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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Jekaterina. »Und dazu noch in der Küche. Überall lagen Stücke von ihm herum. Wie Fleisch.«
    Ansgar zog seinen Mantel aus und hängte ihn vor sich über seinen Arm, um seine Erektion zu verbergen.
    »Haben sie den Täter geschnappt?«
    »Nein. Das Opfer war Ukrainer, ein Illegaler.« Wieder nickte sie ernst. Jekaterina war stolz auf ihren legalen Status. Sie hielt sich seit fünf Jahren in Deutschland auf und betrachtete alle, die später aus dem Osten eingetroffen waren, mit einer gewissen Geringschätzung. »Aber ist das nicht grässlich? Ich meine, mit einem Fleischerbeil …«
    Ansgar nickte brüsk und ging in die Küche, wobei er den Mantel immer noch vor sich hielt.
    2.

    Maria wartete außerhalb der Kneipe. Sie nahm an, dass Viktor, da er in der Nähe wohnte, Stammgast war, und sie wurde nicht enttäuscht. Sofort notierte sie sich den Zeitpunkt, zu dem er die Wohnung mit seiner nuttigen Freundin verließ. Es war fast genau die gleiche Zeit, zu der er die Gaststätte am Sonntag betreten hatte. Maria war übel. Die Speisen, die sie gegessen hatte, lagen ihr schwer im Magen. Sie hatte sich im Restaurant ihres Hotels noch ein Abendessen bestellt, das ihren nicht mehr daran gewöhnten Körper nach zwei weiteren Mahlzeiten am gleichen Tag protestieren ließ. Aber in erster Linie waren es ihre Nerven, die die Übelkeit verursachten.
    Maria konnte es selbst kaum fassen, dass sie bei ihrem Vorhaben blieb. Sie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, ihr neues Sortiment an Kosmetika sowie verschiedene Perücken und Kleidungsstücke auszuprobieren. Aber ihr Instinkt hatte sie bewogen, ihren ersten Einfall in der reinsten Form umzusetzen. Sie sah nun aus wie Anna Wolff. Zwar war Anna zierlich und hatte dunkelbraune Augen, doch Maria hatte sich in eine größere Version ihrer Freundin und Kollegin verwandelt. Sie hatte eine Bräunungscreme auf ihr Gesicht und ihren Körper aufgetragen und ihrem neu gefärbten und kurz geschnittenen Haar das gewachste, fast stachelige Aussehen verliehen, das Anna bevorzugte. Ihre Lippen hatte sie mit dem gleichen feuerroten Lippenstift wie Anna ausgemalt und die Augen gegen ihre sonstige Gewohnheit mit Lidschatten und Eyeliner kräftig betont. Es war merkwürdig, mit so viel Make-up im Gesicht herumzulaufen. Maria hatte sich sogar eine Biker-Lederjacke gekauft, die zu groß für ihre magere Gestalt war, und ihre kümmerlichen Kurven durch einen Push-up-BH unter einem schwarzen T-Shirt verstärkt.
    Es war so weit. Dies war der schwerste Test, den sie auf sich nehmen konnte. Sie stieg aus dem Auto, schloss es ab und überquerte die Straße zur Kneipe.
    Zu Marias Entsetzen gehörten die ersten Gesichter, die sich ihr im Innern zuwandten, den beiden Säufern vom letzten Mal. Derjenige, dem sie das Bierglas an den Schädel geschlagen hatte, sah mürrisch zu ihr herüber. An seiner geschwollenen und verfärbten Wange klebte ein Verband. Der Mut verließ sie. Ihr Abenteuer konnte beendet sein, bevor es begonnen hatte.
    Die beiden Männer beäugten Maria und drehten sich dann wieder zu ihren Getränken um. Sie waren offensichtlich durch ihre Erfahrung vom Vorabend eines Besseren belehrt worden. Oder sie waren noch nicht betrunken genug, um eine Frau zu belästigen. Jedenfalls hatten sie Maria nicht erkannt, die eine gewisse Befriedigung über die Wunde des Fettsacks verspürte. Der Wirt stellte eine erheblich größere Herausforderung dar. Im Gegensatz zu den beiden anderen war er nüchtern. Statt sich wie zuvor an einen Tisch zu setzen, ließ sie sich auf einem Hocker am Tresen nieder. Zu ihrer Erleichterung waren die Blicke der aufgetakelten Blondinen sogar noch feindseliger als am Vortag.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte der Wirt.
    Maria lächelte breit. Sie hatte gute Zähne und war überrascht darüber gewesen, wie sehr Annas Lippenstiftfarbe ihren Mund betonte und sexy aussehen ließ.
    »Einen Wodka mit Cola bitte.« Maria gab sich alle Mühe, mehr nach Köln als nach Hannover zu klingen. »Ich bin hier mit einem Freund verabredet. Er hat diese Gaststätte vorgeschlagen, aber ich konnte sie nicht finden und habe mich verspätet. Hat er eine Nachricht für mich hinterlassen?«
    »Wie heißen Sie?«, fragte der Barmann.
    »Anna …«
    Er fragte einen Angestellten, der ihm hinter dem Tresen half. »Nein. Keine Nachricht. Wollen Sie den Wodka trotzdem?«
    »Warum denn nicht?« Maria lächelte erneut. Die Spannung der Muskeln in ihrem Gesicht erinnerten die Oberkommissarin daran,

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