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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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tranken. Neben dem Servierfenster war ein kleiner Zeitungsstand eingerichtet. Trotz der düsteren Umgebung und des schlechten Wetters machte der Schnellimbiss einen sowohl fröhlichen als auch peinlich sauberen Eindruck.
    Fabel hielt an und rannte von seinem Auto zum Schutzdach durch den Regen. Ein rundlicher, vielleicht fünfzigjähriger Mann mit roten Wangen stand in weißem Kittel und mit Kochmütze hinter dem Tresen. Er stützte sich auf die Ellbogen, als Fabel näher kam.
    »Guten Morgen, Herr Kriminalhauptkommissar«, grüßte er mit einem Akzent, der so breit und flach war wie seine friesische Heimat.
    »Und darf ich sagen, dass du heute beschissen aussiehst.«
    »Es war eine anstrengende Nacht, Dirk«, erwiderte Fabel, dessen Hochdeutsch plötzlich in das Frysk seiner Jugend abgeglitten war.
    »Ein Jever und einen Kaffee bitte.« Dirk servierte die Getränke. »Hast du Mahmoot in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein. Ziemlich lange nicht, wo du's sagst. Ist was?«
    Fabel nahm einen Schluck Bier. »Ich muss mit ihm reden, das ist alles. Ich werde ihn später anklingeln - wenn ich ihn erwischen kann. Du weißt ja, wie es mit ihm ist.« Er nippte an dem starken schwarzen Kaffee. Das Getränk verbrühte seine Lippen, und er stellte es hin, um sich mit einem Schluck Jever abzukühlen.
    »Ist das etwa dein Mittagessen?«, fragte Dirk.
    »Na gut, gib mir auch noch ein Käsebrötchen. Wenn du Mahmoot siehst, dann richte ihm aus, dass ich mit ihm reden will. Ich brauche dir ja nicht extra zu sagen, dass du diskret sein musst.« Fabel schaute an dem Besitzer vorbei an die Wand des Wohnwagens, wo ein Foto von Dirk, etwa fünfzehn Jahre jünger und schlanker, in seiner grünen Uniform hing. Er nickte in Richtung des Fotos. »Kriegst du deshalb keinen Ärger?«
    Dirk reichte Fabel ein Brötchen mit Käse und Gurkenscheiben. Sein Lächeln wurde breiter. »Das kommt vor. Manchmal habe ich hier eine raue Kundschaft, aber meine Diplomatie wirkt normalerweise Wunder.« Er griff unter den Tresen und zog eine Pistole vom Typ Glock Automatik hervor.
    Fabel hustete in sein Bier und schaute sich um, um sich zu vergewissern, dass die anderen Kunden die Waffe nicht bemerkt hatten.
    »Mein Gott, Dirk, weg damit. Ich werde so tun, als hätte ich sie nicht gesehen.«
    Dirk lachte und tätschelte Fabel die Wange. »Nun reg dich bloß nicht auf, Jannik.« Das war Dirks Spitzname für Fabel gewesen, als sie gemeinsam gedient hatten. Der junge Kommissar hatte rasch begriffen, über welch reiche Erfahrung Dirk, obwohl nur Obermeister bei der Schutzpolizei, verfügte. Der Ältere hatte Fabel gern eingewiesen, genau wie Franz Webern, den jungen Polizisten, der am selben Tag, an dem man Fabel angeschossen hatte, gestorben war. Dirk hatte sich Franz' Tod sehr zu Herzen genommen, und sein Besuch bei Fabel im Krankenhaus war die einzige Gelegenheit gewesen, bei der er seine ansteckend gute Laune verloren hatte.
    Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne warf einen Lichtstrahl durch die Wolkendecke, sodass sich der Gitterschatten der Kranstreben über den Parkplatz legte. Fabel bezahlte das Bier und den Kaffee und knallte ein paar zusätzliche Münzen auf den Tresen. »Ich nehme auch ein Schau mal!«, sagte er und zog ein Exemplar aus dem Zeitungsständer.
    »Hätte nicht gedacht, dass Schau mal! etwas für dich ist«, kommentierte Dirk.
    »Ist es auch nicht.« Fabel öffnete die gefaltete Boulevardzeitung. Die Schlagzeile sprang ihm ins Gesicht.
    »WAHNSINNIGER RIPPER SCHLÄGT WIEDER ZU! POLIZEI HAMBURG KANN DEN VERRÜCKTEN NICHT STOPPEN!« Darunter war ein Foto von Horst van Heiden mit der Unterschrift: »KRIMINALDIREKTOR VAN HEIDEN: DER MANN, DER DIE FRAUEN VON HAMBURG NICHT BESCHÜTZT.«
    »Scheiße«, murmelte Faber. Van Heiden würde ausrasten. Im Leitartikel wurde die Polizei Hamburg attackiert und eine Belohnung für Informationen geboten. Auch der Ausfalter war demselben Thema gewidmet. In einer weiteren schrillen Schlagzeile hieß es: WER WILL DIESES MONSTER FASSEN? SCHAUMAL! WILL ES. WIR WERDEN 10000 EURO FÜR INFORMATIONEN ZAHLEN, DIE ZUR VERHAFTUNG UND VERURTEILUNG DIESES WAHNSINNIGEN FÜHREN!
    »Was ist los?«, fragte Dirk. Fabel warf ihm die Zeitung über den Tresen zu. »Aha, alles klar. Es ist also dein Fall?«
    »Richtig geraten.« Fabel trank sein Bier und seinen Kaffee aus und ließ das unangebissene Käsebrötchen auf dem Tresen zurück. »Muss weg, bevor van Heiden eine Belohnung auf mein Fell aussetzt.«
    »Tschüss,

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