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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Mal größer als das wirkliche Geschöpf, das nur eine Länge von vier oder fünf Millimetern hat. Aber wissen Sie, warum Mister Korn Turritopsis nutricula als Symbol gewählt hat?«
    »Sie werden es mir sicher gleich sagen.«
    »Sie ist wirklich und wahrhaftig unsterblich. Das einzige Lebewesen auf dem Planeten, das unsterblich ist.«
    »Wie ist das möglich?« Fabel war gegen seinen Willen neugierig geworden.
    »Sämtliche Quallen werden geboren, reifen heran und paaren sich. Normalerweise sterben sie unmittelbar nach der Paarung. Die unsterbliche Qualle, wie man Turritopsis nutricula auch nennt, stirbt jedoch nicht. Sie durchlebt einen Prozess der Transdifferenzierung, durch den die Zellen in ihren jugendlichen Zustand zurückverwandelt werden. Sie umgeht das Altern und überlistet den Tod, indem sie wieder zum Polypen wird. Dann reift sie heran, paart sich, durchlebt die Transdifferenzierung und wird erneut zum Polypen. Das kann sie ewig fortsetzen. Also existiert Unsterblichkeit tatsächlich, Herr Fabel. Das Hologramm im Atrium steht für die Kombination von Digitalisierung und Unsterblichkeit. Daneben enthält es eine Umweltbotschaft: Turritopsis nutricula war früher einmal nur in der Karibik zu finden, aber sie ist in den Ballasttanks von Schiffen in alle Gegenden der Welt transportiert worden. Unsere Aktivitäten haben eine Bevölkerungsexplosion dieses Lebewesens ausgelöst. Eines Lebewesens, das sich fortpflanzt und vervielfältigt, aber nie stirbt.«
    »Also, Herr Wiegand, ich weiß, dass Sie der zweitmächtigste Mann in dieser Organisation sind, und ich bin sicher, dass die meisten Ihrer Mitglieder diesen Unsinn vom ewigen Cyberleben glauben, hauptsächlich weil sie einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Aber Sie? Ich bezweifle sehr, dass Sie auch nur ein Wort davon glauben. All das dient lediglich dazu, Menschen unter Kontrolle zu halten und Gewinne zu erzielen. Mich interessiert vor allem, was Sie sonst noch machen. Sie verbergen etwas.«
    Wiegand lächelte sein Milliardärslächeln – leutselig, doch ein wenig herablassend. »Sie haben gesehen, dass wir überall im Gebäude ausgiebig Glas einsetzen, und dafür gibt es zwei Gründe: Erstens verringert dies unsere Abhängigkeit von künstlichem Licht und künstlicher Wärme. Für sämtliche Fenster benutzen wir energiespeicherndes Glas, und das Dach ist ein riesiger Solarkollektor. Zweitens wird unseren Mitgliedern und Besuchern wie Ihnen vermittelt, dass das Pharos-Projekt im Wortsinne durchsichtig ist. Wir haben nichts zu verbergen, Herr Fabel. Nichts.«
    »Das mag die Ansicht derjenigen sein, die von hier hinausblicken«, sagte Fabel. »Aber ich bin mir nicht sicher, dass große Fenster diejenigen außerhalb des Gebäudes überzeugen, die Sie für geheimnistuerisch und manipulativ halten; die der Meinung sind, dass Sie Ihre Mitglieder ausbeuten und alle einschüchtern, die es wagen, Sie zu kritisieren.«
    »Ich freue mich, dass Sie meine Einladung angenommen haben, Herr Hauptkommissar«, überging Wiegand Fabels Worte. »Vielleicht wird die Erfahrung aufschlussreich für Sie sein, und Sie werden feststellen, dass das Pharos-Projekt nichts Heimtückisches oder Sektenhaftes an sich hat. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wenn Sie vorher angerufen hätten, worum ich Sie gebeten hatte. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, und infolge meiner Pflichten als Vizepräsident des Korn-Pharos-Konzerns, meiner Besuche beim Americas Pharos in Maine und meiner Mitwirkung an verschiedenen Umweltprogrammen überall auf der Welt halte ich mich selten hier auf.«
    »Aber Sie haben in den letzten Monaten den größten Teil Ihrer Zeit in diesem Land verbracht, Herr Wiegand. Also müssen Sie hier im Moment ein besonderes Anliegen haben.«
    »Ein besonderes Anliegen? Nein, das würde ich nicht sagen. Oh … Sie meinen den GlobalConcern-Hamburg-Gipfel? Der beansprucht mich natürlich sehr.«
    »Nein, den meinte ich nicht. Ich frage mich, ob es vielleicht etwas mit Meliha Yazar zu tun hat.«
    »Mit wem? Ach ja, Sie hatten sie erwähnt. Eine Frau, mit der der arme Berthold befreundet gewesen sein soll. Nein, leider kenne ich keine Meliha Yazar.«
    »Erlauben Sie mir, Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Sie war die Frau, die Ihre Sicherheitsmaßnahmen durchbrochen und eine erstaunliche Entdeckung über das Pharos-Projekt gemacht hat. So erstaunlich, dass eine Veröffentlichung der Information extrem schädlich für Sie wäre. Vielleicht sogar auf persönlicher

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