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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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solle, werde er sich erneut melden.
    Der VW der Türken bog in ein kleines Anwesen mit unscheinbaren Industrie- und Handelsgebäuden ein. Sie parkten vor einem breiten, niedrigen Lagerhaus. Es war irgendwann in den Siebziger- oder Achtzigerjahren errichtet worden, und die hellrote Farbe bröckelte von den äußeren Metallrohren ab, die das einzige Zugeständnis an die damalige Architekturmode bildeten.
    Während die beiden Türken ausstiegen, rief Fabel erneut bei Werner an und nannte ihm seinen Aufenthaltsort.
    »Sei vorsichtig, Jan«, sagte Werner.
    »Keine Sorge. Aber wenn du in einer halben Stunde nichts von mir hörst, dann schick den Rettungstrupp.«
    Fabel ließ den Deckel seines Handys zuschnappen und stieg aus seinem BMW. Der Gelockte presste ein strahlendes Lächeln unter seinem dichten Schnurrbart hervor und hielt eine Tür auf, die genauso dringend eines Malers bedurfte wie die Metallrohre. Fabel deutete an, dass die beiden Türken ihm vorausgehen sollten.
    Das Lagerhaus war recht klein, doch voll von Lebensmittelkisten, sämtlich in einer Sprache etikettiert, die Fabel für Türkisch hielt. Eine Trennwand, teils aus Drahtglasfenster, teils aus Gipskarton, führte an einer Seite des Gebäudes entlang. Von dort blickte man auf den Parkplatz hinaus. Diese Wand trennte die Hauptfläche des Lagerhauses von den Büros. Durch das Glas des Hauptbüros konnte Fabel Yilmaz sehen, der mit zwei Männern zusammensaß. Einer war ein kräftig wirkender Türke, der andere ein kleiner, schmutziger Mann in einem abgenutzten Militärmantel. Er hatte die gelbliche Hautfarbe und die eingefallenen Augen eines Rauschgiftsüchtigen.
    Der Gelockte, der immer noch grinste, öffnete Fabel die Tür, folgte ihm jedoch nicht ins Büro. Yilmaz erhob sich, lächelte mit aufrichtiger Miene und streckte eine Hand aus. Fabel schüttelte sie.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Herr Fabel. Es tut mir Leid, dass wir uns nicht in einer ansprechenderen Umgebung treffen können, aber ich hielt es für das Beste, kein Aufsehen zu erregen. Ich habe ... oder besser gesagt, mein Freund hier hat wichtige Informationen für Sie. Wie Sie sehen, habe ich mein Versprechen gehalten, Herr Hauptkommissar.«
    Fabel musterte den kleinen, windhundähnlichen Mann. Wie die meisten Drogenabhängigen wirkte er alterslos. Vielleicht war er erst Ende zwanzig, aber er konnte auch an die sechzig Jahre alt sein. Fabel bemerkte, dass einer seiner hohen Wangenknochen geschwollen und noch stärker verfärbt war als die übrige Haut. An einem Nasenloch hatte der Mann eine Kruste aus getrocknetem Blut.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Fabel.
    »Ich bin eine Treppe runtergefallen«, erwiderte der kleine Mann mit einer hohen, heiseren Stimme und warf dem kräftigen Türken einen grimmigen Blick zu.
    »Dieser ... Herr ... heißt Hansi Kraus«, sagte Yilmaz. »Er hat ein paar Informationen - und sogar Beweismaterial -, die er mit Ihnen teilen möchte.« Yilmaz nickte dem Türken zu, der sich an einen der Schreibtische lehnte. Dieser streckte die Hand nach hinten aus und griff nach einem Bündel aus schmutzigen Lappen. Vorsichtig faltete er es an den Ecken auf und legte eine glänzende goldfarbene 9-mm Automatik frei. Die Seite der Waffe war reich geschmückt, und man hatte ihr das kyrillische Wort »???? 12« eingraviert. Darunter stand in lateinischer Schrift »Made in Ukraine«.
    »Herr Kraus möchte diese Waffe als Beweismaterial für den Mordfall Hans Klugmann vorlegen«, sagte Yilmaz. »Er entschuldigt sich für die Verzögerung. Eigentlich hatte er die Waffe schon früher abgeben wollen, aber er hat es schlichtweg vergessen.«
    »Wo haben Sie die Pistole gefunden?«, fragte Fabel den kleinen Mann.
    Hansi Kraus blickte zu Yilmaz, dann zu dem anderen Türken und schließlich zu Fabel hinüber. »In der Schwimmhalle. Ich war da, als man dem Kerl in den Kopf geschossen hat.«
    »Sie waren Zeuge der Ermordung von Hans Klugmann?«
    Kraus nickte.
    »Haben Sie seine Mörder gesehen?«
    Kraus zögerte. Der kräftige Türke schob sich am Schreibtisch hin und her, sodass seine Lederjacke knarrte. Kraus streifte ihn mit einem Blick und nickte erneut.
    »Würden Sie sie wieder erkennen?«
    »Ja. Ein älterer und ein jüngerer Kerl. Beide sahen verdammt abgebrüht aus. Der Jüngere war gebaut wie Arnold Schwarzenegger. Er hat den Knaben abgeknallt.«    
    Fabel bedeutete dem Türken, ihm die Waffe auszuhändigen. Er hielt die Pistole auf flachen Handflächen, als balanciere

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