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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Kaffeetasse erneut. Während er an seinem Anrufbeantworter vorbeiging, drückte er auf den Wiedergabeknopf, bis die elektronische Stimme verkündete, er habe drei Nachrichten. Die erste stammte von der Hamburger Morgenpost, die ihn um einen Kommentar zu dem letzten Mord bat. Woher hatten diese Leute bloß seine Privatnummer? Außerdem hätten sie es besser wissen sollen - sie würden wie alle anderen auf die offizielle Erklärung warten müssen. Die beiden anderen Nachrichten waren ebenfalls von einer Journalistin, Angelika Blüm. Es war der Name, den Maria am Telefon erwähnt hatte. Die Frau klang seltsam, beharrlich. Statt Fabel um einen Kommentar zu bitten, behauptete sie in ihrer zweiten Nachricht: »Es ist äußerst wichtig, dass wir miteinander reden.« Eine neue Methode. Nicht darum kümmern.
    Er trank seinen Kaffee aus, schritt zum Telefon hinüber und erledigte zwei Anrufe. Der erste galt Werner im Büro. Doch der telefonierte auf der anderen Leitung, und Fabel ließ ihm ausrichten, er sei auf dem Rückweg. Vor dem zweiten Anruf klemmte sich Fabel den Hörer zwischen Schulter und Ohr, während er in seinem Taschenkalender blätterte, um die Nummer zu finden. Das Telefon klingelte lange, bevor jemand antwortete.
    »Ja?«
    »Mahmoot, hier ist Fabel. Ich möchte, dass wir uns treffen.«
    »Wann?«
    »Die Rundfahrt-Fähre. Halb acht.«
    »Einverstanden.«
    Fabel legte den Hörer nieder, ließ den Kalender zurück in seine Jackentasche gleiten und stellte seinen Anrufbeantworter wieder an. Gerade wollte er die Wohnung verlassen, als er umkehrte und die Nachrichten noch einmal abspielte. Angelika Blüm hatte eine Hamburger Nummer hinterlassen, und diesmal notierte er sie sich auf dem Schreibblock, der neben dem Telefon lag. Für alle Fälle.
    Kaum waren Fabels Schritte im widerhallenden Treppenhaus verklungen, als das Telefon ertönte. Nach zweimaligem Klingeln klickte sich der Anrufbeantworter ein und wiederholte Fabels aufgezeichnete Bitte, nach dem Piepton eine Nachricht zu hinterlassen. Eine aufrichtig frustrierte Frau rief: »Scheiße!«, und hängte ein.
     

 
    Hamburg-Altona, Hotel Krone,
    Mittwoch, den 4. Juni, 16.30 Uhr
      Sein Eintreffen im Hotelfoyer war geradezu präsidentenhaft. Umrahmt von stämmigen Leibwächtern in schwarzen Lederjacken, erschien ein hoch gewachsener, hagerer Mann von Ende siebzig, der einen hellgrauen Regenmantel und einen Anzug in dunklerem Grau trug. Seine Haltung und seine Bewegungen waren die eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes, seine eckigen Züge, seine Hakennase und sein dichtes, elfenbeinfarbenes Haar ließen ihn aristokratisch und arrogant wirken.
    Sein Eintreten ins Foyer war von einer Blitzlichtsalve angekündigt worden. Ein paar Fotografen, die sich um eine günstigere Perspektive bemüht hatten, waren an der Wand aus Muskeln und Leder abgeprallt. Einer streckte auf dem Marmorfußboden alle viere von sich.
    Als der Konvoi den Empfang erreichte, öffnete er sich an den Außenrändern, sodass der hoch gewachsene alte Mann auf den Tresen zugehen konnte. Der Empfangschef, dem nichts fremd war - seien es Rockbands, Politiker, Filmstars oder Milliardäre mit einem Ego, das ihrem Bankkonto entsprach -, blickte erst auf, als die Gruppe direkt vor ihm stand. Dann fragte er mit einem höflichen, doch müden Lächeln: »Was kann ich für Sie tun, mein Herr?«
    »Ich habe eine Reservierung.« Die Stimme des hoch gewachsenen Mannes war klangvoll und gebieterisch.
    Der Empfangschef legte weiterhin eine beispiellose Gleichgültigkeit an den Tag. »Und Ihr Name, mein Herr?«, fragte er, obwohl er die Antwort längst kannte.
    Der andere streckte das Kinn vor, warf den Kopf zurück und schaute an seiner Nase hinunter auf den Angestellten, als wäre der eine schmackhafte Beute. »Eitel«, erwiderte er, »Wolfgang Eitel.« 
    Ein Journalist drängte sich vor, ein ungepflegter Mann von vielleicht vierzig Jahren, dessen Kopfhaut durch ein Gespinst nachlässig gekämmter blonder Haarsträhnen schimmerte. »Herr Eitel, glauben Sie wirklich, dass Ihr Sohn die geringste Chance hat, Bürgermeister zu werden? Schließlich hat Hamburg eine liberale und sozialdemokratische Tradition.«
    Eitels Augen strahlten Verachtung und Hohn aus. »Es kommt darauf an, was die Menschen von Hamburg wirklich denken, nicht darauf, was Leute wie Sie ihnen eintrichtern.« Eitel näherte sein Gesicht dem des Reporters auf raubvogelhafte Weise. »Die Menschen von Hamburg kaufen die Zeitung meines Sohnes. Schau mal!

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