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James, Henry

James, Henry

Titel: James, Henry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benvolio
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tun werde, zum Teufel mit ihm!»
    « Armer Kerl!», sagte ich; und während ich dies schreibe, kann ich, angesichts der Hoffnung, die hier zerstört wurde, nur wiederholen: Armer Kerl!

    23. August. – Ich habe den ganzen Tag gefaulenzt, habe alles Revue passieren lassen, davon geträumt, darüber gebrütet, wie man so sagt. Dies ist ganz entschieden eine Zeitvergeudung. Deshalb halte ich es für das Beste, mich hinzusetzen und die Geister zu bannen, indem ich meine Geschichte aufschreibe.
    Am Donnerstagabend erwähnte Miss Blunt beiläufig, dass sie am nächsten Tag frei habe, da die Dame, an deren Anstalt sie unterrichtet, ihren Geburtstag feiere.
    « Um vier Uhr nachmittags soll eine Teegesellschaft für die in der Schule wohnenden Lehrer und Schüler stattfinden», sagte Miss Esther.« Tee um vier! Wie finden Sie das? Und danach soll die klügste junge Dame eine Rede halten. Da meine Dienste nicht benötigt werden, beabsichtige ich nicht, hinzugehen. Wie wäre es, Vater, wenn wir mit deinem Boot hinausführen? Kommen Sie mit, Mr Locksley? Wir werden ein hübsches kleines Picknick veranstalten. Lasst uns zum alten Fort Pudding auf der anderen Seite der Bucht hinüberfahren. Unser Mittagessen nehmen wir mit, Dorothy schicken wir für einen Tag zu ihrer Schwester, und den Hausschlüssel stecken wir in unsere Jackentasche und kommen erst heim, wenn es uns gefällt.»

    Ich unterstützte den Vorschlag begeistert, der dann am nächsten Morgen in die Tat umgesetzt wurde, als wir, gegen zehn Uhr, von unserem kleinen Bootssteg am unteren Ende des Gartens ablegten. Es war ein vollkommener Sommertag – mehr kann ich dazu nicht sagen. Wir hatten eine ruhige Überfahrt zu unserem Ziel. Ich werde nie die wunderbare Stille vergessen, die über Erde und Wasser lag, als wir im Lee meines alten Freundes – oder alten Feindes –, des zerfallenen Forts, vor Anker gingen. Das tiefe, kristallklare Wasser am Fuß der warmen, sonnenbeschienenen Klippe lag da wie ein großes gläsernes Bassin, und ich erwartete fast, es splittern und bersten zu hören, als unser Kiel es durchpflügte. Und wie grell Farben und Geräusche in der klaren Luft hervortraten! Wie deutlich hörbar die sich am Strand kräuselnden kleinen Wellen dem weiten Himmel etwas zuflüsterten! Wie schrill unsere respektlosen Stimmen die Stille der kleinen Bucht zu durchschneiden schienen! Die moosüberzogenen Felsen spiegelten sich makellos in dem klaren, dunklen Wasser. Fransengleich säumten die hohen, schwarz schimmernden Ablagerungen duftenden Seetangs den weiß schimmernden Strand. Die steilen, zerklüfteten Flanken der Klippen reckten ihre schroffen Zacken
hoch in den tiefblauen Himmel empor. Ich erinnere mich – ja, ich erinnere mich noch gut –, welch glänzende Figur Miss Blunt machte, als sie an Land ging und, deutlich abgehoben gegen den dunklen Schatten eines Einschnitts in der Klippe, auf dem Strand stand, während ihr Vater und ich noch damit beschäftigt waren, den Anker zu setzen und unsere Körbe einzusammeln. Die Luft von Cragthorpe ist von einer Reinheit, wie ich sie nirgendwo sonst auch nur annähernd erlebt habe – von einer Leichtigkeit, einer Klarheit, einer Ungetrübtheit , die es jedem einzelnen Gegenstand in der Landschaft gestattet, seine Besonderheit voll zur Geltung zu bringen. Die Aussicht gleicht stets mehr oder weniger einem Gemälde, dem der letzte Schliff, die Einheitlichkeit noch fehlt. Miss Blunts Gestalt wirkte dort am Strand beinahe criarde 21 ; doch wie liebreizend war sie! Ihr leichtes, über einem kurzen weißen Rock gerafftes Musselinkleid, die kleine schwarze Mantille 22 , das blaue Tuch, das sie sich um den Hals gebunden, das karminrote Umschlagtuch, das sie sich über den Arm geworfen hatte, der kleine Seidenschirm, den sie mit einer behandschuhten Hand über dem Kopf balancierte, während sie mit der anderen ihr gekräuseltes Kleid schürzte, und der auf ihr Gesicht einen
scharfen runden Schatten warf, aus dem ihre fröhlichen Augen dunkel hervorleuchteten und ihr glücklicher Mund weiß hervorlächelte – dies sind einige der hastig wahrgenommenen Details des Gemäldes.
    « Junge Frau», riefich ihr über das Wasser hinweg zu,«ich wünschte, Sie wüssten, wie hübsch Sie aussehen!»
    « Woher wissen Sie, dass ich es nicht weiß?», antwortete sie.«Ich dächte doch, ich wüsste es. Sie sehen übrigens auch nicht so schlecht aus. Aber nicht ich bin hübsch; es sind die Accessoires. »
    « Zum Teufel! Ich verliere noch

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