Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James, Henry

James, Henry

Titel: James, Henry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benvolio
Vom Netzwerk:
Bernardstone nicht verlasse, würde ich keine Mühe scheuen, um ihm von Nutzen zu sein. Ich sei der Ansicht, Lady Vandeleur verhalte sich nicht korrekt. Er müsse mir gestatten, das zu wiederholen; wenn es ihm jedoch Freude bereite, dass ich sie aufsuchte (natürlich ging es nicht darum, ihr eine Freude zu bereiten), würde ich es auch fünfzigmal tun. Ich könne mir zwar nicht vorstellen, wie ihm das helfe, aber ich würde es tun, wie ich auch alles andere tun würde, worum er mich bitte. Sein Ehrenwort gab er mir zwar nicht, aber er antwortete ruhig:« Ich werde mich verhalten, wie es sich gehört; Sie brauchen keine Angst zu haben»; und während er sprach, glaubte ich in seinem Gesicht lesen zu können, dass er es durchaus ehrlich meinte. Natürlich schloss dies eine erneute dramatische Wende nicht aus. Es könnte abermals Verzögerungen geben, und die arme Lady Emily könnte, zum ersten Mal in ihrem Leben ungehalten, erklären, die Situation ihrer Tochter sei unerträglich geworden, und sie träten von der Verlobung zurück. Doch dies war eine gar zu grässliche Vorstellung, und ich
glaubte Mr Testers Versicherung. Er sagte, ich könne etwas Gutes tun, wenn ich Lady Vandeleur aufsuchte, denn es werde sie aufheitern in jenem düsteren großen Haus in der Upper Brook Street, wo sie völlig allein war und die Möbel mit grauenvollen Schutzbezügen, die Spiegel mit Zeitungen – ja, tatsächlich Zeitungen – verhüllt waren. Sie empfange niemanden, es gebe niemanden, den sie hätte empfangen wollen; er wisse aber, dass sie mich empfangen werde. Ich fragte ihn, ob sie denn wisse, dass er mit mir über einen Besuch bei ihr sprechen wolle, und ob ich mich auf ihn beziehen könne, ob das nicht zu heikel sei. Ich werde nie vergessen, was er darauf antwortete, und auch den Ton nicht, in dem er es tat, wobei er ein wenig errötete und wegsah.«Sich auf mich beziehen? Ja natürlich!»Es war nicht die einfältigste Äußerung, die ich je gehört hatte, aber sehr wohl, so schien es mir, die bescheidenste; und sie gab mir eine seltsame und vor allem neue Vorstellung von der Verfassung, in der man Lady Vandeleur antreffen würde, ganz gleich, wann man sie aufsuchte. Sollte auch sie mit ihrem Gewissen einen Kampf ausfechten (in dieser Hinsicht waren sie ein erbauliches Paar!), hatte dies sie vielleicht erheblich verändert, sie zugänglicher gemacht,
und ich sagte mir großmütig, es habe sie wahrscheinlich menschlicher werden lassen. Ambrose Tester verabschiedete sich nicht, nachdem ich zugesagt hatte, seiner Bitte nachzukommen. Er zögerte, spielte nervös mit seinem Stock und seinen Handschuhen, und mir wurde klar, dass er mir noch mehr zu sagen hatte und dass der wahre Grund, weshalb ich Lady Vandeleur aufsuchen sollte, nicht darin bestand, dass Zeitungen ihre Spiegel verhüllten. Er rückte schließlich damit heraus, denn sein«Ja natürlich!»(und wie ich es auslegte) hatte das Eis gebrochen.
    « Sie sagen, Sie seien der Meinung, sie verhalte sich nicht korrekt.»(Natürlich wollte er sie verteidigen.)« Aber ich wage zu behaupten, Sie verstehen ihre Lage nicht. Vielleicht würden Sie sich an ihrer Stelle auch nicht anders verhalten.»
    « Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich an ihrer Stelle zu sehen!», bemerkte ich lachend.
    « Es ist mir unangenehm, es zu sagen. Man breitet so etwas nicht gern vor anderen aus.»
    « Sie wäre entzückt, Sie zu heiraten. Das ist kein so großes Geheimnis.»
    « Nun ja, sie mag mich schrecklich gern», sagte Mr Tester, der dabei strahlte wie ein Kind.« Das Ganze ist nicht nur einseitig, es beruht auf Gegenseitigkeit. Das ist ja die Schwierigkeit.»

    « Sie meinen, sie will Sie nicht gehen lassen? Sie hält Sie fest?»
    Doch der arme Kerl hatte, wenn auch mit großer Behutsamkeit, genug gesagt und sprang nun auf. Seinen Hut glattstreichend, blieb er einen Augenblick stehen; dann brach es erneut aus ihm heraus:«Bitte, tun Sie es. Sagen Sie es ihr – führen Sie es ihr vor Augen. Sie können es ihr klarmachen, wissen Sie.»Hier hielt er verlegen inne.
    « Was kann ich ihr klarmachen, Mr Tester? Das ist die Schwierigkeit, wie Sie es ausdrücken.»
    « Was Sie neulich zu mir sagten. Sie wissen schon. Was Sie mir schon mehrmals gesagt haben. »
    « Was ich Ihnen gesagt habe…?»
    « Dass es Joscelind umbringen würde! Wenn Sie es nicht können, wer dann?»Und mit diesem Tribut an meine Fähigkeiten verabschiedete er sich.

VII
    Es war ja schön und gut, dass er mir derart schmeichelte,

Weitere Kostenlose Bücher