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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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einem Ausstellungsraum für Gebrauchtwagen. Das Mädchen am Schalter des Autoverleihs war erstaunt, dass Maria den dunkelblauen Citroën Saxo auf dem Parkplatz mieten wollte. Nach einem Anruf erschien ein Verkäufer im Büro, der Maria wie ein Schuljunge vorkam. Er erklärte, das Auto sei nicht zu vermieten, sondern es stehe zum Verkauf. Vielleicht weil Maria einen Blick durchs Fenster auf den Citroën warf, beschloss er, seine Verkaufsmasche zu starten. Er versicherte, es sei ein außergewöhnliches Auto für sein Alter, und als Maria sich nach dem Preis erkundigte, setzte er zu seinen eintrainierten Sprüchen an.
    »Hören Sie mit dem Blödsinn auf. Was kostet der Wagen?« Maria warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Der Verkäufer errötete unter seinen Sommersprossen. Nachdem sie eine Probefahrt mit dem Saxo gemacht hatte, beschied sie den Mann, dass sie ihm siebenhundert Euro weniger als den verlangten Preis zahlen werde. Anderthalb Stunden später waren sämtliche Formulare ausgefüllt, und Maria fuhr mit dem Saxo zurück zu ihrem Hotel. Sie stellte ihn auf dem Parkplatz um die Ecke ab. Das Auto war perfekt: unscheinbar und damit ideal für eine Überwachungsaktion. Die dunkelblaue Lackierung hatte ihren Glanz verloren, aber das Auto wies keine Beulen oder Zierleisten auf, die Aufmerksamkeit erregen konnten. Maria entfernte noch einen bunten Aufkleber von der Heckscheibe.
    Vom Parkplatz ging sie zur Karstadt-Filiale in der Breite Straße, wo sie sich die zu dem Citroën passende Kleidung aussuchte: billige Oberteile und Jeans, eine Wollmütze und zwei schwerere Jacken, eine davon mit einer Kapuze, alles in gedämpften, dunklen Farben. Die Verkäuferin an der Kasse ließ ihre Augen verstohlen über Marias teuren Lambswoolmantel und ihre Designerhandtasche schweifen, während sie die Preise der Massenware einscannte.
    »Ein Geschenk für meine Nichte«, sagte Maria.
    7.

    Das Hotelzimmer war so gut, wie es Oliver durch eine Barzahlung ermöglichen konnte, ohne Argwohn oder übermäßige Aufmerksamkeit zu wecken. Er hatte es gebucht, bevor er das Escort-Girl mit dem üppigen Hintern in dem Nachtclub getroffen hatte, und wie immer eine falsche Identität benutzt. Als eine Frau von der Hostessenagentur das Hotel anrief und mit Herrn Meierhoff sprechen wollte, um sich zu vergewissern, dass er dort wirklich Gast war, wurde sie zu Olivers Zimmer durchgestellt. Auch würde er nicht auf peinliche oder auffällige Art mit einem Eurobündel hantieren müssen, wenn er das Mädchen zurückbrachte. Noch im Nachtclub hatte er ihr einen Umschlag mit der vereinbarten Summe zugeschoben. In aller Ruhe und ohne dass sein offenes Lächeln je erstarb.
    Den ganzen Abend hindurch war er gesprächig und charmant wie stets gewesen, und er merkte, dass seine professionelle Gefährtin ein wenig rätselte, warum ein so attraktiver und kultivierter Mann für Sex bezahlen musste. Andererseits hatte er seine Bedürfnisse ganz genau geschildert. Im Taxi verstummte Oliver jedoch, sah zu, wie Köln vorbeiglitt, und schaute seine Gefährtin hin und wieder an. Sie hatte sich als Anastasia vorgestellt, und er hatte ihr ein Kompliment zu ihrem schönen Namen gemacht, während er bei sich dachte, dass der Name wahrscheinlich so echt war wie Meierhoff. Oliver hatte mit dem Reden aufgehört, weil er in Gedanken die Erfüllung seines Verlangens vorwegnahm. Diese Momente waren für ihn die köstlichsten von allen, fast besser als die Erfüllung selbst. Es war wie die perfekte Kombination einer wachsenden Begierde mit der köstlichen Vorfreude auf eine edle Mahlzeit, deren Aroma bereits zu ihm vorgedrungen war. Intensiv spürte er den Druck von Anastasias kräftigem und festem Schenkel an seinem.
    Oliver gab dem Taxifahrer ein ansehnliches, doch nicht verschwenderisches Trinkgeld. Er war darauf bedacht, dass ihn niemand allzu klar in Erinnerung behielt. Anastasia und er schritten an der Rezeption vorbei zu den Fahrstühlen, wobei er sich so unauffällig wie möglich benahm.
    »Wir nehmen im Zimmer einen kleinen Schlummertrunk«, erklärte Oliver im Lift.
    »Anastasia« legte mit gekünsteltem Mutwillen eine Hand auf seine Leiste.
    »Vielleicht sollten wir damit bis später warten …«
    Sie drückte ein wenig fester zu. »Übrigens, wenn du heute Abend Spaß hast, ist es völlig in Ordnung, mir ein zusätzliches Trinkgeld zu geben.«
    Die Vorhänge in seinem Hotelzimmer waren noch geöffnet, und der Hauptbahnhof und das mächtige Profil des Domes

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