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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Ausländerin aufzufallen. Und Birta behagte es nicht aufzufallen.
    Hier im Norden fühlte sie sich heimisch.
    Birta hatte eine leichte Mahlzeit zu sich genommen, und nun stellte der Kaffee einen Teil ihrer Energie wieder her. Es war eine lange - siebenstündige - Fahrt von Stockholm gewe­sen, und am Tag zuvor hatten sie die gesamte Strecke von Ko­penhagen - über die Oresundbrücke hinweg - zurückgelegt. Nach dem Ereignis würde sie sich wieder nach Stockholm auf­machen. Ihre Gedanken wandten sich dem Treffen zu, das spä­ter am selben Tag stattfinden sollte. Es repräsentierte eines der wichtigsten in ihrer Laufbahn. Sie hatte sich gut darauf vorbe­reitet, denn sie arbeitete besser, wenn sie all ihre Recherchen und Planungen lange im Voraus abschloss und sich unmittelbar vorher einfach entspannte.
    Drei Tische von ihr entfernt saß eine Mutter mit zwei Kin­dern. Birta beobachtete sie. Die Frau war ungefähr in ihrem Al­ter, hatte Birtas Teint und kleidete sich mit typischem Oslo-Chic. Teuer, doch zurückhaltend. Und warm. Aber im Gegen­satz zu Birta wirkte die junge Mutter nicht völlig beherrscht, sondern sie schien einem vagen Gefühl des Chaos ausgesetzt zu sein. Birta erkannte die Folge der Mutterschaft: Ein erheblicher Teil des Lebens einer Frau konnte nicht mehr von ihr kontrol­liert werden. Sie fragte sich, was für ein Gefühl das sein mochte.
    Sie richtete die Augen erneut auf die Straßenbahnen und die Passanten. Birta hatte nie Kinder gehabt, hatte sich nie geteilt. Und das würde auch nie der Fall sein. Sie hatte sich für eine Kar­riere und für sich selbst entschieden. Nun saß sie unter dem blei­chen norwegischen Himmel, schaute zu, wie Straßenbahnen vorbeifuhren, und warf der Frau mit den beiden Kindern flüch­tige Blicke zu. Sie spürte einen vagen Schmerz in der Brust.
    Das war sinnlos. Eine sentimentale Verirrung. Sie ärgerte sich über ihre Unbeherrschtheit seit ihrer Ankunft. Ein Beispiel bildete die Fahrt zum Holmenkollen.
    Birta hatte nicht beabsichtigt, den Holmenkollen zu besu­chen, doch als sie Oslo vor sich liegen sah, hatte sie das Bedürf­nis dazu verspürt. Sie war die Nacht durchgefahren und hatte sich der Stadt auf dem Mosseveien, an der Küste entlang, genä­hert, als der Tag schmerzlich schön mit tiefroten und purpur­blauen Seidentönen über dem Oslofjord anbrach. Birta hatte das Auto auf einem städtischen Parkplatz in einem Außenbe­zirk abgestellt und sich dann in die T-Bane zum Holmenkollen gesetzt. Dort mischte sie sich unter die wenigen außerhalb der Saison eingetroffenen Touristen im Skizentrum. Wie die ande­ren schaute sie von der Spitze der Sprungschanze über die Stadt hinweg. Aber hauptsächlich wollte sie sich den Biathlon-Par­cours rund ums Zentrum ansehen. Noch einmal. Es war ein sinnloser, für sie ganz untypischer Ausflug gewesen. Nun saß sie mitten in Oslo und beobachtete neidisch, wie eine Frau Aufhe­bens um ihre Kinder machte.
    Sie war aus einem anderen Grund in Oslo: geschäftlich, nicht um überflüssiger Selbstbesinnung nachzugehen. Sie be­zahlte ihren Kaffee und entfernte sich, ohne der Frau und den Kindern einen weiteren Blick zu gönnen.
    Die Sonne stand bereits tief, und der lange nordische Win­terabend würde bald anbrechen. Es würde dunkel sein. Zeit für ihr Treffen.
     

10.
     
    »Abgemacht«, schlug Fabel ein. »Wir tauschen unsere Erkennt­nisse aus. Aber im Moment dürfte die Sache sehr einseitig sein. Sie sind diejenige mit den Hintergrundinformationen. Ich selbst habe im Moment nichts anderes als etwas, das nach einem na­türlichen Tod aussieht.«
    »Wie erwähnt«, erwiderte Karin Vestergaard, »war Jens Jespersen mein Vorgesetzter in der Politiets Aktionsstyrke. Ich habe damals verdammt viel von ihm gelernt. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nicht dort, wo ich heute bin.«
    Fabel musterte sie, um herauszufinden, ob die Eisjungfrau zu tauen begann. Wenn es Anzeichen dafür gab, waren sie so schwach, dass er sie nicht entdecken konnte. Sie sprach respekt­voll, sogar mit einer gewissen Zuneigung von Jespersen, doch ihre Stimme blieb kühl.
    »Vor sechs Jahren haben wir eine große Drogenbekämp­fungsoperation durchgeführt. Wir - oder genauer gesagt, Jens - haben eine komplizierte Falle aufgebaut und Goran Vujacic geschnappt. Sie kennen ihn wahrscheinlich: den bosnisch-ser­bischen Kriegskommandanten, der Drogenschmuggler wurde.«
    »Ich erinnere mich an ihn«, bestätigte Fabel. »Es ist erstaun­lich, dass Leute

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