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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sagte kein Wort über die beiden, weil ich so schockiert darüber war, sie im Polizeipräsidium zu sehen. Ich dachte, dass die Polizei vielleicht hinter dem Mord steckt, aber das kann nicht sein. Herr Fabel wird wissen, was zu tun ist.
    Ich habe Angst, aber weniger Angst, als ich erwartet hatte. Ich tauge nichts und habe nie etwas getaugt. Es ist besser so.
    Es tut mir so Leid, Mutti. Ich war nicht der Sohn, den du verdienst, und du warst eine viel bessere Mutter, als ich es verdient habe.
    Dein dich liebender Sohn Hansi
    Nachdem Fabel den Brief gelesen hatte, betrachtete er ihn eine Weile. Dann richtete er den Blick auf Margarethe Kraus. »Es tut mir sehr, sehr Leid, Frau Kraus. Vielen Dank dafür, dass Sie mir den Brief gebracht haben.« 
    »Ist Hansi wirklich von einem Polizisten ermordet worden?«
    »Hansi ist von Verbrechern ermordet worden, Frau Kraus«, sagte Fabel ernst. Es war keine Lüge. »Aber ich verspreche Ihnen, dass wir sie fassen werden.« Er hielt den Brief hoch. »Und zwar hiermit.«
    Margarethe Kraus lächelte höflich, als hätte ihr jemand die Richtung zur Bushaltestelle gewiesen. »Ich gehe wohl besser. Es ist sehr spät.«
    Fabel schüttelte ihr die kalte und ein wenig feuchte Hand. »Unglücklicherweise muss ich Sie bitten, noch ein wenig länger zu bleiben. Ein Beamter wird Ihre vollständige Aussage zu Protokoll nehmen. Und dann fährt jemand Sie nach Hause. Außerdem werden wir ein paar Tage auf Sie aufpassen - nur bis die ganze Sache erledigt ist.«
    Frau Kraus hob resigniert die schmalen Schultern. »Dann warte ich hier«, sagte sie und setzte sich wieder auf ihren Platz. Erneut faltete sie die Hände im Schoß, doch diesmal ohne den letzten Brief ihres Sohnes festzuhalten.
    Van Heiden wartete vor dem Empfangszimmer auf Fabel. Fabel reichte ihm den Brief und zeigte auf die letzten Absätze. »Darf ich Ihnen das Notwendige überlassen, Herr Kriminaldirektor?«
    Er konnte die nahe Zukunft an van Heidens wütendem Blick ablesen: Buchholz und Kolski wussten es noch nicht, aber sie würden von einem Schnellzug überrollt werden. »Ich wollte Ihnen das hier geben, Herr Fabel«, sagte van Heiden und hielt ihm den Ausdruck einer E-Mail hin.
    E-MAIL
    VON: SON OF SVEN
    GESENDET: 21.JUNI 2003, 21.30 UHR
    AN: ERSTEN KRIMINALHAUPTKOMMISSAR JAN FABEL
    POLIZEI HAMBURG
    MORDKOMMISSION
    BETREFF: TOCHTER DAVIDS
    SIE GLAUBEN, NICHT MEHR WEIT VON MIR ENTFERNT ZU SEIN, ABER ICH BIN ES, DER IHNEN NÄHER KOMMT. ICH HABE IHNEN SO VIELE DENKWÜRDIGE ERFAHRUNGEN VERSCHAFFT, HERR FABEL.
    DIE NÄCHSTE WERDEN SIE NIE VERGESSEN, UND ICH WERDE MEHR GEFALLEN AN IHR HABEN ALS AN ALLEN ANDEREN.
    ES ENTSPRICHT DEM WESEN DER FRAUEN, ANDERE ZU TÄUSCHEN. SCHON BEI IHRER GEBURT SIND SIE VON TÜCKE UND FALSCHHEIT VERGIFTET, UND DANN VERBRINGEN SIE IHR LEBEN DAMIT, IHRE KÜNSTE ALS LÜGNERINNEN UND BETRÜGERINNEN ZU VERFEINERN. IST ES NICHT POETISCH, DASS SVENS SOHN DIE SCHWINGEN DER TOCHTER DAVIDS AUSBREITEN WIRD?
    SON OF SVEN
     

 
    Hamburg-Harvestehude,
    Samstag, den 21. Juni, 22.00 Uhr
      Fabel hatte sich alle Mühe gegeben, das Team zur Eile anzutreiben, ohne es die Grenzen zur Panik überschreiten zu lassen. Der Sinn der E-Mail war eindeutig gewesen. Die Tochter Davids. Die Täuschung, die sie gegenüber MacSwain versucht hatte. Er hatte Anna aufs Korn genommen, und sie ging nicht mehr ans Telefon. Fabel schickte sofort ein paar Leute zu Annas Wohnung in Eimsbüttel. Sie sollten sich, wenn nötig, mit Gewalt Zugang verschaffen. Er selbst würde die Razzia in MacSwains Dachwohnung leiten.
    Der wachhabende Beamte vor MacSwains Wohnblock bestätigte, dass der Brite seit seiner Rückkehr um kurz vor achtzehn Uhr nicht herausgekommen war. Abgesehen davon, dass die Lichter um etwa neunzehn Uhr dreißig angegangen seien, habe es keine Bewegung gegeben. Der Beamte hatte sich sogar davon überzeugt, dass MacSwains Porsche noch in seiner Parkbucht in der Tiefgarage stand. Fabel schickte das halbe Team, geführt von Maria, die Treppe hinauf, während Werner und er mit der anderen Hälfte - und der schweren Türramme - in dem Stahlaufzug nach oben fuhren. 
    Die Wohnung hatte nur eine einzige Tür. Wer sie nicht benutzen wollte, musste auf den Balkon hinausgehen und die drei Stockwerke zum Gehsteig hinunterklettern. Zwei MEK-Beamte mit kugelsicheren Westen schwangen die einen Meter lange Ramme vor und zurück und zählten den Takt stumm mit, bis sie beim vierten Schwung gegen die Tür donnerte und das Schloss zersplittern ließ.

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