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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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abends vor seinem Rechner gehockt und das Wort ›Kannibale‹ in eine Suchmaschine eingetippt.«
    »Kann sein«, meinte Scholz. »Aber inwiefern hilft uns das weiter?«
    Fabel zog einen Ordner aus seiner Aktentasche hervor. »Ich habe mir von einem der Experten in unserer technischen Abteilung ein Verzeichnis möglicher Sites und Foren geben lassen, die den Täter interessieren könnten und die uns bekannt sind. Im Web kann man sich in zahllosen dunklen Winkeln verstecken. Jedenfalls habe ich ihn gebeten, sich auf Sites in deutscher Sprache zu konzentrieren. Vor allem auf solche, die aus dem Kölner Bereich angeboten werden.«
    »Spielt das eine Rolle? Ich dachte, die Geografie sei im Internet belanglos.«
    »Das stimmt. Aber wenn wir in dieser Gegend jemanden finden, der eine Site mit einem solchen Inhalt hochlädt, dann haben wir es mit einem Mitglied einer … exklusiven kleinen Gemeinschaft zu tun. Mit jemandem, der uns dort Eintritt verschaffen könnte.«
    Scholz blätterte den Ordner durch. Einige der Bilder ließen ihn zusammenzucken. »Mein Gott … da draußen gibt’s wirklich ein paar fürchterliche Drecksäcke.«
    »Das Internet bringt sie zusammen. Allerdings könnte sich unser Mörder sehr unauffällig verhalten. Vielleicht glaubt er, einzigartig zu sein. Trotzdem bin ich der Meinung, dass er wenigstens eine dieser Websites besucht hat.«
    »Aber?« Scholz war der Vorbehalt in Fabels Miene nicht entgangen.
    »Aber Andrei Tschikatilo, der ukrainische Kannibale in den Achtzigern, Fritz Haarmann in Hannover in den Zwanzigern, Joachim Kroll in Duisburg in den Siebzigern oder Ed Gein in den Vereinigten Staaten in den Vierzigern … all diese kannibalischen Mörder existierten vor der Einrichtung des Internets. Daher ist es auch möglich, dass seine Fantasien in der Isolation gereift sind. Aber ich hoffe nicht. Im Internet fühlen sich die meisten Menschen sicher. Sie glauben, anonym zu sein, obwohl nichts der Wahrheit ferner ist.« Fabel wandte sich an Tansu Bakrac. »Wie ich Herrn Scholz bereits erklärt habe, könnte der Täter in der Vergangenheit Probeläufe gemacht haben. Er sagt, Sie hätten dazu eine Theorie.«
    »Mehr als eine Theorie. Ein paar Fälle sind meiner Ansicht nach miteinander verknüpft.«
    »Oder auch nicht«, warf Scholz skeptisch ein. »Das einzige gemeinsame Element ist die Verbindung mit dem Karneval.«
    »Welche Fälle?«, fragte Fabel.
    »Ein Mädchen namens Annemarie Küppers wurde 2003 ermordet aufgefunden. Man hatte sie zu Tode geprügelt. Der Täter muss von einer unmenschlichen Wut ergriffen worden sein und schlug ihren Kopf zu Brei.«
    »Aber er hat sie nicht erdrosselt«, widersprach Scholz. »Und ihr kein Fleisch herausgeschnitten. Auch ihre Unterwäsche war nicht entfernt oder zerrissen worden.«
    »Was meinten Sie mit der Verbindung zum Karneval?«, wollte Fabel wissen. »Wurde sie in der Weiberfastnacht ermordet?«
    »Nein«, erwiderte Tansu. »Am Tag danach. Ich werde Ihnen eine Kopie der Akte besorgen. Oder besser, beider Akten.«
    »Was war der andere Fall?«
    »Dieser Angriff fand tatsächlich in der Weiberfastnacht statt. 1999. Eine junge Medizinstudentin namens Vera Reinartz wurde geschlagen, vergewaltigt und fast erwürgt. Und zwar – ob Sie’s glauben oder nicht – mit einer Herrenkrawatte.«
    »Sie hat also überlebt?«
    »Ja. Das wirklich Gruselige daran ist, dass sie von einem Clown überfallen wurde. Ich meine, von jemandem, der als Karnevalsclown verkleidet war.«
    Fabel rieb sich gedankenvoll das Kinn. »Es ist verlockend, eine Verbindung herzustellen. Aber die junge Frau ist vergewaltigt worden, während unser Täter keinen direkten sexuellen Kontakte hat. Konnte Sperma sichergestellt werden?«
    »Ja. Für mich ist jedoch entscheidend, dass der Erdrosselungsversuch mit einer Herrenkrawatte durchgeführt wurde … Außerdem hatte sie Bisswunden am ganzen Körper.«
    »Na dann«, räumte Fabel ein. »Ich nehme an, dass Sie das Opfer erneut verhört haben?«
    »Leider nicht«, sagte Tansu. »Noch eine Sackgasse, wenigstens vorläufig. Vera Reinartz gab ihr Medizinstudium an der Universität Köln auf und ist später völlig von der Bildfläche verschwunden – ungefähr ein Jahr nach dem Überfall.«
    »Aber es muss doch eine neue Adresse vorliegen«, meinte Fabel. »Wenn sie in eine andere Stadt gezogen ist, wird sie sich dort angemeldet haben.«
    »Keine Spur von einer Frau dieses Namens. Aber ich suche weiter.«
    »Vielleicht ist sie tot. Sollte hier

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