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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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wissen.«
    Sie ließen Biedermeyer auf dem Rücksitz von Fabels Auto Platz nehmen. Er musste in der Enge einen Buckel machen, als wäre er versehentlich in einen zu kleinen Raum gepresst worden. Werner setzte sich neben ihn. Trotz seiner Größe wirkte er im Vergleich zu dem Bäcker geradezu zierlich.
    Bevor Fabel den Motor anließ, drehte er sich zu Biedermeyer um. »Sie haben gesagt, dass Ihre Arbeit abgeschlossen ist. Warum? Ich weiß, dass Sie nicht all Ihre Pläne ausgeführt haben. Ich bin der Fährte gefolgt, all den Märchen, und mir ist klar, dass Sie wenigstens noch eines vor sich haben…«
    Biedermeyer grinste, und die Fältchen um seine Augen vertieften sich erneut. Wiederum erinnerte sein Gesichtsausdruck Fabel an das Lächeln seines Bruders Lex, und der Gedanke ließ ihn frösteln.
    »Geduld, Herr Kriminalhauptkommissar. Nur Geduld.«

59.
    Polizeipräsidium Hamburg, Freitag, den 30. April, 13.30 Uhr
    Fabel, Maria und Werner warteten im Vernehmungszimmer. Sie hatten ihre Verhörstrategie vorher besprochen und saßen nun in ungewolltem Schweigen da. Jeder versuchte, sich irgendeine Bemerkung einfallen zu lassen – vielleicht sogar einen Witz –, um die Stille zu sprengen. Aber keinem gelang es. Fabel und Werner saßen an dem Tisch mit dem Aufnahmegerät und dem Mikrofon in der Mitte, während sich Maria an die Wand lehnte. Sie warteten darauf, dass ein Ungeheuer zu ihnen gebracht wurde.
    Dann hörten sie Schritte. Fabel hätte schwören können,dass er spürte, wie sein Blutdruck anstieg. Seine Brust spannte sich: Aufregung, Furcht und Entschlossenheit verbanden sich zu einem undefinierbaren Gefühl. Die Schritte verklangen, und dann riss ein Schutzpolizist die Tür zum Vernehmungszimmer auf. Zwei weitere Beamte hatten den mit Handschellen gefesselten Biedermeyer in die Mitte genommen und führten ihn in den Raum. Sie verschwanden geradezu neben ihm.
    Biedermeyer nahm Fabel gegenüber Platz. Allein. Er hatte auf sein Recht, sich einen Anwalt zuweisen zu lassen, verzichtet. Die beiden Schutzpolizisten standen schweigend an der Wand hinter ihm Wache. Biedermeyers Gesicht wirkte immer noch gelöst, freundlich, sympathisch. Ein Gesicht, dem man vertrauen konnte. Er war jemand, mit dem man sich in einer Bar auf eine Plauderei einließ. Er streckte die Hände aus und schob sie zur Seite, sodass die Handschellen ins Auge stachen. Sein Kopf war ein wenig geneigt. »Bitte, Herr Fabel. Ich glaube, Sie wissen, dass ich keine Gefahr für Sie oder Ihre Kollegen darstelle. Und ich habe nicht die Absicht, aus der Haft zu fliehen.«
    Fabel nickte einem der beiden Schutzpolizisten zu, der vortrat und die Handschellen entfernte, bevor er wieder an der Wand Position bezog. Fabel schaltete das Aufnahmegerät an.
    »Herr Biedermeyer, haben Sie Paula Ehlers entführt und ermordet?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Martha Schmidt entführt und ermordet?«
    »Ja.«
    »Haben Sie…«
    Biedermeyer hob die Hand und lächelte entwaffnend und gutmütig. »Bitte. Um Zeit zu sparen, ist es am besten, wenn ich folgende Erklärung abgebe: Ich, Jacob Grimm, Bruder von Wilhelm Grimm, Aufzeichner der Sprache und der Seele der deutschen Völker, bin verantwortlich für den Tod von Paula Ehlers, Martha Schmidt, Hanna Grünn, Markus Schiller,Bernd Ungerer, der Hure Lina – ihren Familiennamen kenne ich leider nicht – und des Tätowierers Max Bartmann. Ich habe sie alle getötet. Und ich habe jede Sekunde jedes einzelnen Todes genossen. Ich gebe gern zu, sie umgebracht zu haben. Aber ich habe keine Schuld auf mich geladen. Ihr Leben war unwesentlich. Die einzige Bedeutung, die sie hatten, lag in der Art ihres Todes – und in den universellen, zeitlosen Wahrheiten, die sie durch ihren Tod ausgedrückt haben. Im Leben waren sie wertlos. Durch ihre Tötung habe ich ihnen einen Wert verliehen.«
    »Herr Biedermeyer, aus formellen Gründen hat ein Geständnis nur unter Ihrem eigenen Namen Gültigkeit.«
    »Aber ich habe Ihnen meinen eigenen Namen genannt. Ich habe Ihnen den Namen meiner Seele genannt, nicht die Erfindung in meinem Personalausweis.« Biedermeyer seufzte und lächelte dann wieder, als gehe er auf ein Kind ein. »Wenn es Ihnen lieber ist: Ich, Bruder Grimm, Ihnen unter dem Namen Franz Biedermeyer bekannt, gebe zu, all diese Personen getötet zu haben.«
    »Hat Ihnen jemand bei der Ausführung der Morde geholfen?«
    »Aber sicher! Natürlich.«
    »Wer denn?«
    »Mein Bruder, wer denn sonst?«
    Fabel drehte sich zu Maria um, die sich immer

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