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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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und Korridore führte und mit einem Lift ins oberste Stockwerk brachte, verlor Fabel nie die ihn umgebende Landschaft aus den Augen. Überall, sogar im Aufzug, konnte er durch Glas hinausblicken.
    Ihm fiel auf, dass alle Angestellten die gleiche graue Kleidung trugen, wobei sich eine Minderheit, darunter auch sein Begleiter, durch eine etwas dunklere Tönung abhob. Sie gingen an einer Vielzahl von Räumen mit gläsernen Wänden vorbei, die Fabel wie normale Büros erschienen. Und obwohl sein Begleiter das Tempo bewusst erhöht hatte, nahm der Hauptkommissar so viel wie möglich zur Kenntnis. In sämtlichen Räumen standen Dutzende von Schreibtischen mit Computern, deren Design er noch nie gesehen hatte: Die Bildschirme waren unglaublich flach, und die Tastaturen waren nicht zu erkennen. Als sie dann an einem kleineren Büro mit einem Arbeitsplatz vorbeigingen, der dichter an der Glaswand stand, begriff Fabel, warum. Die Finger der dort sitzenden, grau kostümierten Frau glitten über ein virtuelles Keyboard – in Form von Licht, das auf die Tischplatte projiziert war – hinweg.
    Fabel erinnerte sich, gelesen zu haben, wie giftig die Schwermetalle von elektronischer Hardware für die Umgebung waren. Doch für eine Umweltschutzgruppe besaß das Pharos-Projekt eine auffällig große Zahl an technischen Geräten. Außerdem überraschte es ihn, wie sehr der Pharos einem Büroturm glich und wie wenig die Männer und Frauen, die sich darin bewegten, an Sektenmitglieder oder Mystikjünger erinnerten; vielmehr ähnelten sie den Mitarbeitern einer internationalen Bank.
    Peter Wiegand erwartete ihn in seinem Büro. Allerdings hatte Fabel Mühe, das Wort »Büro« mit einer derart riesigen Fläche in Verbindung zu bringen. Wiegand arbeitete in dem letzten Raum in dem auf das Wasser hinausragenden Obergeschoss. Sein Büro erstreckte sich über die ganze Breite des Gebäudes, war jedoch länger als breit. Alle drei Außenwände bestanden aus Glas und boten eine Aussicht in alle Richtungen. Hier verbreiterte sich die Elbe, bevor sie ins Meer einmündete, und Wasser war das dominierende Element der Szenerie. Sogar der Fußboden enthielt ein großes Glasrechteck, durch das man das sich unten kräuselnde dunkle Wasser sehen konnte. Fabel achtete darauf, um die Glasplatte herumzugehen.
    »Bitte, Herr Fabel«, sagte Wiegand und trat hinter einem Schreibtisch hervor, der den van Heidens winzig wirken ließ. »Nur keine Angst. Das faserverstärkte Glas ist stabiler als Beton. Sie können unbesorgt darauftreten.« Er schüttelte Fabel die Hand, führte ihn zu einem Sessel und bat ihn, Platz zu nehmen.
    »Das ist ein sehr interessantes …«, rang Fabel nach Passenden Worten, »…  Stück , das Sie in Ihrer Rezeption haben. Das Hologramm, meine ich. Wunderschön, aber eine seltsame Motivwahl. Liegt es an Dominik Korns Unterseegeschichte, dass Sie eine Qualle gewählt haben?«
    »Ich habe das Motiv nicht gewählt. Die Idee stammt von Dominik Korn. Es symbolisiert fast alles, was das Pharos-Projekt ausmacht.«
    »Wirklich?«
    »Das Medium ist die Botschaft, Herr Fabel. Dominik entschied sich für ein Hologramm als Medium, um den holografischen Charakter des Universums widerzuspiegeln, das aus Datenbits besteht. Dominiks großartige Philosophie besagt, dass fast alles in Daten verwandelt und übertragen – gespeichert – werden kann.«
    »Mir war nicht klar, dass das Universum holografisch ist.« Fabel gelang es nicht, den Spott aus seiner Stimme zu verbannen.
    »Dann sind Sie nicht mit den neuesten Erkenntnissen der Quantenphysik vertraut. Ich gebe hier keine New-Age-Mystik von mir, falls Sie das glauben. Ich rede von der Stringtheorie.«
    »Und das ist Ihr einzigartiges Verkaufsargument, nicht wahr? Digitale Unsterblichkeit?«
    Wiegand lächelte unverändert weiter. »Darf ich Sie etwas fragen: Glauben Sie an die Unsterblichkeit?«
    »Nein. Alles stirbt. Es ist ein einfaches Gesetz der Natur, des Universums. Ich weiß, Sie glauben, dass wir alle ewig in einem Zentralcomputer leben können, aber das ist kein Leben. Nicht einmal eine Existenz, denn es wäre nicht real. Man würde es nicht selbst erfahren. Unsterblichkeit ist unmöglich. Alles stirbt.«
    »Wieder ist es Ihnen nur gelungen, Ihre Unwissenheit zu offenbaren, Herr Fabel. Unsterblichkeit existiert tatsächlich . Hier und jetzt in Ihrer realen Welt. Das holografische Bild im Atrium stellt die Turritopsis nutricula dar. Es ist schön, doch die Projektion ist mehrere Tausend

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