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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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in vielen Staaten der USA als Teil der Hinrichtungsinjektion verwendet und ist äußerst umstritten. Annahmen zufolge sind sehr viele zum Tode verurteilte Gefangene unter unerträglichen Qualen gestorben, weil der Narkosebestandteil nicht gewirkt hat. Aber da die Häftlinge durch das Suxamethonium völlig bewegungsunfähig waren, ließ sich nicht erkennen, dass sie schreckliche Schmerzen litten. Als würden sie auf dem Schei­terhaufen verbrannt, aber von innen nach außen. Wie gesagt, du kennst dich mit alledem aus, stimmt's? Hast du es nicht auch deinen Mädchen beigebracht? Meintest du etwa sie, als du von deinen drei Nichten gesprochen hast?«
    Woher wusste sie, dass er in Wirklichkeit Drescher hieß? Er hatte seine Spuren doch sorgsam verwischt. Nur ein Profi – ein Spitzenprofi - konnte sie entdecken. Wer war sie? Wo war er ihr schon einmal begegnet?
    Seine Gedanken überschlugen sich, und sein Herz häm­merte. Am meisten erschreckte ihn, dass Ute immer wieder aus seinem Blickfeld verschwand. Da er den Kopf nicht rühren konnte, war er nicht in der Lage, ihren Bewegungen mit den Augen zu folgen. Sein Kopf war zurückgekippt, und er nahm nur das wahr, was sich unmittelbar vor ihm befand. Einen Mo­ment lang tauchte Ute wieder auf. Er bemerkte etwas Glän­zendes, das wie eine dicke Rolle aus strapazierfähigem blauen Kunststoff aussah. Sie beugte sich nieder und wurde erneut un­sichtbar, doch er vermutete, dass sie den Kunststoff auf dem Fußboden vor dem Sofa entrollte.
    Sie trat hinter ihn, schob die Arme unter seine Achselgruben und zerrte ihn vom Sofa. Er rollte vom Rand hinunter, und sein Gesicht krachte auf den mit Plastik bedeckten Parkettboden. Er lag vornüber auf dem Kunststoff und hörte, wie sein Atem durch seine blutende, zertrümmerte Nase zischte und blubberte. Sie drehte seinen Kopf zur Seite, sodass er mit der Wange auf dem Boden lag. Er sah zum Sofa hin und konnte beobachten, wie ein Ohrring, der sich offenbar aus dem Ohrläppchen von Ute Cranz gelöst hatte, aus seinem Blickfeld trudelte. Es kam ihm surreal vor, dass dies eines der letzten Dinge war, die er je sehen würde: ein vergessener Ohrring unter einem Sofa. Wahrschein­lich würde sie ihn finden, wenn sie nach seiner Ermordung auf­räumte.
    Sie drehte ihn auf den Rücken und zog ihn durch das Wohn­zimmer in die Küche. Drescher nahm zwar nicht den ganzen Raum wahr, aber er konnte sich nun recht gut vorstellen, was mit ihm geschehen würde. Fast alle Gegenstände in der Küche waren mit dem gleichen blauen Kunststoff abgedeckt worden, um sie vor Blutspritzern und anderen Körperflüssigkeiten zu schützen. Es würden keine Spuren zurückbleiben. Und wäh­rend es geschah, würde man keine Schreie hören. Kein Krei­schen unter Höllenqualen, das die Nachbarn alarmieren konnte. Dreschers Schreie würden nur in den Grenzen seines eigenen Schädels widerhallen.
    Sie beugte sich zu ihm und näherte ihr Gesicht dem seinen. »Ich wäre für dich keine gute Schülerin gewesen, oder, Genosse Drescher? Hier gibt es nämlich keine forensische Distanz. Aber das ist mir gleichgültig. Es macht mir nichts aus, erwischt zu werden. Du wirst meinen ganzen Körper bedecken, Drescher. Dein Blut, dein Schweiß, deine Furcht ... Ich werde mich da­von einhüllen lassen. Aber zuerst, Genosse Major, schauen wir uns eine kleine Diavorführung an.«
     

9.
     
    »Also gut«, sagte Fabel und schenkte Susanne noch ein Glas Wein ein. »Wir können ausschließen, dass wir es mit einem To­desengel oder einer Schwarzen Witwe zu tun haben. Damit bleiben eine Rachetäterin oder eine Wahnsinnige.«
    »Wahnsinn scheidet aus. Serienmörder haben in der Regel eine Identitätsstörung, doch nur sehr wenige von ihnen sind un­zurechnungsfähig. Und innerhalb dieser Gruppe gibt es zwei Persönlichkeitstypen: solche mit einem höheren IQ, die plan­voll vorgehen, und solche mit einem niedrigeren IQ, die planlos handeln. Diese Mörderin verhält sich sehr planvoll, woraus ich folgere, dass sie intelligent und nicht geisteskrank ist.«
    Fabel stellte sein Glas zurück auf den Tisch. »Rache?«
    »Die ursprünglichen Engel-Morde in den Neunzigern ro­chen geradezu nach Rache. Abstrakt betrachtet, meine ich. Die Kastrationen waren eine ziemlich grobe Methode, um auszu­drücken, dass Misshandler entmannt werden mussten. Rache­mörderinnen sind in der Mehrzahl Frauen, die eine Reihe von Individuen töten, weil sie meinen, in der Vergangenheit von ih­nen unterdrückt

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