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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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härtesten, die man sich vorstellen kann. Sie sind für fast zwanzigtausend Kilometer Küstenlinie zustän­dig und bewegen sich hauptsächlich mit Hundeschlitten unter Temperaturen fort, die minus dreißig Grad erreichen können. Und im Winter geschieht all das natürlich in ewiger Nacht.«
    »Jespersen?«
    »Zweijähriger Dienst bei der Patrouille. Danach schloss er sich der Dänischen Nationalpolizei an und wurde in die Politiets Aktionsstyrke oder AKS aufgenommen. Das ist unsere Antiterroreinheit, die bei gravierenden Vorfällen, bei Drogen­bekämpfung und dergleichen, herangezogen wird. Ich nehme an, Sie merken, worauf ich hinweisen möchte?«
    »Dass Jespersen ein harter Brocken war?«
    »Und auch auf die Tatsache, dass er extrem durchtrainiert war. Er achtete darauf, in derselben Form zu bleiben wie damals als Sirius-Soldat.«
    »Also kein Kandidat für einen Herzinfarkt...«
    »Zumindest kein normaler Kandidat. Natürlich ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen, und es wäre die einfachste Erklärung, aber ich kann es mir nicht denken, wenn durch die Autopsie keine angeborene Herzschwäche festgestellt wird.« Sie trank ihre Tasse aus und schüttelte den Kopf, als Fabel nach­gießen wollte. »Zu viel Kaffee macht mich nervös.«
    Fabel versuchte, sich eine nervöse Karin Vestergaard auszu­malen, doch dies überstieg seine Fantasie. »Was hat es mit der Suche nach Einstichstellen auf sich? Haben Sie etwa Anhalts­punkte dafür, wer hinter Jespersens Tod stecken könnte?«
    »Alles, was ich habe, Herr Hauptkommissar, ist ein Bündel einzelner Fakten. Vermutlich hatte Jens auch nicht mehr, aber er muss einen größeren Zusammenhang gesehen haben. Ich bin bereit, all meine Kenntnisse mit Ihnen zu teilen, wenn ich da­für mit einer kleinen Gegenleistung rechnen darf. Herr van Heiden hat mir Ihre vollständige Kooperation zugesichert. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sich diese Kooperation auch darauf erstrecken würde, mich über Ihre Fortschritte ausführlich zu in­formieren. Ich befürchte, dass dieser Fall unsere gemeinsame Grenze überschreitet und vielleicht noch weiter reicht. Und wenn meine ... unsere Vermutungen zutreffen, dann ist ein ho­her dänischer Polizeibeamter in Hamburg ermordet worden. Keine unbedeutende Angelegenheit.«
    Fabel betrachtete sie ein paar Sekunden lang. Sie hatte ihr Make-up in ihrem Zimmer aufgefrischt. Eine andere Nuance, die ihr Aussehen subtil änderte. Möglicherweise fiel es jeman­dem mit vollkommen regelmäßigen Zügen leichter als anderen, sich zu verwandeln. Fabel vermutete, dass sich Karin Vester­gaard trotz ihrer Schönheit ein schlichtes und uninteressantes Aussehen zulegen konnte.
    »Ich nehme an, Sie werden eine Zeit lang in Hamburg bleiben.«
    »Ich habe meinen Rückflug offen gelassen.«
    »Vielleicht sollten wir über ein anderes Hotel nachdenken ... Hier war der Tatort, wenn Jespersen wirklich ermordet wurde.«
    »Dann könnte es helfen, in der Nähe des Tatorts zu sein.« Ihre Miene verriet immer noch nichts über ihre Gefühle.
    »Wenn Sie das so wollen«, sagte Fabel. »Aber ich werde Ih­nen einen Beamten zuweisen. Nur damit er die Dinge im Auge behält.«
    »Das ist nicht nötig«, widersprach Karin Vestergaard. »Ich habe doch erwähnt, dass Jens Jespersen früher mein Vorgesetz­ter war, anders als in letzter Zeit. Damals waren wir beide in der Politiets Aktionsstyrke. Glauben Sie mir, Herr Fabel, ich bin durchaus imstande, auf mich selbst aufzupassen.«
    »Genau wie Jespersen«, kommentierte Fabel.
     

9.
     
    Es war beruhigend, wieder hier zu sein. In Norwegen. In Oslo. In diesem Licht. Seltsam, doch beruhigend.
    Die Wolken hatten sich aufgelöst, und die stets optimisti­schen Osloer Cafebesitzer hatten Aluminiumtische und -stühle sowie hier und da strategisch günstige Patioheizkörper auf die Straßen gestellt.
    Birta Henningsen saß in einem Straßencafe und beob­achtete durch ihre Sonnenbrille, wie die eisblauen Wagen der Oslotrikken unter einem genauso eisblauen, von weißen Wol­kenfetzen durchzogenen Himmel hin und her fuhren. Die Fe­bruarsonne, die Oslo beschien, strahlte zwar, besaß jedoch keine wirkliche Wärme. Aber genau das entsprach Birtas Bedürf­nissen. Sie gehörte in dieses Klima, in dieses Licht, in diese saubere, kühle Luft - in diese Umgebung. Natürlich hatte sie, hauptsächlich infolge ihrer Arbeit, auch das Mittelmeer und andere schöne Gebiete der Welt besucht, doch dort hatte sie immer das Gefühl gehabt, als

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