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Jan Fabel 06 - Tiefenangst

Titel: Jan Fabel 06 - Tiefenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Entchens mit Hals, Kopf und rotem Schnabel.
    Lachend schlüpfte Fabel aus dem Jackett und zog die Schwimmflügel über seine Hemdsärmel. Dann wurde er sich einer plötzlichen Nüchternheit im Zimmer bewusst, wandte den Kopf und sah Kriminaldirektor van Heiden im Türrahmen stehen.
    »Herr Fabel … auf ein Wort.«
    Fabel streifte die Schwimmflügel verlegen ab, ignorierte sein grinsendes Team und geleitete van Heiden in sein Büro.
    Es war ein recht kurzes Gespräch, und Fabel begriff, dass dies die Art und Weise war, mit der van Heiden seinen Beistand für ihn deutlich machen wollte. Der Kriminaldirektor bestätigte, was Fabel bereits im Krankenhaus von Nicola Brüggemann gehört hatte: dass er nun wieder für alle Ermittlungen zuständig sei, dass er sämtliche notwendigen Maßnahmen ergreifen und die nötigen Mittel anfordern könne. Anscheinend war van Heiden der Situation noch weniger gewachsen als vorher, doch jemand hatte versucht, einen seiner Leute zu ermorden, und dadurch war der polizeiliche Instinkt des Kriminaldirektors geweckt worden.
    »Ich verstehe einfach nicht, was hier vorgeht«, gestand van Heiden aufrichtig bestürzt.
    »Ich verstehe es«, erklärte Fabel. »Deshalb bin ich in den Fluss geschoben worden. Noch kann ich nichts davon beweisen, und ich bezweifle, dass wir je in der Lage sein werden, alles oder auch nur ein Teil davon zu belegen. Aber da die Gefahr besteht, dass jemand einen weiteren Anschlag auf mich unternimmt, werde ich Ihnen die Zusammenhänge erläutern.«
    Er brauchte mehrere Minuten für seinen Bericht. Van Heiden saß schweigend da, hörte aufmerksam zu, wirkte jedoch nach wie vor irritiert. »Ich werde alles aufschreiben«, sagte Fabel. »Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, schicke ich keine E-Mail, sondern lasse Ihnen den Text in Papierform in Ihrem Büro vorbeibringen. Ich weiß nicht, in welchem Maße unser E-Mail-System unterwandert ist.«
    »Also glauben Sie das alles?«, fragte van Heiden.
    »Ja, aber wie gesagt, ich kann es nicht beweisen. Ich habe Herrn Menke angerufen, um die Sache mit ihm zu besprechen. Wir brauchen diesmal jegliche verfügbare Hilfe.«
    Aus irgendeinem Grund hatte Menke Fabel gebeten, sich weder im Präsidium noch im Büro des BfV mit ihm zu treffen, sondern am Hafen, an der Südseite des Flusses. Fabel benutzte ein Auto des Fuhrparks der Polizei und hielt hinter Menkes 3er BMW. Wirkt wie ein Firmenwagen, dachte Fabel und überlegte, ob der BfV-Agent in seiner Freizeit vielleicht Versicherungspolicen verkaufte. Beim Aussteigen wurde Fabel bewusst, dass er wieder an einem Kai, direkt am Wasser, parkte. Sein Schaudern überraschte ihn, und er merkte, dass er plötzlich Angst vor dem Wasser hatte.
    »Wie geht’s?«, fragte Menke, als die beiden Männer einander die Hände schüttelten.
    »Gut. Bin nur ein bisschen durcheinander nach meiner letzten Fahrt in den Hafen.«
    »O Gott, ja«, sagte Menke. »Daran hätte ich denken sollen. Eine nicht sehr sensible Wahl von mir. Entschuldigung. Möchten Sie woanders hinfahren?«
    »Nein, kein Problem.«
    Menke ging am Kai voran. Fabels Blick fiel auf das Hamburger Gelände am anderen Ufer: von der Köhlbrandbrücke bis hin zur Speicherstadt und zur HafenCity. Diese Seite der Elbe, das Südufer, bildete den aktiven Teil der Stadt. Hinter ihnen stapelten gewaltige Kräne Fracht-Container wie Kinderbausteine zu hohen Türmen auf.
    »Bevor wir anfangen …«, sagte Menke. »Haben Sie ein Handy bei sich?«
    »Natürlich. Aber es ist abgeschaltet und liegt im Auto.«
    »Aha. Sie wissen offensichtlich, womit wir es zu tun haben.«
    »Wir haben es mit einer Idee zu tun«, erwiderte Fabel. »Nicht mit einer Realität. Mir ist klar, dass diese Leute über außerordentliche technische Mittel und Fähigkeiten verfügen, aber ich glaube immer noch, dass sie nicht so allwissend sind, wie ihre Öffentlichkeitsarbeit uns glauben machen möchte.«
    »Wirklich nicht?«, meinte Menke. »Mein Geschäft ist es, andere zu beobachten, Herr Fabel. Und ich verfüge über technische Hilfsmittel, die Sie sich nicht vorstellen können. Ich kann vor der Wohnung von Leuten sitzen und genau sehen, was über ihren Computerbildschirm läuft. Damit meine ich nicht, dass ich zum Beispiel in ihr WiFi eindringe. Sie brauchen überhaupt nicht mit einem Hub oder einem Netzwerk verbunden zu sein. Wir haben sogar eine Keystroke-Analyse, die uns verrät, was in einen Computer eingetippt wird, ohne dass wir auf die Festplatte zugreifen müssen. All

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