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James, Henry

James, Henry

Titel: James, Henry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benvolio
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übertrug. Lady Vandeleur hatte zwei Kinder gehabt (die sie verloren hatte) und könnte deshalb weitere bekommen, die sie nicht verlieren würde; das wäre eine Antwort auf kleinliche Vorhaltungen seitens Sir Edmunds gewesen.

V
    Tatsächlich hatte der junge Mann unter den Eichen und Buchen seiner Vorfahren über die ganze Sache nachgedacht. Seine Miene zeigte dies – zeigte es deutlicher, als es Miss Bernardstone lieb sein konnte. Er sah aus wie einer, der unglücklich, nicht wie einer, der glücklich verliebt war. Ich verspürte nicht mehr Neigung als zuvor, ihm bei seinem Komplott behilflich zu sein, doch nach zehn Minuten erörterten wir es bereits bis ins Einzelne. Wenn ich sage, wir erörterten es, dann meine ich, er tat es, denn ich saß zunächst nur schweigend vor ihm und staunte über die Klarheit, mit der er seine Gründe vor seinem Gewissen verteidigt hatte. Er hatte sich eingeredet, er könnte ganz einfach die arme Joscelind sitzenlassen und ungebunden bleiben, bis Lady Vandeleurs Trauerzeit vorüber wäre. Die Überlegungen eines impulsiven Mannes führen ihn zuweilen in seltsame Gefilde. Ambrose Tester vertraute mir seinen Plan als ein ganz großes Geheimnis an. Er gestand, ihm sei sehr daran gelegen zu erfahren, was ich davon hielte und ob meine weibliche Findigkeit nicht irgendwo ein Schlupfloch entdeckte, durch das er entkommen konnte, irgendeine ehrenhafte Möglichkeit, sein
Versprechen nicht halten zu müssen. Dabei schien er jedoch nicht vorherzusehen, dass ich zwangsläufig glattweg empört sein würde. Dass ich verblüfft und (ein wenig) betroffen sein würde, damit hatte er gerechnet; meine bisherige Weigerung, ihm zu helfen, führte er aber anscheinend einzig und allein darauf zurück, dass es tatsächlich schwierig war, ihm den perfekten Vorwand zu nennen, den er benötigte. Er zählte ganz offensichtlich auf einen erhellenden Einfall meinerseits, und ich glaube, er hätte gern zu mir gesagt:«Sie haben immer so getan, als wären Sie mir eine gute Freundin…» – was nicht stimmt, vielmehr war er derjenige, der immer so getan hat –«und jetzt haben Sie Gelegenheit, es zu beweisen. Gehen Sie zu Joscelind und machen Sie ihr klar (Frauen haben hierfür hundert Möglichkeiten), dass sich meine Lage durch Vandeleurs Tod vollkommen verändert hat. Wenn sie das Mädchen ist, für das ich sie halte, wird sie wissen, was zu tun ist.»
    Ich war nicht bereit, auf ein solches Ansinnen einzugehen, und sagte ihm das auch, sobald sich meine erste Überraschung darüber gelegt hatte, wie entschlossen er sein Ziel nun verfolgte. Seine Argumentation war letztendlich ganz einfach. Er war seit Jahren in Lady Vandeleur verliebt
und war es nun mehr denn je. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie, in absehbarer Zeit, durch den Tod ihres Gatten frei würde. Dieser Edelmann war – Ambrose Tester sagte damals nicht, was er seiner Meinung nach war (dazu lag Lord Vandeleurs Tod noch nicht lange genug zurück) –, aber er war gerade erst vierzig Jahre alt und bei so guter Gesundheit und in so ausgezeichneter Verfassung gewesen, dass eine solche Möglichkeit unendlich fern schien. Unter diesen Umständen hatte Ambrose sich genötigt gesehen, sich aus zutiefst weltlichen Gründen – er schämte sich dafür, pah! –, mit einem Mädchen zu verloben, das er nicht liebte und auch nicht vorgab zu lieben. Plötzlich trat das Unerwartete ein; die Frau, die er wirklich liebte, war für ihn erreichbar, und die Verhältnisse hatten sich grundlegend geändert. Warum sollte nicht auch er sich verändern? Warum sollten nicht Miss Bernardstone, Lady Emily und alle anderen sich verändern? Es wäre unrecht von ihm, Joscelind in einer so veränderten Welt zu heiraten – wenn ich nur einen Augenblick nachdächte, würde ich das gewiss einsehen. Er könne seinen Teil des Vertrages nicht länger erfüllen, und die Angelegenheit müsse beendet werden, bevor sie noch mehr Unheil anrichtete. Wüsste Joscelind
Bescheid, wäre sie die Erste, die das erkennen würde, und nun gehe es darum, dass sie alles erführe.
    « Dann gehen Sie doch zu ihr und erklären es ihr, wenn Sie sich dessen so sicher sind», sagte ich.«Es wundert mich, dass Sie es so lange aufgeschoben haben.»
    Er sah mich bekümmert an.«Natürlich weiß ich, dass es scheußlich unangenehm ist.»
    Zweifellos war es scheußlich unangenehm; darin konnte ich ihm völlig beipflichten, und dies war die einzige Zustimmung, die er mir entlockte. Man konnte sich einem aus dem

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