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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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egal ist«, schaltete sich Kolski ein, »besteht immer die Möglichkeit, dass man Rache an seiner Familie nimmt - entweder hier in Deutschland oder zu Hause in der Türkei.«
    Fabel nickte nachdenklich und pochte dann auf das Tatortfoto.
    »Könnte das in eine ähnliche Kategorie gehören? Ist es vielleicht eine Art Strafe? Eine rituelle Warnung - wissen Sie, eine Bandensache.«
    Buchholz lächelte ein wenig herablassend, wie Fabel meinte, und warf Kolski einen Blick zu. »Nein, Herr Fabel, das ist keine ›Bandensache‹. Bleiben Sie lieber bei Ihrer Serienmördertheorie. Andererseits gefällt mir die Idee, dass es eine Verbindung zu Ulugbay geben könnte, überhaupt nicht.« Buchholz wandte sich an Kolski. »Würdest du das überprüfen, Lothar?«
    »Natürlich, Chef.«
    Buchholz drehte sich erneut Fabel zu. »Wenn Ulugbay gewollt hätte, dass diese Frau stirbt, dann wäre sie einfach verschwunden. Wir hätten vielleicht nie etwas davon gehört. Wenn er aber ein Exempel an ihr hätte statuieren wollen - zum Beispiel, weil sie ihn betrogen oder verraten hatte -, dann wäre sie mit einer Kugel im Kopf aufgefunden worden. Oder im schlimmsten Fall, wenn er es wirklich auf eine Demonstration abgesehen hätte, erdrosselt. Wie auch immer, Ulugbay versucht zurzeit, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ulugbay hat einen Cousin, Mehmet Yilmaz«, erklärte Kolski. »Die meisten von Ulugbays Erfolgen gehen auf Yilmaz' Bemühungen zurück. Yilmaz hat große Teile von Ulugbays Geschäften legitimiert und gilt als Drahtzieher bei den profitableren Unterweltaktivitäten. Er ist nur dem Namen nach nicht der Boss. Ulugbay kann ein echter Drecksack sein. Er ist launisch, unberechenbar und ungeheuer gewalttätig. Einige Male wäre es uns fast gelungen, dem Mistkerl das Handwerk zu legen - immer dann, wenn er wegen irgendeiner Beleidigung oder einer Gefahr für seine Organisation in Raserei geriet. Er überlegt nicht, sondern stürmt einfach los und lässt eine Menge Leichen hinter sich. Yilmaz dagegen ist unsere eigentliche Zielscheibe. Er hält Ulugbay im Zaum und macht es schwierig für uns, beweiskräftiges Material zu sammeln. Er will das Geschäft aus dem Sumpf ziehen und geht dabei unglaublich clever und abgebrüht vor. Er plant seine Unternehmungen wie Militäraktionen: kalt, effektiv und ohne unnötige Spuren. Sein Sicherheitssystem ist perfekt. Jedenfalls achtet Yilmaz darauf, dass die Organisation im Hintergrund bleibt, damit sein Legalisierungsprogramm nicht gefährdet wird.« 
    »Also meinen Sie nicht, dass die beiden in so etwas wie diesen Fall verwickelt sein könnten?«
    »Ganz bestimmt nicht«, versicherte Buchholz. »Das ist nicht ihr Stil, im Moment schon gar nicht. Außerdem hat der Mann schon vorher gemordet, nicht wahr?«
    »Ja. Mindestens einmal.«
    »Und das frühere Opfer hatte nichts mit Ulugbays Organisation zu tun?«
    »Unseres Wissens nicht.«
    Buchholz zuckte die Achseln und drehte die Handflächen nach oben. Nach einem Moment fragte er: »Können wir ein Exemplar Ihrer Akte haben?«
    Fabel reichte ihm die Unterlagen, die er mitgebracht hatte. »Das ist für Sie, Herr Hauptkommissar.«
    Buchholz gab die Akte mit einer vielsagenden Geste an Kolski weiter. »Wir bleiben in Kontakt, Herr Fabel. Und natürlich wären wir dankbar für eine Nachricht, bevor Sie direkte Ermittlungen gegen jemanden in Ulugbays Organisation einleiten.«
    »Deshalb bin ich hier, Herr Buchholz.«
    »Das weiß ich zu schätzen. Zwar können wir nicht erwarten, in Ihre Ermittlungen einbezogen zu werden, aber wir sollten vermeiden, einander auf die Zehen zu treten.«
    »Ich möchte hoffen, dass wir einander helfen können, Herr Buchholz.«
     

 
    Hamburg-Pöseldorf,
    Mittwoch, den 4. Juni, 16.30 Uhr
      Erst am späteren Nachmittag steckte Fabel den Schlüssel in seine Wohnungstür. Er hob seine Post auf und begann, sie durchzusehen, während er die Tür mit dem Ellbogen hinter sich zuwarf. Dann legte er die Briefe und die Akten, die er mitgebracht hatte, auf den Couchtisch und ging hinüber zum Küchenbereich, einer hellen Stahl- und Marmornische neben dem Wohnzimmer. Er füllte die Kaffeemaschine, schaltete sie an, betrat das Badezimmer und zog sich aus. Danach steckte er sein Hemd und seine Unterwäsche in die Waschmaschine, die in einem Winkel neben dem Badezimmer stand. Fabel rasierte sich, bevor er unter die Dusche trat. Er blieb reglos stehen und neigte einfach nur den Kopf zurück, sodass der

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