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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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dauerte ein paar Minuten, bis er die Leichenschau or­ganisiert hatte. Unterdessen saß Karin Vestergaard teilnahmslos im Wartebereich.
    »Nun können wir hineingehen«, sagte er, und sie folgte ihm.
     
    Fabel wusste nicht, womit er in der Leichenhalle zu rechnen hatte. Obwohl sie die Strecke vom Flughafen nach Eppendorf gemeinsam zurückgelegt hatten, war ihm die dänische Polizis­tin völlig fremd geblieben. Er konnte nur rätseln, welche beruf­liche, geschweige denn persönliche Beziehung sie zu Jespersen unterhalten hatte. Fabel beobachtete ihr Gesicht, als das Laken von Jespersens Leiche zurückgezogen wurde. Wieder lenkte ihre Erscheinung ihn ab. Etwas an ihrem Aussehen verblüffte ihn, und dann begriff er den Grund: Ihre Züge waren perfekt. Ihr ganz und gar symmetrisches Gesicht hatte klassische Pro­portionen. Die Wirkung war seltsam, denn sie besaß eine wahr­haft archetypische, doch nicht einprägsame Schönheit.
    Fabel musterte Karin Vestergaards leere Miene beim An­blick der Leiche ihres Untergebenen. Etwas flackerte in ihren Augen auf und verschwand in derselben Sekunde wieder - Zorn, wie Fabel bemerkte. Sie war wütend auf Jespersen, weil er ge­storben war.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Fabel. »Haben Sie lange mit ihm zusammengearbeitet?«
    »Für wann ist die Autopsie angesetzt?«
    »Für morgen. Vierzehn Uhr.«
    Sie beugte sich vor und schaute sich Jespersens Gesicht gründlicher aus der Nähe an. Dann zog sie das Laken ganz von seinem Körper.
    »Was suchen Sie denn?«, fragte Fabel, der seinen Ärger über ihre Verschlossenheit nicht mehr unterdrücken konnte. »Wer wird die Autopsie vornehmen?«
    »Herr Dr. Möller. Unser Chefgerichtsmediziner. Er ist wirk­lich gut...«
    »Bitten Sie ihn, nach Einstichstellen zu suchen. Nach Na­delstichen. Besonders in verborgenen Bereichen ... unter dem Haar, in Hautfalten, um den Anus.«
    »Wirklich«, protestierte Fabel, »ich finde, dass ich mir all das schon zu lange anhöre.«
    »Glauben Sie, dass es ein natürlicher Tod war?« Sie drehte ihm den Kopf zu. Das kalte Feuer in ihren Augen hatte sich ver­stärkt.
    Fabel seufzte. »Es sieht ganz nach einem Herzinfarkt aus.«
    »Glauben Sie, dass es ein natürlicher Tod war?«, wieder­holte sie.
    »Nein. Oder wenigstens habe ich meine Zweifel. Anna Wolff, eine meiner Beamtinnen, hat mich Verdacht schöpfen lassen. Sie meint ebenfalls, dass hier etwas nicht stimmt.«
    Karin Vestergaard richtete sich auf, ohne den Blick vom Ge­sicht ihres toten Kollegen abzuwenden. Einen Moment später wandte sie sich wieder Fabel zu. »Wir müssen miteinander sprechen.«
     
    Fabel brachte die Besucherin zu ihrem Hotel am Alten Wall. Aus irgendeinem Grund überraschte es ihn nicht, dass sie ein Zimmer in demselben Hotel wie Jespersen hatte buchen lassen. Es überraschte ihn nicht, doch er hielt es für unklug. Er ließ sich Kaffee in einer ruhigen Sitzecke neben der Bar servieren, wäh­rend Karin Vestergaard ihre Koffer in ihr Zimmer brachte.
    »Ich dachte, wir sollten hier einen Kaffee trinken und dann ins Polizeipräsidium fahren, um uns über Jespersen zu unterhal­ten«, sagte Fabel, nachdem sie zurückgekehrt war.
    »Lassen Sie uns das Gespräch hier führen. Niemand ist in der Nähe. Neutraler Boden. Dann können wir zum Präsidium fahren.«
    »Neutraler Boden?«, wiederholte Fabel. »Wir sollten doch zusammenarbeiten. Ich wäre nicht darauf gekommen, dass Kol­legen >neutralen Boden< benötigen.«
    »Nur eine Redensart.« Sie trank einen Schluck Kaffee und hinterließ ein wenig rosa Lippenstift am Tassenrand. »Viel­leicht liegt es einfach daran, dass mein Englisch nicht so gut ist wie Ihres. Sie haben keinen deutschen Akzent.«
    »Ich habe es als Kind gelernt.« Fabel war verärgert über ihr Ablenkungsmanöver. Er wusste, was sie tat, und sie wusste, dass er es wusste. Beide waren Polizeibeamte und routinierte Vernehmer. »Ich bin halber Schotte und zweisprachig aufge­wachsen.«
    »Aha.« Noch ein Schluck. »Es ist ungewöhnlich, einen Deutschen ohne Akzent sprechen zu hören. In Dänemark un­tertiteln wir alle englischen Filme und Fernsehsendungen. Bei Ihnen werden sie synchronisiert. Deutsche sind der Sprache nicht so stark ausgesetzt wie wir. Es ist, als benutzten sie ein kulturelles Kondom. Deshalb sprechen wir Dänen und die Nie­derländer ein besseres Englisch. Ich meine, mit einem schwä­cheren Akzent. Aber ich habe das Fehlen eines Akzents bei Ihnen sofort bemerkt, als Sie mich am Flughafen

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