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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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gehören auch psychisch Kranke. John MacSwain ist ein Beispiel, genau wie der Mann in der Ukraine, der Mitte der Neunzigerjahre wegen einer Reihe ähnlicher Verbrechen hingerichtet wurde.« Fabel legte eine Pause ein. Im Konferenzzimmer herrschte Stille. »Witrenko hat einen Artikel gelesen, den ich über einen Serienmordfall in Hamburg geschrieben habe. Außerdem hat er in der Ukraine an einem der führenden kriminologischen Institute der Welt studiert. Wie wir wissen, gehört die Ukraine zu den Ländern mit den meisten Serienmördern. Deshalb wirkt alles, was wir bisher untersucht haben, wie ein Lehrbuchbeispiel. Und genau das ist es auch. Witrenko hat MacSwain wahrscheinlich durch die Eitels, für die MacSwain arbeitet, kennen gelernt. Die Eitels machen mit Witrenko irgendwelche fragwürdigen Grundstücksgeschäfte, an denen wahrscheinlich auch die Odessa-Mafia beteiligt ist, und Norbert Eitel hat offenbar selbst bei der Betäubung, Entführung und Vergewaltigung von jungen Frauen zu rituellen Zwecken mitgewirkt. Er hat eine sehr auffällige Narbe an der linken Hand, die von einem der Opfer beschrieben wurde. Meiner Meinung nach verwendet Witrenko diese Rituale, um die Bindung in der Gruppe zu festigen. Außerdem bin ich sicher, dass sich weitere einflussreiche Personen ermitteln lassen, die in die Angelegenheit verwickelt sind.«
    Fabel legte erneut eine Pause ein. Es war ein seltsames Gefühl für ihn, das alles auszusprechen. Er schien etwas an die Öffentlichkeit zu bringen, das bis dahin etwas Persönliches gewesen war. Sein Publikum verharrte fast reglos und völlig still im Zimmer. Da niemand Fragen hatte, setzte Fabel seinen Vortrag fort.
    »Was die Morde betrifft, so muss Ursula Kastner, eine für die Stadt tätige Immobilienanwältin, auf Unregelmäßigkeiten bei Grundstücksgeschäften der Neue-Horizont-Partnerschaft gestoßen sein. Ich vermute, dass sie hochrangige Beteiligte entdeckte und beschloss, sich nicht an die Behörden, sondern an die Presse zu wenden. Und die Presse war in diesem Fall Angelika Blüm. Tina Kramer, die BND-Mitarbeiterin, wurde getötet, weil man sie als Kontaktperson zu Klugmann identifizierte, dessen Tarnung zwei unserer Kollegen hatten auffliegen lassen. Diese Kollegen wurden bestochen und ermordeten Klugmann in der Schwimmhalle. Dann ließen sie eine Pistole der ukrainischen Sicherheitsdienste zurück, um Verwirrung zu stiften. Die weiblichen Opfer hatten nur einen einzigen Mörder. John MacSwain. Den Lehrling.«
    Fabel deutete auf die Bilder der drei ermordeten Frauen. Dann ging er hinüber zu den in Afghanistan aufgenommenen Fotos. 
    »Diese Bilder dagegen zeigen das Werk des Meisters. Und ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Der heutige Mord an Witrenkos Vater und seiner Assistentin war ein typisches Beispiel, und Witrenko ist selbstgefällig genug gewesen, mir sein Werk vorführen zu wollen, bevor er das Beweismaterial vernichtet hat. Die Ermordeten waren sein eigener Vater und die Schwester eines der Kiewer Opfer. So etwas würde Witrenko nicht MacSwain anvertrauen. Denn es war ein Meisterstück.«
    »Aber von diesem letzten Fall abgesehen ist MacSwain Ihrer Meinung nach der Mörder?«, fragte van Heiden.
    »Ja. Witrenko wusste, wie er MacSwain für seine Zwecke nutzen konnte. MacSwain ist offenkundig ein Soziopath, was Witrenko begriff. Er erkannte in ihm seinesgleichen. John MacSwain hatte, wie wir aus Annas Bericht wissen, ein sehr schlechtes Verhältnis zu seinem eigenen Vater. Vermutlich übernahm Witrenko für ihn die Vaterrolle und verpackte das Ganze in irgendeinen faulen nordischen Zauber. Wahrscheinlich wurde MacSwain zuerst rekrutiert, um Frauen für Witrenkos Rituale zu finden, die in Wirklichkeit nichts anderes als Gruppenvergewaltigungen waren. Witrenko muss dabei erkannt haben, wie tief MacSwains Wahnsinn verwurzelt ist. Schließlich weiß er genau, wonach er Ausschau halten muss. Dann übertrug er MacSwain die angeblich heiligen Missionen. Ich nehme an, dass MacSwain die E-Mails verschickte, doch dass die Texte zuvor von Witrenko formuliert worden waren.«
    »Aber wie kommst du auf MacSwain?«, fragte Maria. »Jetzt - nach all der Zeit?«
    »Es hängt mit seinem Namen zusammen. Wir hätten es von Anfang an begreifen müssen.« Fabel öffnete das auf dem Tisch liegende Buch. »Die Entstehung des Namens MacSwain: Anglisierte Form eines irischen und schottisch-gälischen Namens. Die Vorsilbe ›Mac‹ ist patronymisch und steht für ›Sohn von‹.

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