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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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seine Augen vertieften sich.
    »Hi, Herr Kriminalhauptkommissar. Wie sieht's mit dem Kampf gegen das Verbrechen aus?«
    Fabel lachte. »Was soll ich sagen? Wie in deinem Geschäft gehen uns nie die Kunden aus. Was macht die Pornowelt?«
    Der Türke brach in ein so lautes Gelächter aus, dass das ältere Paar kurz und immer noch ausdruckslos herüberschaute, bevor es den leeren Blick gleichzeitig und ohne ein Wort wieder auf den Horizont richtete.
    »Damit habe ich nichts mehr zu tun. Das liegt an der Technologie. Heute sind Videos, DVDs und CD-ROMs in Mode.« Er seufzte mit übertriebener Wehmut. »Keiner will mehr was von den guten alten schmutzigen Fotos wissen. Man wird geradezu in die Ehrbarkeit getrieben.« 
    »Die Gefahr ist nicht allzu groß, nehme ich an.« Fabel unterbrach sich. »Freut mich, dich zu sehen, Mahmoot. Im Ernst, wie steht's?«
    »Nicht schlecht. Ich verkaufe das eine oder andere Foto an die Boulevardpresse. Habe gerade einen Scheck über zweitausend Euro von Schau mal! eingelöst. Für eine Aufnahme eines eurer engagierten und seriösen Senatoren beim Verlassen eines Stripclubs.«
    »Schau mal!?« Fabel war verwundert.
    Mahmoot lachte: »Oh, die lassen sich gern auf Geschäfte mit einem Türken ein, wenn sie dadurch mehr Exemplare verkaufen können.«
    »Und der betreffende Senator war Sozialdemokrat, oder?«, fragte Fabel.
    »Klarer Fall.«
    »Ich verstehe nicht, warum du etwas mit denen zu tun haben willst. Das ist schließlich ein Haufen rassistischer Drecksäcke.«
    Mahmoot zuckte die Achseln. »Hör zu. Ich bin in diesem Land geboren worden und hier aufgewachsen. Niemand könnte deutscher sein als ich. Aber weil meine Eltern als Gastarbeiter hergekommen sind, bin ich nie als gleichwertig anerkannt worden, auch wenn ich seit Schröder problemlos die deutsche Staatsbürgerschaft bekomme.« Sein Lächeln verblasste. »Deshalb habe ich beschlossen, aus diesem Land rauszuholen, was ich kann.«
    Fabel schaute über das Wasser hinweg. Die Fähre hatte die Ostseite der Alster bei Uhlenhorst berührt und steuerte nun nach Süden.
    »Ich mache dir keine Vorwürfe, Mahmoot. Aber du bist wirklich begabt. Einige der Fotos, die du von Einwandererfamilien gemacht hast, sind ganz hervorragend. Es wäre schade, wenn du dein Talent vergeudetest.«
    »Schon gut, Jan. Ich war stolz auf meine Arbeit, aber keiner wollte sie kaufen. Deshalb mache ich Schundfotos für Revolverblätter, und wenn das nicht mehr läuft, knipse ich Pornos. Du weißt doch, dass mir das stinkt, aber von irgendwas muss ich leben.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Egal.« Das Lächeln kehrte in Mahmoots Gesicht zurück. »Du hast mich nicht angerufen, um über meinen Seelenzustand mit mir zu reden. Was kann ich für dich tun?«
    »Zwei Sachen. Als Erstes ...« Fabel griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Foto heraus. Es zeigte das Gesicht der ermordeten jungen Frau, das im Leichenschauhaus aufgenommen worden war. Man hatte das Blut abgewaschen und das Haar zurückgebürstet. Der Tod und die sterile Beleuchtung hatten das Gesicht zu einer welken Maske gebleicht. »Leider haben wir nichts anderes, außer einem alten, verschwommenen Bild von ihr als Teenager. Kennst du sie?«
    Mahmoot schüttelte den Kopf. »Nö.«
    »Guck sie dir gut an. Ich glaube, sie war eine Hure. Hat vielleicht im Pornogeschäft gearbeitet.«
    »Nicht für mich. Aber sie ... na ja, sie zeigt sich auf diesem Bild nicht gerade von ihrer besten Seite. Schwer zu sagen.« Mahmoot wollte das Foto zurückgeben.
    »Behalte es«, sagte Fabel. »Frag ein bisschen rum. Es ist wichtig.«
    »Wie hieß sie?«
    »Das ist es eben, Mahmoot. Abgesehen von ›Monique‹, was eine Art Künstlername sein dürfte, haben wir von ihr keinen Namen, keine permanente Adresse und erst recht keinen Lebenslauf. Nur dies: Sie hatte eine Kugelwunde am rechten Oberschenkel. Das müsste vor fünf bis zehn Jahren passiert sein. Läutet da irgendwas bei dir?«    
    »Tut mir Leid, Jan. Aber lass mich ein bisschen rumschnüffeln und sehen, was ich herausfinde. Wie ist sie ermordet worden?« 
    »Jemand hat beschlossen, mit ihrer Hilfe Anatomieunterricht zu geben. Hat sie aufgeschlitzt und ihre Lunge rausgeholt.«
    »Scheiße!« Mahmoot war aufrichtig schockiert. Fabel hatte nie verstehen können, wie es Mahmoot trotz seiner Arbeit gelang, sich seine Intelligenz und Humanität zu bewahren. »Ist das der große Fall, über den sich die Zeitungen auslassen?«
    »Leider ja«. Fabel nickte. »Dieser

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