Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
sind sicher, dass Frolow Vujacic nicht finan­ziert hat?«
    »Es wäre nicht plausibel. Die Lieferung von Drogen nach Skandinavien und Norddeutschland ist ein Multimillionen-Dollar-Geschäft. Aber das dürfte für einen Mann wie Frolow nur Kleingeld sein. Das Risiko, verurteilt zu werden, wäre ge­genüber dem möglichen Nutzen bei Weitem zu hoch.«
    Fabel lehnte sich erneut zurück und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Wer ist Olaf?«
    »Olaf?«
    »In Jespersens Notizen steht der Name Olaf. Wissen Sie, wer das sein könnte?«
    Karin Vestergaard zog die Augenbrauen hoch. »Ich kenne jede Menge Olafs, genau wie Jens viele gekannt haben muss. Aber ein spezieller Olaf fällt mir nicht ein.«
    »Gab es noch etwas in Jespersens Aufzeichnungen, das hilf­reich sein könnte?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.« Sie zog einen Ordner aus ih­rem Aktenkoffer. »Aber vielleicht finden Sie etwas Relevantes, das mir entgangen ist. Hier haben Sie eine Kopie von allem.«
    Fabel streckte die Hand aus, um den Ordner entgegen­zunehmen, doch sie hielt ihn einen Moment lang fest. »Ich habe meine gesamten Informationen mit Ihnen geteilt, Herr Fabel. Ich hoffe, Sie werden nun Ihrerseits die Abmachung er­füllen.«
    »Ich habe Ihnen doch bereits meine uneingeschränkte Ko­operation zugesichert.« Der Ärger in Fabels Stimme war nicht zu verkennen. »Ich werde Sie über alle Erkenntnisse auf dem Laufenden halten.«
    »Dann werden wir bestimmt gut miteinander auskommen.« Karin Vestergaard lächelte ohne jede Herzlichkeit und ließ den Ordner los.
     

Drittes Kapitel
     

1.
     
    Nachdem Birta den Mietwagen auf dem städtischen Parkplatz abgeholt hatte, bog sie in die Straße nach Oslo ab. Als sie die Stadtgrenze erreichte, warf sie den Parkschein aus dem Fenster. Wenn sie das Auto zurückbrachte, würde nichts darauf hin­deuten, dass sie je in Oslo oder überhaupt in Norwegen gewe­sen war. Sie hatte mehrere falsche Fahrziele in der Gegend von Stockholm in das Sat-Nav-System des Wagens einprogram­miert. Die Gesamtsumme ergab die auf dem Kilometerzähler angezeigte Strecke. Während der Reise hatte sie jede Ge­schwindigkeitsbegrenzung und jede Verkehrsregel eingehalten. Da sie nicht in einem Hotel übernachtet und beim Tanken mit Bargeld bezahlt hatte, ließ sich eine Grenzüberquerung nicht nachweisen.
    Sie stellte die Stereoanlage an, und Wolfgang Haffners Mu­sik erfüllte das Wageninnere. Der deutsche Jazz und die nor­wegische Winterlandschaft harmonierten perfekt miteinander, und Birta lehnte sich bequem in ihrem Sitz zurück. Aber es ge­lang ihr nicht, das Cafe und die Frau mit den Kindern zu ver­gessen.
    Das Haus ihrer Zielperson lag nördlich von Drobak, tief im Wald am Ufer eines kleinen Binnensees. Sie wusste, dass er zu Hause arbeitete, und es war der ideale Ort für ein Treffen. Sie hatte sogar den besten Zeitpunkt in seiner Planung herausge­funden.
    Birta stellte das Auto auf einem Parkplatz in Drobak ab. Ihre Erkundungen hatten ergeben, dass der Platz gebührenfrei war und nicht von CCTV-Kameras überwacht wurde. Auf dem Rücksitz zog sie drei Paar dicke Wollsocken an, teils um die Kälte abzuwehren, doch hauptsächlich, damit ihr die schweren, übergroßen Männerstiefel, in die sie nun schlüpfte, einigerma­ßen passten. Ein Treffen im Schnee abzuhalten war ein Segen und gleichzeitig ein Fluch. Sie würde die gewünschten Spuren an den gewünschten Stellen hinterlassen, aber sie würde gleich­zeitig darauf achten, alle unbeabsichtigten Hinweise zu ver­meiden.
    Birta zog einen dunklen Parka über und schob ihre blonden Haare sorgfältig unter die schwarze Wollstrickmütze, damit jede Strähne darunter verschwand. Dann streifte sie sich die Gurte eines Rucksacks über und zog sich den Riemen eines Ge­wehrkastens über die Schulter. Nun verließ sie den Parkplatz zu Fuß durch den hinteren Teil des Ortes, um außer Sichtweite der Hausbewohner zu bleiben.
    Sie brauchte eine halbe Stunde, um die Stelle zu erreichen, an der sich der Wald zum See hin öffnete. An seinem nörd­lichen Ufer spiegelten sich die Lichter eines Hauses im Wasser. In drei Zimmern brannte Licht, und sie wusste, dass er allein sein würde. Seine Frau und seine Kinder besuchten Angehörige in Frederikstad und würden erst am Mittag des nächsten Tages zurückkehren. Er war zu Hause geblieben, um sich auf seine Reise nach China in zwei Tagen vorzubereiten und seine Koffer zu packen.
    Birta ging zwischen den Bäumen hindurch zu der langen

Weitere Kostenlose Bücher