leise. Die Nähe zum Feind und die daraus resultierende Notwendigkeit, vorsichtig zu sein, machten ihn nervös.
    »Links sehen Sie ein neues zehnstöckiges Gebäude. Das ist das Haus der Ministerien, die Schaltzentrale Ostberlins. Wie Sie sehen, brennt in den meisten Fenstern noch Licht. Und so wird es auch die Nacht hindurch bleiben. Diese Burschen arbeiten in Schichten rund um die Uhr. Wegen der beleuchteten Fenster brauchen Sie sich vermutlich keine Gedanken zu machen. Dieser

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