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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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anders hatte dafür gesorgt, dass die wich­tigsten Akten verschwanden. Aber Sylvie wusste, dass sich un­ter den zwölf Namen die Spur verbarg, nach der sie suchte. Und vielleicht führte diese Spur zu Siegfried, dem ehemaligen Stasi-Halunken, der ihr die Fotos und Dreschers Namen hatte zu­kommen lassen. Sie holte ihr Notizbuch hervor und trug dort die plausibelsten Personen ein. Sie besaß Adressen von zweien, eine Teiladresse für eine andere und lediglich einen Ort für die vierte. Mal sehen, wie mühsam es sein würde, sie aufzuspüren. Je leichter man die Person auffinden konnte, desto unwahr­scheinlicher war es, dass es sich um Siegfried handelte.
    Sie wollte gerade die Adressen überprüfen, als ihr Handy klingelte.
    »Hallo Sylvie, hier ist Ivonne. Ich habe mehr Material über Norivon, die Firma, für die das neueste St.-Pauli-Opfer ge­arbeitet hat.«
    »Irgendetwas Interessantes?«
    »Im Grunde nicht. Eigentlich könnte es kaum langweiliger sein. Norivon ist ein Umwelttechnologieunternehmen, das zu­gleich im Entsorgungsbereich tätig ist. Aber ich habe ein paar neue Informationen von meiner Kontaktperson bei der Neu­Hansa erhalten. Nach ihrer Einschätzung war Armin Lensch, der Knabe, der umgelegt wurde, ein Arschloch erster Klasse und wurde von allen verabscheut. Anscheinend ein ehrgeiziger Mistkerl, dem es nichts ausmachte, anderen auf die Zehen zu treten. Er war für die Zusammenarbeit mit den anderen Unter­nehmen der NeuHansa Group verantwortlich und hatte einen Ruf als Arschkriecher gegenüber Vorgesetzten.«
    »Noch etwas?«
    »O ja, und zwar das Beste. Seine kleinen Ausflüge auf die Reeperbahn spielten sich regelmäßig ab. Er ging oft mit meh­reren Arbeitskollegen los, von denen ihn übrigens keiner ausste­hen konnte, ließ sich total volllaufen und wurde dann noch un­ausstehlicher als sonst. Am Abend seiner Ermordung hatte er einen Zusammenstoß mit den Gesetzeshütern. Zwei Polizisten in Zivil waren gerade dabei, eine Frau in der Silbersacktwiete zu verhaften, als Lensch ankam und eine große Lippe riskierte. Dafür wurde ihm ein Knie in die Eier gestoßen. Von der Poli­zistin.«
    »Wen haben sie verhaftet?«
    »Das weiß ich nicht, aber sie gehörten zur Mordkom­mission.«
    »Wie sah die Polizistin aus? Recht klein, hübsch, dunkle Haare?«
    »Keine Ahnung.«
    »Anna Wolff«, sagte Sylvie eher zu sich selbst als zu Ivonne. »Bitte?«
    »Unwichtig. Gut gemacht, Ivonne. Ich habe ein paar Namen und Teiladressen für dich. Könntest du sie nachprüfen und so viele Informationen wie möglich über sie einholen?«
    »Klar«, erwiderte Ivonne.
    Sylvie fasste die Einzelheiten zusammen, die Wengert ihr mitgeteilt hatte. »Wir suchen einen männlichen Stasi-Angehö­rigen, wahrscheinlich vom Verwaltungspersonal in der Lichten­berger Zentrale.«
    »In Ordnung. Aber da war noch was ... Nein, ich komme nicht darauf.«
    »Ruf noch mal an, wenn es dir einfällt.«
    Sylvie beendete das Gespräch und sortierte die Papiere auf dem Bett, als das Handy erneut klingelte. »Das ging ja schnell«, sagte sie. »Also was war es?«
    »Ich hoffe, Sie haben es sich in Ihrem Hotel bequem ge­macht, Sylvie.«
    An der kurzatmigen Stimme erkannte sie sofort, dass es Siegfried war. »Wieso glauben Sie denn, dass ich in einem Ho­tel bin?«, fragte sie.
    »Reden Sie doch kein dummes Zeug, Sie sind eine kluge Frau. Immer noch auf der Spur der großen Story? Sie denken wohl, dass Sie mich nun, nachdem Sie meinen Namen haben, aufspüren können und nichts für meine Informationen zu be­zahlen brauchen. O ja, ich weiß Bescheid über Ihre Plauderei mit Herrn Wengert.«
    »Ihr Stasi-Gauner habt eure Ohren wohl überall?«
    »Es gibt keine Stasi mehr, Sylvie. Und ich lasse mich nicht gern als Gauner bezeichnen. Was wir getan haben, entsprach unserer Überzeugung. Wir glaubten an Gleichheit und Freiheit von Armut und Ausbeutung. Und deshalb werden wir nun mit den Nazis verglichen. Und natürlich arbeiten einige von uns nun zu ihrem eigenen Schutz zusammen.« Er hatte einen plötz­lichen Hustenanfall. »Aber ich bin nicht bereit, mich vor Ihnen zu rechtfertigen. Schon gar nicht vor Ihnen. Haben Sie mein Geld?«
    »Meinen Sie, ich würde eine Viertelmillion Euro nur auf der Basis von drei Fotos und dem Namen von jemandem, der nicht existiert, auf den Tisch legen?«
    »Der nicht zu existieren scheint ... Drescher und die Mäd­chen waren an einer so geheimen und ehrgeizigen Operation beteiligt, dass alles unternommen wurde,

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