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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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ernsthaft, dass ich mich ausgerechnet jetzt mit diesen alten Klamotten beschäftige«, stieß er empört hervor. »Was hat das denn mit unserem aktuellen Fall zu tun?«
    Tannenberg zuckte mit den Schultern. »Weiß ich im Moment natürlich auch noch nicht. Aber vielleicht existiert ja zwischen beiden Fälle ein unmittelbarer Zusammenhang.«
    »Wie kommen Sie denn auf so was, Chef?«, meldete sich Geiger verwundert zu Wort.
    »Na ja, es könnte doch sein, dass irgendein Nachkomme der damaligen Mordopfer gerade mit einem späten Rachefeldzug begonnen hat«, präsentierte Tannenberg nun die Spekulation seines Vaters. Kaum hatte er dies ausgesprochen, schon dachte er an Heiners Rache-Gedicht. Ein dezentes Schmunzeln huschte über sein Gesicht.
    »Und deshalb hat dieser Verrückte zwei Menschen die Köpfe abgeschlagen. So ein Schwachsinn!«, blaffte Mertel.
    »Wieso? Erstens können für die Liebespaarmorde durchaus zwei verschiedene Täter in Betracht kommen. Zum Beispiel, wenn einer von ihnen ein Nachahmungstäter war. Soll es alles schon mal gegeben haben.«
    Mertels spruchreifer Erwiderung gebot Tannenberg mit einer Geste Einhalt. »Lass mich erst mal ausreden«, fuhr er in scharfem Ton fort. »Und zweitens kann es sich bei einem der beiden Toten um den damaligen Täter handeln, wogegen das andere Mordopfer irgendein Gewaltverbrecher ist, der überhaupt nichts mit dieser Mordserie zu tun hatte.«
    Der Kriminaltechniker klatschte sich demonstrativ an die Stirn. »Ah, jetzt versteh ich endlich, worauf du hinauswillst. Du glaubst also an so etwas wie ›Zorro rächt alle Mörder dieser Welt und legt sie bei uns an der Jammerhalde ab‹.«
    »Ja, warum denn nicht?«
    Mertel zeigte ihm den Vogel. »Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Was hör ich mir das überhaupt an? Ich stecke bis zum Kopf in Arbeit«, er brach ab und schnappte wie ein Asthmatiker nach Luft, »und du laberst mich mit diesem Schwachsinn voll.«
    Wütend schleuderte er die Asservaten in den Pappkarton und schob ihn Geiger an den Bierbauch. Dann drückte er dem Leiter der Mordkommission die Aktenmappen in die Hand. »Raus! Alle beide!«, schrie er. »Geht mir sofort aus den Augen. Sonst passiert noch ein Unglück!«
     
    Nachdem Tannenberg sich bei seiner Sekretärin mit einem doppelten Espresso und einer Handvoll Amaretti eingedeckt hatte, verzog er sich in sein Büro. Bis zu der um 11 Uhr 30 anberaumten Dienstbesprechung blieben ihm noch ein paar Minuten Zeit. Vorhin hatte er nur den als Deckblatt des Aktenstapels fungierenden Abschlussbericht quergelesen. Nun nahm er sich die Mappen einzeln vor, warf einen kurzen Blick hinein und schichtete sie anschließend wieder in der ursprünglichen Reihenfolge aufeinander.
    Bereits die erste, flüchtige Inspektion der Schnellhefter hatte zutage gefördert, dass es sich bei Geigers vermeintlich spektakulärem Fund nur um den ersten Teil der damaligen Ermittlungsberichte handelte. Die Ordner, welche sich auf die Geschehnisse an der Jammerhalde bezogen, fehlten ganz. Deshalb wies Tannenberg seinen Mitarbeiter an, sich umgehend auf die Suche nach den restlichen Akten zu begeben. Geiger kam diese Anordnung sehr gelegen, zum einen, weil es ihm hier oben im K 1 viel zu heiß war, und zum anderen, weil er Dienstbesprechungen sowieso verabscheute.
    Der Leiter des K 1 hatte auf dem Rückweg von der Jammerhalde seine Mitarbeiter über die aktuellen Ereignisse informiert und ihnen weitere Ermittlungsaufträge erteilt, die er nun nacheinander abfragte. Michael Schauß hatte den ganzen Morgen die restlichen Hotels und Pensionen der Stadt abgeklappert und anschließend auch noch die Beherbergungsbetriebe der Umgebung befragt. Aber die Erkundigungen blieben ohne greifbares Ergebnis. Auch war immer noch keine Vermisstenanzeige eingegangen.
    Die einzige neue Erkenntnis bezog sich auf einen Waldarbeiter namens Kuno, der seit längerem nicht mehr zur Arbeit erschienen war. Sabrinas Recherchen ergaben, dass der Mann sich vor einer Woche einer Bandscheibenoperation unterzogen hatte und noch immer stationär im Krankenhaus untergebracht war.
    »Na, wenigstens etwas. Den können wir damit wohl definitiv von der Liste der potentiellen Tatverdächtigen streichen«, bemerkte Tannenberg. Nachdenklich presste er die Handflächen aneinander, die Fingerspitzen berührten seine Nase. »Warum musste dieser blöde Hollerbach die Waldarbeiter gestern auch nach Hause schicken? Hätten wir diese Waldschrate hierbehalten und die halbe

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