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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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darfst dir keine Vorwürfe machen, weil du dich an Morde gewöhnt hast.«
    »Das wäre ein sehr überzeugendes Argument«, widersprach Fabel mit einem Grinsen, »wenn die Mediziner nicht, wie wir beide wissen, zu der unter Serienmördern am häufigsten vertretenen Berufsgruppe gehören würden. Jedenfalls statistisch gesehen. Und auch, was den Alkoholismus und die Selbstmorde betrifft …«
    »Na gut«, lenkte Scholz ein. »Vielleicht war das kein gutes Beispiel. Aber du weißt, was ich meine. Du bist von Beruf Polizist und nichts anderes. Außerdem bist du hier, weil du zu den besten Experten zählst, wenn ein solcher Fall gelöst werden muss. Vielleicht ist es ein Fehler, das zu leugnen.«
    »Vielleicht«, sagte Fabel. Er nippte an seinem Wein und schaute aus dem Fenster auf die von Straßenlaternen beleuchtete, nun schneebedeckte Straße. Dort draußen war eine Stadt, die er nicht kannte. Und in dieser Stadt ging Witrenko seinem brutalen Handel mit Menschenfleisch nach. Auch Maria war da draußen. Ganz allein. »Du könntest recht haben.«
    9.

    Sie hatten gerade ihren Nachtisch beendet, als Scholz’ Handy klingelte. Er hob um Verzeihung bittend die Hand und führte dann ein kurzes Gespräch mit dem Anrufer.
    »Entschuldigung.« Er ließ das Handy wieder in seine Tasche gleiten. »Ein anderer Fall, an dem ich arbeite. Das war einer vom Team, der mich informiert hat, dass wir wieder in einer Sackgasse gelandet sind.«
    »Ein Mord?«
    »Ja. Eine Unterweltgeschichte. Ein Küchenangestellter ist mit einem Fleischerbeil zerstückelt worden.« Er lachte. »Keine Sorge … es war nicht dieses Restaurant.«
    »Sind Bandenmorde bei euch häufig?«
    »Nicht besonders. Und schon gar nicht in letzter Zeit. Für diesen ist die russische oder ukrainische Mafia verantwortlich.«
    Fabel spürte ein Prickeln im Nacken. »Bist du sicher?«
    »Und ob. Die Witrenko-Molokow-Bande hat sich hier vor ungefähr einem Jahr hereingedrängt. Verschwiegene Leute … sämtlich ehemalige Angehörige der Armee oder der Sonderpolizei. Wir glauben, dass der arme Depp dabei erwischt wurde, wie er Informationen an eine Amtsperson weitergab. Das Problem ist, dass wir keine Behörde finden können, die mit dem Opfer Verbindung aufnehmen wollte.«
    »Warum meinst du, dass er mit einer Amtsperson Kontakt hatte?«
    »Jemand hat gesehen, wie er mit einer gut gekleideten Frau sprach. Sie schien zur Ausländerbehörde oder zur Polizei zu gehören. Darum ging es in dem Anruf. Sie war nämlich bestimmt keine von uns.«
    »Aha …« Fabel setzte seine Kaffeetasse an die Lippen und bemühte sich verzweifelt, entspannt zu wirken, während er Köln durch das Fenster beobachtete. Er drehte sich Scholz zu und hielt dessen Blick ein paar Sekunden lang stand.
    »Wolltest du etwas sagen?«, fragte Scholz.
    Fabel schüttelte den Kopf.

SIEBTES KAPITEL

    4. Februar

    1.

    Fabel stand am folgenden Morgen früh auf und traf noch vor Scholz im Kölner Polizeipräsidium ein. Er wartete mit einem Besucherausweis in der gewaltigen Eingangshalle. Fabel kam es merkwürdig vor, in einem anderen Polizeipräsidium zu sein. Es unterschied sich stark von der Hamburger Zentrale, und Fabel fand es irritierend, Beamte vor sich zu haben, die noch die alten grün-beigen Uniformen trugen. Dabei war die Ausstattung der Hamburger Polizei noch vor knapp zwei Jahren genau die gleiche gewesen. Eigenartig, dass man sich so schnell an Veränderungen gewöhnt, dachte Fabel.
    Scholz entschuldigte sich ein wenig zu wortreich für seine Verspätung und führte den Besucher hinauf zu seinem Büro. Fabel lächelte, als er sah, dass der alte Prototyp des Karnevalskopfes verschwunden war und dass jemand Akten, Telefon und Computertastatur zur Seite geschoben und eine neue Version mitten auf Scholz’ Schreibtisch gestellt hatte. Eine gelbe Haftnotiz, auf der nur ein großes Fragezeichen stand, war an das Maul geklebt worden.
    »Sehr komisch«, sagte Scholz und wandte sich Fabel zu. »Besser?«
    »Anders«, antwortete Fabel.
    Scholz schaute den Kopf erneut prüfend an, seufzte und stellte ihn in die Ecke, in der schon der Vorgänger gewartet hatte.
    »Ich möchte dir das Team vorstellen, das ich für den Fall des Karnevalsmörders eingesetzt habe«, sagte er nach einer Weile. Er machte ein Zeichen durch die Glastür, und zwei Beamte kamen ins Büro. Der eine war ein junger Mann. Seine magere Gestalt und seine blasse, pickelige Haut ließen ihn wie einen Teenager aussehen, aber er musste bereits Ende

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