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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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seine Uhr. »Er verspätet sich. Das passiert ihm nie.« Er griff nach dem Funksprechgerät, drückte auf den Sendeknopf und rief Worobjows Namen. Schweigen. Er wiederholte seinen Ruf. Immer noch keine Antwort.
    Er brauchte keinen Befehl zu geben. Tenischtschew und Serdutschka öffneten den Reißverschluss der großen Segeltuchreisetasche in der Ecke und verteilten nagelneue ukrainische Wepr-Sturmgewehre und die dazugehörigen Magazine, bevor sie zwei AK-47Ms für sich selbst herausholten.
    »Lichter aus!«, sagte Buslenko und zog seine Fort-17-Pistole aus dem Halfter. Die Nacht legte sich über die Jagdhütte. Der Mond, obwohl noch nicht voll, schien hell auf den Schnee. Dadurch wurden die Ränder der Zufahrt sichtbar, und Buslenkos Augen folgten ihrer Biegung, bis sie im dichten Wald verschwand. Keine frischen Fußabdrücke. Er musterte ein Teammitglied nach dem anderen. Nun würde er herausfinden, wie gut sie waren. Er gab Tenischtschew einen Wink, und dieser reichte ihm das Nachtsichtgerät. Buslenko suchte den Wald und die Ränder der Zufahrt nach Bewegungen ab. Nichts.
    Mit Handsignalen bedeutete er dem Team auszuschwärmen. Nur Olga gab er ein Zeichen, die Hütte nicht zu verlassen.
    Es war unmöglich, sich geräuschlos zu bewegen. Der Schnee fiel nicht mehr, doch der nächtliche Temperatursturz hatte eine schimmernde Kruste entstehen lassen, die nun im Mondlicht funkelte und unter den Füßen knirschte. Wenn jemand auf sie wartete, würde er sie sehen und hören können. Buslenkos Gedanken überschlugen sich. Er wusste, dass etwas nicht stimmte. Worobjow war nun stark verspätet. Er schickte jeweils ein Zweierteam links und rechts neben sich aus: Tenischtschew und Serdutschka zur Waldseite des Pfades, Stojan und den Berkut-Offizier Belozerkowski in Richtung des Flusses. Buslenko schob sich ungeschützt auf der Mitte des Weges vor, doch die Waffen der anderen schwangen hin und her, um ihm eine gewisse Deckung zu verschaffen. Er lauschte angestrengt in die Nacht hinein, um einen im Wald versteckten Feind aufzuspüren, während das Geräusch des Flusses zu seiner Linken ohrenbetäubend wurde.
    Buslenko folgte dem Pfad um die Ecke. Der Fluss lag nun hinter ihm, und an beiden Seiten stand dichter Wald. Er wartete, bis die anderen, von den Waldrändern geschützt, neben ihm waren. Nach ungefähr dreihundert Metern entdeckte er frische Stiefelabdrücke im Schnee. Sie stammten von Worobjowa, denn er war der Einzige in der Gruppe, der russische OMON-Stiefel trug. Buslenko hockte sich hin und signalisierte den anderen, an beiden Flanken zwanzig Meter hinter ihm zu bleiben. Dann stapfte er hinter den Stiefelabdrücken her in den Wald und in tieferen Schnee hinein. Anscheinend war Worobjowa hier abgebogen, um etwas zu inspizieren. Buslenko merkte, dass sein Herz hämmerte. Er war nur ein paar Kilometer von seinem alten Heimatort entfernt, doch er wusste, dass er sich im Krieg befand. Offenkundig hatte Witrenko beschlossen, nicht auf Buslenkos Reise nach Deutschland zu warten, bevor er ihn erledigte.
    Plötzlich erstarrte der Major. Ungefähr zwanzig Meter vor ihm lag eine Lichtung, die wie eine Bühne durch den Mond erhellt wurde. Er zielte auf die Gestalt, die bewegungslos am Rand der Lichtung kniete. Während er sich näherte, war er bemüht, das Geräusch seiner Schritte zu mindern, wobei seine Pistole unverwandt auf die kniende Gestalt gerichtet blieb. Wenn irgendein Laut den Mann am Rand der Lichtung veranlasste, sich umzudrehen, war Buslenko bereit zu schießen. Sein Fuß versank in einer mit Schnee gefüllten Mulde und löste ein langsames Knirschen aus, das der kniende Mann gehört haben musste. Aber er bewegte sich immer noch nicht. Buslenko schob sich weiter vor. Aus dieser Entfernung konnte er den schwarzen Parka erkennen, dessen Haube über den Kopf des Mannes gezogen war.
    »Worobjow!«, zischte er. »Worobjow … alles klar?« Immer noch keine Antwort. »Worobjow!«
    Er gab den anderen ein Zeichen, zu ihm aufzuschließen. Stojan und Belozerkowski erschienen wie Gespenster aus dem Dickicht.
    »Wo sind Tenischtschew und Serdutschka?«, fragte Buslenko.
    »Vor einer Minute waren sie noch hier …«, antwortete der Tatar.
    Buslenko spähte in den Wald zur Rechten. Keine Spur der beiden anderen Speznas-Soldaten. Kein Laut.
    »Gebt mir Deckung«, befahl Buslenko. »Der Feind ist nahe.«
    Er kroch durch den Schnee und erreichte die kniende Gestalt.
    »Worobjow!«
    Buslenko wusste, was ihn erwartete, denn der

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