Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
spürte, wie es sich richtig anfühlte. Gerade als der Lastwagen mit den neuen Schafen um die Ecke bog, gelang ihr der erste perfekte Wurf, und sie jubelte laut vor Freude. »Ich hab es geschafft! Ich hab ihn mit der Hand wieder gefangen! Jetzt bin ich im Kaugummiblasen und sogar im Bumerangwerfen gut.«
»Toll gemacht, Janey«, sagte Bert mit seinem gemächlichen Grinsen. »Aus dir machen wir noch einen waschechten Aussie. Hilfst du mir, die Schafe abzuladen?«
Janey steckte den Bumerang in ihre hintere Jeanstasche und packte mit an. Sie klopfte den Schafen auf die wolligen Rücken und klatschte in die Hände, um die Herde über die Rampe vom Lastwagen hinunter auf die Wiese zu treiben. Zoff half mit, indem er vor den Schafen herumsprang und fauchte, damit sie vor ihm wegliefen. Er sah nach wie vor aus wie Zoff die Agentenkatze, mit seinen goldenen Streifen an der Seite und seiner Elvistolle, die bei jeder Bewegung zwischen seinen Ohren wackelte. Doch selbst er benahm sich merkwürdig. Er verehrte Abe, deswegen verstand Janey nicht, warum er ihm mit seinem Pfotensäbel fast die Hand abgetrennt hatte. Und warum liebte er dieses Taschentuch so heiß und innig?
»Das sind alle.« Bert schloss das Gatter und verriegelte es fest. »Danke Janey. Du und dein ... dein Kater wart eine große Hilfe.«
Janey kraulte das Schaf, das ihr am nächsten stand. »Diese hier sind nett. Zottel wird sie bestimmt auch viel lieber mögen als die anderen«, sagte sie. »Ich geh mal los und hole sie her.«
Zottel war bestimmt auf der Weide hinter dem Labor. Nah dran an den anderen seltsam aussehenden und merkwürdig riechenden Schafen, aber nicht zu dicht. An deren Schaffung Janey beteiligt gewesen war. Sie rochen so sauber und gar nicht wie Schafe, fand Janey. Mit Zoff an ihrer Seite entfernte sie sich von der Hofeinfahrt und lief zurück in Richtung Wohnhaus. Als sie in Höhe der Veranda war, hielt sie an. Es war lustig gewesen mit Bert, aber ihre Freunde und ihre Familie, sogar ihre neue Schwester, waren hier. Sie sollte jetzt eigentlich mal Zeit mit ihnen verbringen. Außerdem gab es da noch ein paar Sachen, die sie in Erfahrung bringen wollte.
Als sie durch die Hintertür in die Küche trat, blieb Janey jedoch entsetzt stehen. Die Szene, die sich ihr bot, glich einem Foto. Alex und Olivia saßen auf der einen Seite des Tisches und starrten mit hängenden Schultern wortlos ins Nichts. Ihnen gegenüber hockten Frau Halliday und Big Rosie in genau derselben Position. Der einzige Unterschied war das kleine Rinnsal aus Marmelade, das Big Rosie aus dem Mund lief. Mehrere Fliegen surrten um sie herum. Selbst als eine sich auf ihre Lippe setzte, zuckte Big Rosie nicht mit der Wimper. Sie sahen alle aus wie Schaufensterpuppen ...
»Big Rosie!«, rief Janey plötzlich. »In deinem Gesicht sind überall Fliegen!«
Beim Klang ihrer Stimme wurden schlagartig alle lebendig. »Diese verflixten Biester!«, schrie Big Rosie und klatschte sich selbst mit beiden Händen ins Gesicht. Sie schlug mit solcher Wucht, dass einen Moment später ihre Wangen feuerrot waren. »Hau ab, du blöde Fliege!«
»Guten Morgen, Janey! Setz dich doch«, sagte Frau Halliday fröhlich und klatschte forsch in die Hände. »Zeit fürs Frühstück!«
»Okay«, erwiderte Janey langsam, während Alex und Olivia auseinanderrückten und für sie einen Stuhl hinschoben. »Geht es euch allen gut? Ihr wart irgendwie in Trance oder so ähnlich.«
»Wir haben nur nachgedacht«, antwortete Alex und nickte ernst. »Das ist gar nicht so leicht, wenn man so doof ist wie Big Rosie und so erbärmlich wie Olivia.«
»Entschuldige, Janey«, sagte Olivia und fing leise an zu schluchzen. »Du hast gar nicht viel gefrühstückt. Soll ich dir noch mehr machen?«
Janey schüttelte den Kopf. »Nein danke. Alex, sei doch bitte nicht so gemein zu Olivia. Ist ... ist wirklich alles in Ordnung mit euch? Big Rosie, letzte Nacht warst du ganz schwach auf den Beinen. Geht's dir wieder gut?«
»Mächtig prächtig. Prima Klima. Wunderbar. Wundervoll.« Big Rosie verstummte nach einem warnenden Blick von Frau Halliday.
Alle sahen Janey erwartungsvoll an, deswegen fuhr sie fort. »Glaubt ihr, dass mit Pa alles in Ordnung ist?«
»Natürlich!«, antworteten sie im Chor.
Janey fühlte sich unbehaglich. Es kam ihr vor, als würden sie ihr ein Geheimnis verschweigen. »Ihr würdet mir doch sagen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung wäre, oder? Frau Halliday, sie waren von dieser Schafgeschichte doch
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