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James, Henry

James, Henry

Titel: James, Henry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benvolio
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zu entscheiden.«Dann zögern Sie nicht!», rief ich; doch damit wurde ich ihn nicht los, denn er kam noch mehr als einmal auf das Thema zurück (er besuchte mich so oft, dass ich schon dachte, er müsse seine beiden anderen Damen darüber vernachlässigen) und tat stets aufs neue kund, dass die Gesellschaft ganz anderer Ansicht sei als ich. Sie werden zweifellos überrascht sein über die Andeutung, er habe«die Gesellschaft»ins Vertrauen gezogen, und sich fragen, ob er denn herumgegangen sei und sich bei den Leuten erkundigt habe, ob er ihrer Meinung nach einen Rückzieher machen könne. Ich kann es Ihnen nicht genau sagen, doch ich weiß, dass ein paar Wochen viel über sein Dilemma gesprochen wurde. Seine Freunde begriffen, dass er an einer Wegscheide stand, und vielen von ihnen bereitete es keine Mühe zu entscheiden, welchen Weg sie einschlagen würden. Einige der Beobachter waren der Meinung, er solle gar nichts tun, solle alles so lassen, wie es war. Andere stellten sich auf einen erhabenen Standpunkt und ließen sich über die Heiligkeit der Liebe und darüber aus, wie schändlich es wäre, das Mädchen zu betrügen, denn darauf liefe es ja hinaus (wenn er sie tatsächlich zum Altar führen sollte). Einige
meinten, es sei zu spät, um die Flucht zu ergreifen, andere behaupteten, dazu sei es nie zu spät. Einige hielten Miss Bernardstone für äußerst bedauernswert; andere sparten ihr Mitgefühl für Ambrose Tester auf, und wieder andere überschütteten Lady Vandeleur damit. Die vorherrschende Meinung war wohl, dass er der Stimme seines Herzens folgen sollte – London legt ja so viel Wert auf Herz! Oder ist London einfach blutdürstig und zieht stets das Schauspiel vor, das mehr Unterhaltung verspricht? Da es das Spektakel verlängern würde, ließe der junge Mann Miss Bernardstone sitzen, war die Bereitschaft, das arme Mädchen zu opfern, beträchtlich. Miss Bernardstone glich einer christlichen Jungfrau in der römischen Arena. Das meinte Ambrose Tester, als er behauptete, die öffentliche Meinung sei auf seiner Seite. Ich glaube nicht, dass er mit Gott und der Welt über seine verzwickte Lage geredet hat, aber Leute, die seine Situation kannten, vermuteten, was in seinem Kopf vorging, und er seinerseits vermutete, was sie sagten. Londoner Diskussionen könnten ebenso gut in der Flüstergalerie der Sankt-Pauls-Kathedrale stattfinden. 12
    Ich konnte selbstredend nur eines tun – nämlich meine Überzeugung bekräftigen, dass die
römische Haltung, wie ich sie vielleicht nennen kann, grausam war, heuchlerisch war. Natürlich war das nicht die Hilfe, die er sich wünschte – die das Hindernis beseitigte, das seiner Vermählung mit Lady Vandeleur in ein, zwei Jahren im Weg stand. Dennoch setzte er seine Hoffnungen weiterhin auf eine Eingebung meinerseits – ich muss das sagen, auch auf die Gefahr hin, ihn äußerst kleinmütig erscheinen zu lassen. Es gab einen Moment, da ich ihn eines hinterlistigen Manövers für fähig hielt, ihm zutraute, er spiele auf Zeit, um doch noch davonzukommen. Wenn es ihm gelang, die Hochzeit nur lange genug hinauszuzögern, würden die Bernardstones ihn fallenlassen, und ich habe den Verdacht, dass er sich einen Tag lang mit dem Gedanken trug, ihnen die Verantwortung zuzuschieben. Aber er war zu ehrlich und zu edelmütig, um dies länger zu erwägen, und sein Schicksal schien schon besiegelt, als ein unerwartetes Ereignis ihn vorläufig rettete. General Bernardstone verstarb nach einer Erkrankung, die ebenso plötzlich aufgetreten war und einen ebenso raschen Verlauf genommen hatte wie jene, die Lord Vandeleur dahingerafft hatte; seine Gattin und seine Tochter zogen sich, in tiefe Trauer gestürzt, sogleich aufs Land zurück. Eine Woche später war zu
hören, die Hochzeit werde um mehrere Monate verschoben – zum einen, weil Joscelind in Trauer war, zum anderen aber auch, weil ihre Mutter, deren einzige Gefährtin sie jetzt war, es nicht ertragen konnte, sich zum ursprünglich festgesetzten und nun schon unmittelbar bevorstehenden Zeitpunkt von ihr zu trennen. Natürlich warfen die Leute sich Blicke zu – erklärten, dies sei der Anfang vom Ende, sei ein«raffinierter Winkelzug »Ambrose Testers. Mich wundert, dass sie ihn nicht beschuldigten, den armen alten General vergiftet zu haben. Ich weiß mit Sicherheit, dass er nichts mit der Verschiebung zu tun hatte, dass der Vorschlag vielmehr von Lady Emily kam, die, was angesichts ihres schmerzlichen Verlustes nur natürlich

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